Vergleich: Schickele, „Mondaufgang“ und Eichendorff, „Mondnacht“ (Mat4724)

Worum es hier geht:

Manchmal liegen Epochen gar nicht so weit auseinander, wie man meinen könnte. So ist es auch bei dem Gedicht „Mondaufgang“ des expressionistischen Dichters René Schickele, das viel Ähnlichkeit mit Eichendorffs „Mondnacht“ hat.

Das Gedicht – bearbeitet

Kurzvorstellung des Gedichts:

Das Gedicht präsentiert eine sehr positive Sicht der Nacht, weil dort zwar „das letzte Licht“ (02) erlischt, aber zugleich Platz wird für eine neue Sicht, die vom Mond geprägt ist, der Klarheit schafft und das Herz freimacht von all dem Falschen, was der Tag mit sich bringt.

Klausurbedeutung:

Das Folgende haben wir aus einem EBook übernommen, das wir hier mit Erlaubnis des Verfassers nutzen dürfen. Da werden noch mehr wichtige Gedichte des Expressionismus vorgestellt und jeweils im Hinblick auf den möglichen Einsatz bei einer Klausur bewertet.

Zu bekommen ist es u.a. hier.

Klausurbedeutung: @@@@
(Die Anzahl der @-Zeichen macht unsere Einschätzung der Klausurbedeutung sichtbar – wie die Sternchen bei Hotel-Bewertungen!)

Als Klausur ist das Gedicht sehr geeignet, wenn es darum geht, eine noch stark von der Romantik geprägte Sicht aus der Zeit des Expressionismus genauer zu untersuchen.
Allerdings liegt da auch zugleich die Schwierigkeit, weil die Unterschiede gar nicht so groß sind. Die Aufgabe wird allerdings leichter, wenn man das folgende Gedicht von Eichendorff zum Vergleich heranzieht.

Anregungen:

1. Man könnte zum Beispiel darüber diskutieren, ob nicht wirklich manchmal mehr Licht, das man in eine Sache hineinbringt, zu weniger Klarheit führt. Vergleichend heranziehen kann man das berühmte Zitat aus Shakespeares Hamlet, die von August Wilhelm von Schlegel so übersetzt wurde:

Dass wir die Übel, die wir haben, lieber
Ertragen als zu unbekannten fliehn.
So macht Bewußtsein Feige aus uns allen;
Der angebornen Farbe der Entschließung
Wird des Gedankens Blässe angekränkelt;

https://de.wikipedia.org/wiki/Sein_oder_Nichtsein,_das_ist_hier_die_Frage

2. Kommen wir nun zum Vergleich mit dem Gedicht von Eichendorff:

Das Entscheidende ist, dass hier nichts Negatives über die Wirklichkeit des Tages gesagt wird. Es geht um etwas noch Schöneres, das mit dem Himmel und damit auch mit Transzendenz, dem Jenseits, mit Gott zu tun hat.
Bezeichnend ist, dass die Seele sich dort wie zuhause fühlt, geborgen, sicher.

Erweiterung der Perspektive:

Hier noch ein anderes Gedicht von Eichendorff, das ebenfalls die Nacht gegenüber dem Tage lobt:

Joseph von Eichendorff,

Nachtlied

01: Vergangen ist der lichte Tag,

02: Von ferne kommt der Glocken Schlag;

03: So reist die Zeit die ganze Nacht,

04: Nimmt manchen mit, ders nicht gedacht.

 

05: Wo ist nun hin die bunte Lust,

06: Des Freundes Trost und treue Brust,

07: Des Weibes süßer Augenschein?

08: Will keiner mit mir munter sein?

 

09: Da’s nun so stille auf der Welt,

10: Ziehn Wolken einsam übers Feld,

11: Und Feld und Baum besprechen sich, –

12: O Menschenkind! was schauert dich?

 

13: Wie weit die falsche Welt auch sei,

14: Bleibt mir doch Einer nur getreu,

15: Der mit mir weint, der mit mir wacht,

16: Wenn ich nur recht an ihn gedacht.

 

17: Frisch auf denn, liebe Nachtigall,

18: Du Wasserfall mit hellem Schall!

19: Gott loben wollen wir vereint,

20: Bis dass der lichte Morgen scheint!

Der Lösung einer Gedicht-Aufgabe bei der Entstehung zusehen:

Wir haben das am Beispiel von Eichendorff, „Mondnacht“ mal ausprobiert. Die Frage dabei war und ist: Wieviel Romantik steckt in dem Gedicht?

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

https://textaussage.de/weitere-infos