Warum war Gustav Stresemanns Tod so ein Verlust für die Weimarer Republik? (Mat8488)

Worum es hier geht:

Die Weimarer Republik startete unter schwierigen Bedingungen – aber ihre goldenen Mitteljahre waren und sind mit einem Namen verknüpft: Gustav Stresemann.

Wir zeigen, warum dieser Mann so wichtig und sein früher Tod so verhängnisvoll war.

1. Beginn als Vertreter der Industrie:

Stresemann stammt aus der Welt des Kaiserreichs, begann als Interessenvertreter der Industrie und wurde nach der Novemberrevolution Vorsitzender der rechtsliberalen DVP, die sogar die Monarchie wiederherstellen wollte

2. Abbruch des „Ruhrkampfes“ und Beendigung der Hyper-Inflation

Im Jahr des sog. „Ruhrkampfes“ 1923 beendete er den Konflikt mit Frankreich und sorgte dafür, dass Deutschland nach der Hyperinflation eine neue Währung bekam, der man vertraute und die dann auch stabil blieb.

3. Langjähriger Außenminister (1923-1929)

Nach seinem baldigen Sturz als Reichskanzler blieb er viele Jahre Außenminister – bis zu seinem Tod 1929.

4. Ausgleich mit Frankreich im Westen (1925)

Seine wichtigste Leistung hier liegt im Ausgleich mit Frankreich, d.h. der nachträglichen freiwilligen Anerkennung der Westgrenze Deutschlands und damit des Verlustes von Elsass-Lothringen – in den Locarno-Verträgen von 1925.

5. Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund (1926)

Als „Dank“ wurde Deutschland 1926 in den vorher von den westalliierten Siegermächten E und F dominierten Völkerbund aufgenommen – und dort sogar in den „Rat“, was eine besondere Anerkennung bedeutete. Deutschland war kein Paria mehr. Stresemann bekam sogar mit seinem französischen Amtskollegen Briand den Friedensnobelpreis.

6. Wunsch nach Veränderungen an der Ostgrenze

Unabhängig davon wollte Stresemann die friedliche „Revision“, d.h. Änderung wichtiger Bestimmungen des Versailler Vertrages.  Das betraf vor allem die deutsche Ostgrenze mit Polen, die von der Weimarer Republik nie freiwillig anerkannt wurde.

7. „Kommerzialisierung“ der Reparationsverpflichtungen

Wichtig ist noch,  dass Stresemann mit dazu beitrug, 1924 im sog. Dawes-Abkommen die deutschen Reparationszahlungen auf ein erträgliches Maß zu mindern, Nachteil war und blieb, dass sie langsam stiegen – und nicht in der Gesamthöhe festgelegt wurden. Das führte 1929 zum Young-Plan, der Hitler viel Munition lieferte (noch jahrzehntelange Zahlungen waren vorgesehen).

Von „Kommerzialisierung“ der Verpflichtungen spricht man, weil jetzt nicht wie bei der Ruhrbesetzung 1923 militärische Lösungen angestrebt wurden, sondern eben „kaufmännische“.

8. Stresemanns zu früher Tod 1929

Viel zu früh starb Stresemann im Oktober 1929 – im gleichen Monat, in dem die Weltwirtschaftskrise begann. Das heißt: Genau in dem Moment, als Deutschland am dringendsten einen Politiker von solchen Fähigkeiten benötigte, verlor es diesen Stresemann. Das trug mit zum Scheitern der Weimarer Republik bei.

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