Günther Weisenborn, „Zwei Männer“ – oder die Frage: Was sagen wir heute zu soviel „Männlichkeit“?
Es geht in dieser Geschichte um das Verhalten von Menschen in Lebensgefahr in einer altertümlich wirkenden Atmosphäre. Da gibt es noch anscheinend unerschütterliche Männer, die sich ihrem Schicksal stellen, auch den Verlust der eigenen Frau an sich abprallen lassen.
Es gibt noch eine Kameradschaft, die jeden Egoismus überwindet.
Fast konsequent sind am Ende die Rettung und die Bereitschaft zum gemeinsamen Neubeginn.
Wir konzentrieren uns in unserem Schaubild vor allem auf die Frage der Aussage(n), die Intentionalität der Kurzgeschichte. Hier kommt einem heutzutage manches sehr fremdartig vor – eine gute Voraussetzung für eine lebhafte und vielleicht auch kontroverse Diskussion.
Anmerkungen zum Schaubild:
Das Schaubild konzentriert sich bei dieser Geschichte auf die Elemente, die zur Aussage, zur Intentionalität besonders beitragen.
Da ist zunächst einmal die stoische (sich in sein Schicksal ergebende, zugleich aber seine Würde bewahrende) Gelassenheit der beiden Männer. Beim Farmer wird das Wissen um die „Vernichtung“ hervorgehoben, beim Indio sein „eisernes Gesicht“ und die sehr distanzierte Haltung gegenüber dem Tod der eigenen Frau.
Dann ist da die Überleitung zur sich verschlimmernden Situation, die „eine Nacht“, die ihnen noch bleibt.
Eine große Rolle spielt die Überlegenheit und Stärke der Natur, wie sie sich im „Donnern des Parana“ zeigt, das zum Todesurteil wird. Demgegenüber hilft das nicht mehr, was diese Männer sonst stark machte, nämlich „Patronen“ und „scharfes Auge“.
Das Sterben der Tiere geht über die Todeserwartung hinaus, zeigt bereits Todesrealität.
Sehr plastisch ausgemalt wird der ständig kleiner werdende Rest des Hauses als einzige Basis für das Überleben.
In eine Spalte gepackt haben wir die Entwicklung zwischen den beiden Figuren: Ganz unten die Bereitschaft des Indios, alle Mittel einzusetzen, um selbst zu überlegen. Im Kampf auf Leben und Tod hat er keine Bedenken, den Farmer ins Wasser zu stoßen.
Dessen kameradschaftliche Geste der Teilung der letzten Zigarette bringt dann eine erstaunliche Wende ins Gegenteil: Jetzt will sich der Indio opfern, das wird aber vom Farmer verhindert, der das auch noch mit harter Kritik verbindet.
Ganz überraschend und fast nebenbei wird über die Rettung berichtet, sie scheint nicht so wichtig zu sein wie das, was sich auf dem Hausdach abgespielt hat. Das Fazit des Ganzen: Angesichts der neuen Situation zeigt sich jetzt die aktive Variante dieser unglaublichen Gelassenheit, nämlich die Bereitschaft zum Wiederaufbau.