Wolfgang Borcherts Kurzgeschichte „Das Brot“ – eine Geschichte um Not, Liebe und Lüge (Mat7055)

Wolfgang Borcherts Kurzgeschichte „Das Brot“ – eine Geschichte um Not, Liebe und Lüge

Diese immer noch aktuelle Geschichte behandelt vor dem Hintergrund der Not nach dem Zweiten Weltkrieg eine hochinteressante Mischung aus Liebe und Lüge.

Wir arbeiten das in einem Schaubild heraus und zeigen auf, wie man die Problematik und Aussage der Geschichte auf die heutige Zeit übertragen könnte.

Kurz-Info zu Thema und Inhalt
Umgang mit Not und Lüge in schwierigen Zeiten

Inhaltsangabe:
In der Geschichte geht es um einen Mann, der in Notzeiten nachts von seiner Frau erwischt wird, wie er sich in der Küche mehr Brot nimmt, als ihm eigentlich zusteht. Beide versuchen, die peinliche Situation zu überspielen, wobei der Mann die Unwahrheit sagt und seine Frau aus Rücksichtnahme zu ihm darauf eingeht. Am nächsten Tag gibt sie ihm von sich aus eine Scheibe mehr Brot, weil sie es angeblich nicht verträgt.

Bedeutung der Geschichte: -> Was zeigt die Geschichte?
Die Geschichte zeigt zum einen die Not, die zum Beispiel unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland herrschte und damals vor allem Hunger mit sich brachte. Zudem wird außerdem der hilflose Versuch des Mannes deutlich, sich irgendwie aus der Situation herauszureden. Im Mittelpunkt steht aber  das letztlich wohl liebevolle Verhalten der Frau, die bei der Lüge mitmacht und dann noch selbst eine kleine Unwahrheit beisteuert, damit er ganz offen etwas von ihrem Brot annehmen kann.
Das Problem ist, dass das alles dem Mann am Ende immer noch peinlich ist, offensichtlich ist er sich seiner Schuld bewusst, die alles weitere ausgelöst hat.
Einiges spricht am Ende dafür, dass die Frau ihm möglicherweise auch daraus noch heraushelfen wird, weil sie sich am Ende ins „Licht“ und zu ihm an den Tisch setzt.

Anmerkungen zum Schaubild:

Das Schaubild konzentriert sich vor allem auf die Frage der verschiedenen „Lügen“. Zunächst gibt es da eine doppelte, nämlich die verschleiernde des Mannes, der einen falschen Grund für seinen nächtlichen Ausflug in die Küche angibt.

Aber auch die Frau ist nicht „wahrhaftig“, weil sie das falsche Spiel mitmacht – allerdings wohl aus einem guten, fürsorglichen, vielleicht sogar liebevollen Motiv heraus.
Ihre Aktion am nächsten Tag ist dann ganz eindeutig gut – sie gibt etwas von ihrem Brot ab an den ewig hungrigen Mann. Aber mit der Erklärung begibt sie sich wieder auf das Feld der Unehrlichkeit – und die schuldbewusste Reaktion des Mannes zeigt, dass hier noch keine gute Lösung erreicht worden ist.

Zwar zeigt sich viel Fürsorge und Verständnis, aber eben auch Unehrlichkeit.
Umso wichtiger ist der letzte Satz, der wohl deutlich machen soll, dass die Frau das Licht und die Nähe zu ihrem Mann nicht scheut – eine gute Voraussetzung für ein offenes Gespräch – zu dem es aber in der Kurzgeschichte nicht mehr kommt. Aber man kann sie ja weiterdenken.

Inwiefern und inwieweit handelt es sich um eine Kurzgeschichte?.
Es handelt sich um eine klassische Kurzgeschichte, die sehr direkt einsteigt und so gut wie nichts über die Umstände und die Vorgeschichte präsentiert. Auch der Schluss ist sehr offen, weil man nicht weiß, was damit gemeint ist, wenn die Frau sich am Ende „unter die Lampe an den Tisch“ setzt.
Am überzeugendsten dürfte wohl die Erklärung sein, dass sie zwar die hilfreich gemeinte Lüge über sich bringt, aber doch einige Zeit gebraucht, bis sie sich wieder ihrem Mann annähern kann.

Erläuterung des folgenden Schaubildes

Das Schaubild verdeutlicht das Wesen der Kurzgeschichte am Beispiel des Lichtkegels einer Taschenlampe. Man sieht nur einen kleinen Ausschnitt – eingetragen sind hier Schlüsselwörter von Borcherts Kurzgeschichte „Das Brot“ (Küche, Teller, Lüge, 4. Schnitte, Verlegenheit/Schuldgefühl).
Was davor geschehen sein könnte, wird nicht behandelt, noch wichtiger bei dieser Geschichte: Es wird nicht geklärt, was aus dieser immer noch etwas verfahrenen Situation wird bzw. werden könnte.

Anmerkungen zum Einsatz als Klassenarbeit.
Die  Kurzgeschichte ist gut als Klassenarbeit einsetzbar, allerdings sollten die Schüler die historische Situation kennen, die der Geschichte zugrundeliegt. Am leichtesten ist das gewährleistet, wenn vorher andere Geschichten von Borchert behandelt worden sind

Ideen zum Einsatz im Unterricht

Die besten Kurzgeschichten für die Schule

Eine Leserin hat dort bei Amazon die folgende Anmerkung hinterlassen:

„Mir hat das Buch persönlich sehr geholfen. Denn die Kurzgeschichten waren gut zusammengefasst und die Interpretation oder, warum es eine Kurzgeschichte ist, waren sehr gut erklärt.Auch das extra Schaubilder angefertigt wurden, zeigt von viel Arbeit und Mühe. Respekt an den Autor! Aber auch seine weiteren Werke sind sehr gut. Kann ich alle nur weiter empfehlen.“

Das zugehörige Lernvideo

Wir haben zu dieser Kurzgeschichte einen kleinen Film gemacht, in dem gezeigt wird, wie man mit vier Farben und ein bisschen Nachdenken zu einer guten Inhaltsangabe kommt.

Zu finden ist alles hier.

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

https://textaussage.de/weitere-infos