5-Minuten-Tipp zu Herders Gedicht „Lied des Lebens“ – eine Spielart des barocken „Carpe diem“ ohne deutliche christliche Jenseitsperspektive (Mat5266)

Worum es hier geht:

Es geht um eine kurze Erläuterung und Auswertung des Gedichtes von Herder.

Das Gedicht ist z.B. hier zu finden.

Johann Gottfried Herder

Lied des Lebens

 

  1. Flüchtiger als Wind und Welle
  2. Flieht die Zeit; was hält sie auf?
  3. Sie genießen auf der Stelle,
  4. Sie ergreifen schnell im Lauf;
  5. Das, ihr Brüder, hält ihr Schweben,
  6. Hält die Flucht der Tage ein.
  7. Schneller Gang ist unser Leben,
  8. Lasst uns Rosen auf ihn streun.
  • Die erste Strophe geht vom Phänomen der flüchtigen Zeit und damit der Vergänglichkeit aus.
  • Als Mittel dagegen wird Genuss empfohlen
  • In gewisser Weise erinnert dieses Gedicht an das Motto „Carpe diem“ (Nutze den Tag) der Barockzeit

 

  1. Rosen; denn die Tage sinken
  2. In des Winters Nebelmeer.
  3. Rosen; denn sie blühn und blinken
  4. Links und rechts noch um uns her.
  5. Rosen stehn auf jedem Zweige
  6. Jeder schönen Jugendtat.
  7. Wohl ihm, der bis auf die Neige
  8. Rein gelebt sein Leben hat.
  • Diese Strophe präsentiert ein Loblied auf die in der ersten Strophe schon genannte Rose.
  • Sie „blühn und blinken“ und sind damit ein Gegenmittel gegen das „Nebelmeer“ des Lebens.

 

  1. Tage, werdet uns zum Kranze
  2. Der des Greises Schläf‘ umzieht
  3. Und um sie in frischem Glanze
  4. Wie ein Traum der Jugend blüht.
  5. Auch die dunkeln Blumen kühlen
  6. Uns mit Ruhe, doppelt-süß;
  7. Und die lauen Lüfte spielen
  8. Freundlich uns ins Paradies.
  • Hier wird das Ergebnis eines rosenorientierten Lebens präsentiert.
  • Sie werden zu einem „Kranz“, auf den man auch noch im Alter zurückgreifen kann.
  • Wohl im Sinne von Erinnerung.
  • Am Ende dann die Andeutung, dass man auf diese Art sogar ins „Paradies“ „gespielt“ werden kann.

 

Insgesamt ein Gedicht,

  1. Das von der Vergänglichkeit des Lebens ausgeht
  2. und ihm eine Rosenkultur entgegenstellt.
  3. Die wird allerdings nur angedeutet.
  4. Letztlich bleibt wohl nur etwas wie Erinnerung an schöne Tage und Zeiten.
  5. die sogar am Ende eine Paradiesperspektive eröffnen.
  6. Die bleibt aber thesenhaft – und man hat als Leser den Eindruck, dass sich hier jemand selbst trösten will.
  7. Das ist in gewisser Weise eine Barock-Perspektive, aber ohne die dort vorhandene christliche Jenseitsperspektive.

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