A. de Nora, „Nicht außen ist die Heimat“ (Mat6051)

Worum es hier geht:

Anmerkungen zu dem Gedicht „Nicht außen ist die Heimat“.

Beim Verfasser handelt es sich um Alfred Noder, der dieses Gedicht 1916 veröffentlicht hat.

Zu finden ist das Gedicht u.a. hier.
http://www.poesiepfad.de/documente/de%20Nora%20-%20Gedicht%20zum%20Thema%20Heimat.pdf

Anmerkungen zu Strophe 1

Nicht außen ist die Heimat. Nicht die Stelle
Ist Heimat schon, wo unsre Wiege stand!
Nein, wir erschaffen uns das Vaterland
Erst in der eignen Brust geheimster Zelle.

  • Die erste Strophe macht deutlich, dass Heimat in erster Linie kein Ort ist, sondern etwas, was man sich in seinem Inneren dazu macht.
  • Das kann natürlich ein Ort sein,
  • aber genauso eine Gruppe von Menschen,
  • oder vielleicht sogar die Bücher der eigenen Bibliothek
  • oder wohl etwas schülernäher: alle Spiele der eigenen Mannschaft oder auch die Konzerte der Gruppe, die man ins Herz geschlossen hat.

Anmerkungen zu Strophe 2

Erst das ist Heimat, was den Weg zur Schwelle
Des Herzens aus der Welt der Dinge fand,
Was unauflöslich sich mit uns verband,
Das Liebgewordne, das Erinnrungshelle…

  • Sehr schön deutet die zweite Strophe an, wie etwas denn in das eigene Innere kommen kann.
  • Es kommt aus der großen und vielfältigen „Welt der Dinge“
  • und muss dann einen „Weg“ finden
  • zu der Stelle, wo sich das eigene Herz öffnet.
    • Jeder kann das nachvollziehen, der darüber nachdenkt, was ihm warum und seit wann besonders viel bedeutet. Das kann zum Beispiel der Moment sein, in dem man zum ersten Mal aus dem kalten Norden Europas den Alpenhauptkamm Richtung Tessing oder Oberitalien überquert.
    • Oder es ist ein Konzert, in dem man zum ersten Mal die Musik gehört hat, die man nicht für möglich gehalten hat.
    • Ein Schüler hat mal, als er zum ersten Mal eins der Brandburgischen Konzerte Johann Sebastian Bachs hörte, zu seinem Musiklehrer gesagt, das klinge wie eine Orgel (mehr an Musikinstrumenten kannte er bis dahin wohl nicht). Er stieß damit auf wenig Verständnis – aber die Begeisterung war echt und zeigte, dass dieses Musikstück die Schwelle zum Inneren überwunden hatte.
  • Der Schlussteil der Strophe beschreibt dann, was Heimat anschließend bedeutet: eine enge Verbindung, die eigentlich nie mehr verlorengehen kann – auf jeden Fall nicht im Inneren.
  • Sehr schön ist die Verbindung mit „Liebe“ und heller (das erinnert den Schreiber dieser Zeilen wieder an den Alpenhauptkamm 😉 Erinnerung in der Schlusszeile.

Anmerkungen zu Strophe 3

  • Das lässt sich nicht wie Nam‘ und Wappen erben
    Durch ein Geborenwerden; das gebiert
    Sich selbst aus Leid und Lust, Glück und Verderben:
  • Interessant ist hier der Hinweis darauf, dass „Heimat“ nicht einfach weitergegeben werden kann,
  • sondern eben im Inneren der Menschen wie neues Leben entstehen muss.
  • Und es sind meist die großen Gefühle, die dabei Pate stehen.

Anmerkungen zu Strophe 4

Ein Stück Natur, das ein Stück Seele wird –
Das ist die Heimat, die man nie verliert,
Und mag man in der fernsten Fremde sterben.

  • Das letzte Terzett des Sonetts (dreizeilige Strophe im Vergleich zu den Vierzeilern am Anfang) fasst noch mal zusammen, was dem lyrischen Ich „Heimat“ bedeutet.
  • Interessant ist die Verwendung des Begriffs „Natur“ – wenn es doch auch um Musik gehen kann.
  • Gemeint ist mit „Natur“ hier wohl einfach „Welt“ wie in der zweiten Strophe – und dazu gehört eben der ganze Reichtum des Daseins.
  • Noch einmal wird auch das gewissermaßen ewige Bündnis zwischen einem Ich und einem Stück Welt hervorgehoben, das nicht nur das ganze Leben durchhält, sondern auch die größtmögliche räumliche Entfernung.

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