Analyse einer Dramenszene – Beispiel für die Kärung der Voraussetzungen Schiller, Kabale, 2-1 (Mat106)

Worum es hier geht:

Drama – das heißt: Es gibt einen Konflikt.

Wenn man eine bestimmte Szene analysieren soll, dann muss man klären:
Wie ist denn der Stand der Auseinandersetzung zu Beginn der Szene.

Das kann so einfach sein – man muss nur einen einfachen Trick anwenden. Das angehängte Material zeigt an einem Beispiel, wie es geht.

Hier die Vorschau – unten der Anhang.

Mat 106:

Szenen-Analyse: Beispiel für die Klärung des Ausgangstandes eines Konfliktes

Vorab ein Tipp: Man geht einfach die vorausgehenden Szenen durch, notiert sich – soweit noch nicht geschehen – die Entwicklungsschritte des Konfliktes und fasst sie anschließend mit Konzentration auf die Zielszene zusammen. Wichtig ist, dass man dabei nicht eine Art fortlaufende Inhaltsangabe verfasst, sondern zunehmend genauer wird. D.h.: frühere Entwicklungen können immer stärker zusammengefasst werden, während man am Ende genau auf die Situation eingeht, die kurz vor dem Ziel der Analyse liegt.

Im folgenden wird das am Beispiel der siebten Szene des ersten Aktes gezeigt.

Erster Akt, erste Szene: Miller erkennt und beklagt: der „Handel“ wird „ernsthaft“, d.h. der Kontakt zwischen seiner bürgerlichen Tochter und dem adeligen Major fängt an, wirkliche Probleme zu bereiten. Miller hofft noch, die Situation durch den direkten Gang zum Präsidenten entschärfen zu können, was angesichts der weiteren Entwicklung ein großes Missverständnis ist.

I,2: Die Situation wird noch ernster, weil mit dem Sekretär Wurm ein zweiter Bewerber um die Gunst Luises auftaucht, den Miller am Ende zwar als „Hund“ verachtet, der aber das zu erwartende „Donnerwetter“ noch verschärfen kann.

I,3: Die Situation scheint sich zu entspannen, weil Luise auf ihren Ferdinand im Diesseits verzichten und ihn gewissermaßen nur still, passiv lieben will.

I,4: Unter dem Einfluss eines Gesprächs mit dem selbstbewusst-stürmischen Ferdinand wird in Luise ein „Feuerbrand“ entzündet, der nicht mehr gelöscht werden kann, was den Konflikt wieder auf das alte Eskalationsniveau hebt.

I,5: Der Plan des Präsidenten, Ferdinand mit der Mätresse des Herzogs zu verheiraten, bedeutet eine Verschärfung der ständischen Rahmenbedingungen, die eine Beziehung zur Tochter eines Bürgers unmöglich machen.

I,6: Dadurch dass der Präsident den Hofmarschall wie eine Art Lautsprecher für die angestrebte Hochzeit Ferdinand mit der Lady benutzt, wird die Öffentlichkeit einbezogen, was eine diskrete Lösung unmöglich macht.

I,7: Am Ende eines Gespräches zwischen Ferdinand und seinem Vater, dem Präsidenten, stehen gegenseitige Drohungen, eine vorläufige Spitze der Konfrontation ist erreicht.

Damit hat man alles geklärt, was nötig ist, um die weitere Entwicklung des Konflikts zu Beginn des II. Aktes klären zu können:

Hier kommen ein anderer Schauplatz und damit zugleich eine andere Ebene des Konflikts ins Spiel, nämlich das Interesse und die Aktivitäten der Lady, die bisher nur indirekt im Spiel war. Bald wird sich zeigen, dass zu dem ständisch-politischen Konfliktstoff noch die Leidenschaft einer mächtigen Frau und ihr persönlicher Einfluss auf den bisher scheinbar so liebesklaren Ferdinand hinzukommen.

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Beispiel für die Klärung der Voraussetzungen zu Beginn einer Szenenanalyse: am Beispiel von Kabale und Liebe, zweiter Akt, erste Szene
Mat106 Beispiel Klärung Voraussetzungen […]
Mat106 Beispiel Klärung Voraussetzungen Szenenanalyse Kabale II-1 (1)
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