Analyse einer rätselhaften „Kurzgeschichte“: Concerto russe (Mat314)

Worum es hier geht:

Am Beispiel des Romananfangs „Concerto russe“ kann man gut sehen, wie man einen auf den ersten Blick rätselhaften Text verstehen und dann auch kurz inhaltlich und in der Aussage zusammenfassen kann.

Da dieser Romananfang in der Schule durchaus auch für sich präsentiert wird, behandeln wir ihn hier wie eine Kurzgeschichte. Später kann man dann mal überlegen, wie das sein kann, dass ein Romananfang auch so „genutzt“werden kann.

Einleitung mit Angabe des Themas:

In dem erzählenden Text „Concerto russe“ von Maarten ‚t Hart geht es um den Ausbruch aus selbstgefälliger Zufriedenheit mit dem, was man bereits kennt.

Verdeutlicht wird das an einem Mann, der abends spazierengeht und sich dabei von jugendlicher Popmusik gestört fühlt. In einer anderen Straße hört er dann einen Teil aus einem Musikstück, das er nicht kennt, das ihn aber tief beeindruckt.

Einleitung mit Beschränkung auf den Inhalt

[Einleitungssatz mit Überleitung von Angaben zur Gattung, zum Titel und zum Verfasser hin zur Ausgangssituation]

In dem erzählenden Text „Concerto russe“ von Maarten ‚t Hart geht es um einen Mann, der abends spazierengeht und sich dabei von jugendlicher Popmusik gestört fühlt. In einer anderen Straße hört er dann einen Teil aus einem Musikstück, das er nicht kennt, das ihn aber tief beeindruckt.

[Überleitung zur Phase der Irritation, der Verunsicherung]
Als er bereits ein paar Straßen weitergegangen ist, merkt er plötzlich, dass ihn die Musik nicht nur beeindruckt hat, sondern dass es ihn auch empört, dass er sie nicht gekannt hat.

[Beginn der Darstellung der Recherche-Bemühungen]
Er geht dann im Kopf alle Möglichkeiten durch, die er kennt, kauft sich sogar für viel Geld alle möglichen Violinkonzerte, aus denen der gehörte Ausschnitt stammen könnte.

[Überleitung von den Bemühungen zum Versuch, mit dem Scheitern fertigzuwerden]
Auch Freunde und Bekannte können ihm nicht weiterhelfen. Schließlich versucht er sich damit zu trösten, dass es wohl ein ganz unbekanntes Stück gewesen ist, das ihn nur wegen der besonderen Atmosphäre beeindruckt hat, in der er es gehört hat.

[Sprung in eine neue, höhere Erkenntnis, nämlich der eigenen Beschränktheit]

Aber der Eindruck, etwas Großes gehört zu haben, an das er aber nicht herankommen kann, bleibt. Schließlich bringt ihn das zu der Erkenntnis, dass es möglicherweise noch unendlich viel mehr Schönes geben könnte, als er bisher angenommen hat.

„Aussage“ bzw. Intentionalität des Erzählausschnitts:
Die Kurzgeschichte zeigt weniger eine dem Leser übertrieben vorkommende, fast schon neurotische Anstrengung, etwas erfolgreich zu recherchieren. Vielmehr zerstört sie zunächst beim Ich-Erzähler und dann auch beim Leser die Zufriedenheit mit dem, was was kennt, ganz grundsätzlich, macht ihm deutlich, wie unendlich mehr es geben könnte. Dem Leser bleibt es überlassen, daraus die Konsequenz zu ziehen: Er kann sich mit einem einmaligen Erlebnis begnügen, er kann sich aber auch viel häufiger auf den Weg machen, um von dem vielen Möglichen zumindest das eine oder andere kennenzulernen, was ihm der Zufall schenkt. Diesen hätte er natürlich sehr viel besser nutzen können, indem er seine Recherchen auf den Ort konzentriert hätte, an dem er die ungewöhnliche Musik gehört hatte.

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