Aus einem Gedichte eine Kurzgeschichte machen: Rauner, Als mein Vater (Mat7139)

Worum es hier geht:

  • Es kann eine reizvoller Aufgabe sein, ein Gedicht in eine  Kurzgeschichte umzuwandeln.
  • Dabei wird nämlich besser klar, was die Unterschiede zwischen den literarischen Gattungen sind
  • Das Gedicht sollte allerdings eine Entwicklung enthalten, die auf einen möglichen Wendepunkt zusteuert.

Wir gehen hier von dem Gedicht „Als mein Vater…“ von Liselotte Rauner aus, bei dem es genau um so etwas geht.

Der Text ist u.a. auch hier zu finden.

Wir präsentieren hier nur die Schlüssel-Zitate:

Näheres zu diesem Gedicht findet sich auf dieser Seite:

https://textaussage.de/liselotte-rauner-als-mein-vater

Was man sich klarmachen muss:

  • Für eine Kurzgeschichte muss man sich zum einen klarmachen,
    1. und was für ein Konflikt es sich handelt.
    2. Dann muss man die Lücken des Gedichtes füllen. Dazu gehört zum Beispiel sich zu überlegen, welche ungefähren Vorstellungen von Glück das Kind gehabt haben könnte.
    3. Als Nächstes wäre dann die Frage zu beantworten, was die Vorstellung des Vaters waren.
    4. Schließlich muss man sich doch etwas ausdenken, was die weitere Entwicklung des Kindes angeht. Die einfachste Lösung besteht darin, dass es versucht hat, den Wünschen des Vaters gerecht zu werden.
    5. Schließlich braucht man dann den Moment, an dem dieses großgewordene Kind auf sein bisheriges Leben zurückblickt und feststellt, dass es den falschen Weg geraten ist.
  • Damit ist eigentlich auch schon die Konstruktion der Kurzgeschichte klar:
    1. Die Tochter (nennen wir sie Maren) hat zum Beispiel jahrelang als Anwältin in großen Kanzleien gearbeitet und trifft nach langer Zeit auf eine Freundin (nennen wir sie Lisa), die gerade Mutter geworden ist.
    2. Das wiederum löst bei Maren das Nachdenken darüber aus, was in ihrem Leben anders hätte laufen können.
    3. Wichtig für eine Kurzgeschichte wäre dann, dass sie nicht nur einen bedeutungsvollen Ausschnitt aus dem Leben eines Menschen zeigt und die Rückschau auf frühere Zeiten. Sondern es sollte auch ein möglichst offener Schluss da sein, denn der macht die Geschichte ja für die Leser noch interessanter und regt sie zu eigenem nachdenken an.

So könnte die Geschichte aussehen

  1. Einstieg:
    Die erfolgreiche, aber auch etwas gestresste Rechtsanwältin Maren ist müde nach Hause gekommen, hat einigen Ärger gehabt und freut sich jetzt auf ein ruhiges Wochenende. Ihr Freund Sören ist noch auf Geschäftsreise und kommt erst am nächsten Tag nach Hause. 
  2. Dann da Anruf von Lisa, einer ehemaligen Freundin, die ihr mitteilt, sie sei in ihr Elternhaus zurückgekehrt und wolle sich gerne mal wieder mit ihr treffen.
  3. Maren lässt sich motivieren und sagt zu.
  4. Dann der Hammer: Restaurant geht nicht. Lisa muss auf ihr Baby aufpassen.
  5. Maren: Was, du hast ein Baby?
  6. Dann löst sich bei Lisa ein Wasserfall an Emotionen und Erklärungen.
  7. Schließlich macht sich Müdigkeit breit. Man verabredet ein Treffen am nächsten Tag.
  8. Nun ist Maren mit ihren Gedanken allein.
  9. In denen wird dann die Vorgeschichte soweit aufgerollt, bis Maren an einem entscheidenden Punkt angelangt ist. Vor dem Aufbruch zur Geschäftsreise hat er sie nämlich wieder einmal gefragt, ob sie nicht doch endlich ein Kind bekommen sollten.

Worauf es jetzt ankommt:

Dies ist natürlich noch nicht die Geschichte. Aber die Erzählschritte sind einigermaßen klar.

Jetzt kann man die individuell abändern bzw. ergänzen und dann die Geschichte wirklich ausschreiben.

Wir würden z.B. so anfangen:

  • Es war wieder einer dieser hammerharten Tage gewesen in der Kanzlei. Noch kurz vor 18 Uhr  war der Chef gekommen und hatte ihr einen Stapel Akten auf den Tisch gelegt. „Geht das bis Montag?“ Natürlich ging es. So war sie eben: Ausreden gab es für sie nicht.
  • Zu Hause angekommen, freute sie sich nur noch auf ein Entspannungsbad, als plötzlich das Telefon klingelte. Das Festnetz. Ach ja, sie hatte ihre neue Mobilfunknummer noch nicht allen gegeben.
  • Dann die Überraschung: Ihre alte Freundin Lisa. Nicht mehr in New York, sondern wieder in ihrem Elternhaus. Dann im Hintergrund Babygeschrei. Bitte? Was war das denn.
  • Und dann brachen bei Lisa alle Schleusen. Gut, dass neben dem Telefon das alte Sofa stand, das bisher dem Sperrmüll erfolgreich entgangen war.
  • usw.

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

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