Bachmann, „Die Welt ist weit“

Die Welt ist weit

  • Den Titel deutet bereits in zweierlei Richtung Weitläufigkeit an. Zum einen geht es um die ganze Welt, zum anderen wird ihre Weite hervorgehoben.
  • Wenn man Kafkas „Kleine Fabel“ kennt, deren Gegenvorstellung ist der Feststellung besteht. „Die Welt wird enger mit jedem Tag.“
  • Gespannt ist man, ob der erste positive Eindruck beim Lesen des Gedichtes erhalten bleibt.

 

  • Zu Beginn des Gedichtes wird der Ausgangsgedanke noch etwas erweitert auf viele Wege und viele Orte.
  • Dann beschäftigt sich das lyrische Ich mit seinem Verhältnis dazu. Das wird von der Erinnerung bestimmt, die sich zunächst auf Städte erstreckt, dann erstaunlicherweise auf Menschen, die kommen werden. Hier ist der erste Gedanke, dass damit ungeborene Menschen gemeint sind, das bleibt natürlich vom Verständnis her zunächst einmal dunkel. Wenn man dann den nächsten Gedanken hinzunimmt, nämlich die Menschen, die gehen werden, denkt mal wohl an so etwas wie Lebensweg zwischen Geburt und Tod.
  • Im nächsten Abschnitt geht es um die Vielfalt der Felder, bevor der Welt in einer Personifikation ein Mund zugeschrieben wird, von dem aus das lyrische Ich viele Stimmen erreichen.
  • Ganz offensichtlich geht es hier um Anregungen, die von der Welt ausgehen und das lyrische Ich beeinflussen.
  • Im dritten Abschnitt geht es um ausgedehnten Genuss und Haare, die wohl dem Regen ausgesetzt gewesen sind und jetzt von den Winden aus verschiedenen Himmelsrichtungen getrocknet werden.
  • Offensichtlich will das lyrische Ich hier so etwas wie intensives, naturnahes Leben verdeutlichen.

 

  • Der nächste Abschnitt verstärkt dann noch mehr den Eindruck, dass es sich bei diesem Gedicht um einen Rückblick handelt. Dabei geht es offensichtlich um eine Einschränkung der Mobilität, also der Möglichkeit der äußeren Wahrnehmung neuer Teile der Welt.
  • Dann geht es um das, was die Welt mit dem lyrischen Ich gemacht hat. Zunächst wird festgestellt, dass es mit nichts zu Ende gekommen ist. Das scheint zunächst in die Richtung zu gehen, dass es nichts endgültig verarbeiten, sich vielleicht anverwandeln konnte.
  • Dann aber folgen drei negative Auswirkungen des Fahrens durch die Welt beim lyrischen ich. Was damit gemeint ist, wird nicht näher ausgeführt.

 

  • Im nächsten Abschnitt wird noch einmal betont, dass die Fahrt zu Ende ist, dass das lyrische Ich aber anscheinend immer noch an die Vorstellung von Ferne gebunden ist, es ist sogar von „ketten“ die Rede.
  • Geklagt wird vom lyrischen Ich, dass es nicht über die Grenzen gerettet worden ist, auch das bleibt zunächst mal dunkel.
  • Es folgen weitere negative Beschreibungen, bei denen deutlich wird, dass dem lyrischen Ich wohl Ziel und Antriebskraft fehlen.
  • Es folgt die abschließende Feststellung, dass die Welt näher und still sei, was auch nicht weiter erklärt wird.

 

  • Es folgt die Erwartung einer Zukunft, die durch einen Baum bestimmt wird, der jenseits der Welt ist, also zu einer Art Jenseits gehört.
  • Es bleibt der Natur überlassen, in die Rinde dieses Baumes unser Herz zu schneiden. Das klingt nach einem Liebessymbol, man weiß aber nicht, worauf sich die Mehrzahl richtet.
  • Ansonsten ist offensichtlich Kühlung angesagt, wobei man wiederum nicht weiß, was vorher zur Erhitzung geführt hat.

 

  • Es folgt abschließend eine zweite Vorstellung von diesem Baum jenseits der Welt. Das ist mit positiven Elementen verbunden wie einer Frucht und einer Schale aus Gold.
  • Am Ende steht die Aufforderung wieder an ein unbekanntes Wir, zumindest hinüberzusehen, wenn sie im „Herbst der Zeit“, also am Ende des Lebens, in Gottes Hände rollt. Hier fällt zunächst einmal auf, dass eine Schale nicht gut rollen kann, und was Gott plötzlich hier zu tun hat, weiß man auch nicht so genau.
  • Insgesamt in Teilen ein hermetisches Gedicht, das für die Schule relativ ungeeignet ist, denn es wirft mehr Fragen auf, als dass es Antworten bietet. Hier muss man sich schon gut auskennen im Werk von Ingeborg Bachmann, um bestimmte Anspielungen zu verstehen und für die Interpretation nutzen zu können.
  • Das ist aber irgendetwas zwischen Liebhaberei und Germanistik und nicht die Aufgabe einer Schule, die Schülern eher das Gefühl geben sollte, dass sie mit Gedichten etwas anfangen können.

Weiterführende Hinweise