Baustein „Deutungshypothese“: Was ist das? Welche Varianten gibt es? Worauf sollte man achten? (Mat5411)

Worum es hier geht:

In den letzten Jahren ist immer häufiger bei der Interpretation von literarischen Texten von einer Deutungshypothese die Rede.

Was sollte man dazu wissen?

Was ist das überhaupt und welche Möglichkeiten gibt es?

  • Eine Deutungshypothese ist eine vorläufige These, wie man das Gedicht „deuten“ kann.
  • Dabei gibt es drei verschiedene Möglichkeiten:
    muss man hier die Lehrkraft fragen, welche der Varianten sie haben möchte, weil die Lösungen entsprechend unterschiedlich sind.

    • Eine vorläufige These, worum es in dem Gedicht überhaupt geht.
      B.: In dem Gedicht geht es um die Frage, wie man mit dem Ende einer Beziehung umgeht.
    • Dann eine vorläufige These, was die Aussage(n) des Gedichtes sein könnten.
      B. Die Aussage des Gedichtes scheint zu sein, dass man möglichst schnell eine neue Beziehung eingehen sollte, weil nur so der Liebesverlust durch neues Liebesglück überdeckt werden kann.
      Nach dem Motto: Wenn du beim ersten Versuch vom Fahrrad fällst, nicht aufgeben, sondern gleich wieder versuchen. Sonst besteht die Gefahr, dass da nie mehr was draus wird.
    • Schließlich eine vorläufige These, worauf man das Gedicht, seine Aussage(n) und seine literarischen Besonderheiten beziehen könnte.
      • Zum Beispiel auf das Gesamtwerk des Autors
        B.: Entspricht dieses Gedicht von Eichendorff dem, was man bei den meisten Gedichten von ihm erwarten kann?
      • Oder auf eine Epoche
        Inwieweit ist das Gedicht typisch für die Romantik?
      • Oder auf eine andere Fragestellung.
        Gibt es aus heutiger Sicht Alternativen zum traurigen Ausgang der Novelle „Romeo und Julia auf dem Dorfe“?

Worauf kommt es am Ende an?

  •  Wichtig ist, diese vorläufigen Thesen im Laufe der Untersuchung zu präzisieren oder zu verändern, damit aus der Hypothese eine (vorläufig) endgültige These wird.
  • Wenn man die Hypothesen dann verändern muss oder gar ganz erneuern muss, ist das ein Zeichen von Durchblick. Es ist ganz natürlich, dass man am Anfang eine vorläufige Deutung hat.
  • Und es gilt: Nur wer überhaupt eine Deutungsidee hat, kann sie verbessern.

Weitere Infos, Tipps und Materialien

 „Deutungshypothese“ oder auch „Interpretationshypothese“:
Sie ist zwar Teil der Interpretation.
Aber wir haben uns so viel damit beschäftigt, dass wir dafür eine eigene Übersichtsseite erstellt haben.