Bertolt Brecht, „Kinderhymne“ – Bemühen um nationale Bescheidenheit (Mat5715)

Bertolt Brecht,

Kinderhymne

  • Die Überschrift lässt ein feierliches Gedicht erwarten, das bei festlichen Anlässen, bsd. auch im politischen Bereich gesungen wird.
  • In einer Gedichtsammlung wird dieses Gedicht den sogenannten „Kinderliedern“ zugeordnet, für die das Jahre 1956 genannt wird, also eine Zeit, in der die beiden deutschen Staaten nach dem II. Weltkrieg schon 7 Jahre existieren und in Brechts neuer Heimat, der DDR, versucht wird, einen sozialistischen Staat aufzubauen, der als „Arbeiter- und Bauernstaat“ in vielem mit der deutschen Vergangenheit brechen will.
  • Die erste Strophe präsentiert dann eine mehrfache Aufforderung, ganz bestimmte Eigenschaften bzw. Tätigkeiten zu zeigen:
    • Dabei wird „Anmut“ mit „Mühe“ verbunden, was nicht einfach ist. Tänzer auf der Bühne können das möglicherweise.
    • Ähnliches gilt für Leidenschaft und Verstand, was sich fast gegenseitig ausschließt.
  • Das Ziel ist das Blühen eines guten Deutschlands – also eines Landes, das nicht von den Nachbarn gefürchtet wird.
  • Dazu passt auch die Einordnung der Qualität in eine Art Normalbereich.
  • Was wir schon angenommen haben, wird zu Beginn der 2. Strophe bestätigt. Die mögliche Angst anderer Völker wird sogar mit der Vorstellung von einer Räuberin verbunden.
  • Dem entgegengesetzt wird eine Beziehung, die dem Reichen der Hände entspricht – also friedlich, vertrauensvoll, verbindlich.
  • Die dritte Strophe betont dann noch mal, dass die Deutschen sich einem allgemeinen Level der Völker anpassen sollen.
  • Die regionale Begrenzung ist wohl eine Anspielung auf das sogenannte Deutschlandlied, wo die Grenzen deutlich weiter gezogen werden.
    „von der Maas bis an die Memel / von der Etsch bis an den Belt –„
    https://www.volksliederarchiv.de/deutschland-deutschland-ueber-alles/
  • Auf jeden Fall wird den Deutschen hier Bescheidenheit empfohlen.
  • In der letzten Strophe wird dann die Verbesserung des Landes als Voraussetzung für Liebe und Schutz genannt.
  • Am Ende noch mal der klare Hinweis, dass man nichts mehr schätzen soll, als es andere Völker auch tun.

Zusammenfassung:

  • Insgesamt ein Gedicht, das die junge Generation fernhalten will von den Zeiten und den Vorstellungen, als die Deutschen noch glaubten. „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.“
  • Das ist vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte des 20. Jhdts. sicher ein richtiger Ansatz.
  • Allerdings kann man sicher die Frage diskutieren, ob das alle Bürger und Bürgerinnen dieses Landes so sehen – zumal viele aus anderen Kulturen kommen und durch die deutsche Geschichte in keiner Weise belastet sind.

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