Charakterisierung der Schwarzen in: Max Frisch „Andorra“ (Mat4876)

Worum es hier geht:

Nachdem wir auf einer anderen Seite die Andorraner charakterisiert haben:
https://textaussage.de/charakterisierung-der-andorraner-in-max-frisch-andorra
geht es jetzt um die Gegengesellschaft der Schwarzen. Dort zeigt sich aber eigentlich nur die brutale Endstufe dessen, was auch bei den Andorranern zu finden ist.

Das Problem der Charakterisierung einer ganzen Gruppe

  • Hier gilt zunächst das gleiche, was im Hinblick auf die Andorraner schon gesagt worden ist. Die Charakterisierung einer ganzen Gruppe ist immer problematisch, weil Menschen in der Realität unterschiedlich sind.
  • Dann muss auch noch festgestellt werden, dass die Schwarzen noch einfarbiger präsentiert werden als die Andorraner.
  • Sie treten eigentlich gar nicht als Menschen auf, sondern könnten genauso durch Roboter vertreten werden.

Die zentralen Kennzeichen der Schwarzen

  • Charakterisiert werden sie zunächst durch die Angst der Andorraner vor ihnen. Hier sind die Hinweise von Barblin am Anfang besonders wichtig. Die weiß anscheinend schon genau, was mit einem Juden passieren wird. Immerhin hat es ja schon vorher vergleichbare Pogrome (Verfolgung von Minderheiten) gegeben.
  • Ansonsten sind die Schwarzen  vor allen Dingen durch ihr Schweigen charakterisiert. Das unterstreicht noch ihren automatenhaften Charakter.
  • Eine besondere Rolle spielt der Judenschauer. Er stellt eine Art oberste Autorität dar. Interessant ist, dass er genau in der Kompetenz, die ihm zugeschrieben wird, versagt. Denn er erkennt nicht, dass Andri kein Jude ist.

Parallelen zwischen den Schwarzen und den Nationalsozialisten

  • Es gibt viele Parallelen zwischen den Schwarzen und dem System der Nazis. In einem Fall ist sogar von einem Lager die Rede. Bezeichnend ist auch, dass ihre Opfer die Schuhe ausziehen müssen, das entspricht dem Zwang zur Abgabe der persönlichen Eigentums bei den Juden im Nationalsozialismus.

Die große Lücke bei der Präsentation der Schwarzen

  • Interessant ist, dass mit der Senora eine einzige Person aus dem Land der Schwarzen dargestellt wird, die offensichtlich anders ist. Warum das so ist, wird nicht geklärt.
  • Das ist eine weitere Schwachstelle des Dramas von Max. Frisch:
  • Nicht nur werden sowohl die Schwarzen als auch die scheinbar weißen Andorraner als weitgehend homogene Masse präsentiert.
  • Im Falle der Senora wird nicht einmal geklärt, warum sie sich anders verhalten hat.
  • Außerdem ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie die einzige im ganzen Land gewesen ist, die noch menschlich gedacht und gehandelt hat.

Die Schwäche der Parabel

  • Insgesamt wird deutlich, worin die Schwäche der Parabelkonstruktion besteht. Sie soll ja eigentlich zu einer Erkenntnis führen, aber sie führt eben letztlich zu einer pauschalen und damit auch tendenziell falschen Erkenntnis: Alle sind gleich, aber man weiß nicht, warum. Auch erfährt man nicht, ob es nicht auch positive Charakterzüge gibt, bei denen man zumindest ansetzen könnte.

Die Schwarzen als Kulisse mit Anspruch an die Leser bzw. Zuschauer

Man merkt deutlich: Diese Schwarzen sind eigentlich nur Kulisse. Sie sorgen dafür, dass vor der Realität ihres grausamen, ja mörderischen Tuns die Andorraner im grellen Scheinwerferlicht stehen. Dann ist man am Ende auch hier bei den gleichen Fragen, die wir am Ende der Charakterisierung dieser Gruppe gestellt haben.

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