Zur Frage der Erzähltechnik in Dürrenmatt, „Der Richter und sein Henker“ (Mat5289)

Worum es hier geht:

Wir stellen hier Infos und Überlegungen zur Frage der Erzähltechnik zusammen.

  1. Den Erzähler in Dürrenmatts Roman „Der Richter und sein Henker“ kann man als „personal“ bezeichnen.
  2. Das bedeutet, dass er nicht über dem Geschehen steht wie der „auktoriale“ Erzähler, der eigentlich alles weiß und nach Gutdünken den Leser an seinem Wissen teilhaben lässt.
  3. „Personal“ heißt, dass der Erzähler gewissermaßen hinter der Maske (lateinisch „persona“ = Maske) verborgen ist und alles mit den Augen der Figuren sieht.
  4. Das heißt, er kennt natürlich auch die Gedanken der Figur.
  5. Ein interessantes Übergangsfeld ist die sog. „Erlebte Rede“, da ist der Erzähler da, erkennbar an der Personenbestimmung und dem Tempus:
    „Was sollte er jetzt machen?“
    Aber er kennt eben die Gedanken der Figur und gibt sie inhaltlich 1:1 wieder.
  6. Vor allem wird beim personalen Erzählen auf eine Wertung von außen verzichtet.
  7. In der Praxis kann sich so etwas aber durchaus mal einschleichen – dann gehen dem Erzähler gewissermaßen „die Gäule“ durch.
  8. Das personale Erzählen passt natürlich auch zu einer Krimi-Geschichte.
  9. Ich habe mal irgendwo die These gelesen, dass der Erzähler trotzdem mit dem Leser spiele. Hier wäre genauer zu prüfen, ob sich das nicht auf die Leserlenkung beschränkt. Die ist natürlich immer gegeben und kann sich auch einer personalen Erzählweise ergeben.
  10. Auf jeden Fall geben Formulierungen wie die folgende dem Leser zu denken:
    „„Der andere zuckte zusammen, wie er hörte, daß ihn der Alte duzte, doch von nun an blieb der Kommissär dabei“.
    So kann er sich fortlaufend ein eigenes Bild machen, das am Ende mit dem Kenntnisstand des Erzählers übereinstimmt.

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