Dürrenmatt, „Die Physiker“: Muster-Analyse, II. Akt, 3. Szene, S. 73-77 (Mat4539)

Worum es hier geht:

Analyse der Verständigung der drei Physiker auf die gemeinsame Rettung der Welt

Vorstellung des Textausschnitts

    1. Es handelt sich um die Seiten 73-77 in der Diogenes-Taschenbuch-Ausgabe – und in einer Einteilung der beiden Akte in jeweils fünf Szenen kann man diesen Teil als 3. Szene des II. Aktes ansehen.
  1. Voraussetzungen:

    1. Die Physiker sprechen über ihre Situation und Lage, nachdem sie durch die neuen männlichen Betreuer in eine schwierigere Situation geraten sind – sie sind eingesperrt worden.
    2. Die beiden anderen Physiker outen sich als Agenten und versuchen, Möbius für sich und ihr jeweiliges Heimatland zu gewinnen.
    3. Möbius hat den beiden Agenten deutlich gemacht, dass sie ihm eigentlich weniger als nichts zu bieten haben: „Da ziehe ich mein Irrenhaus vor. Es gibt mir wenigstens die Sicherheit, von Politikern nicht ausgenützt zu werden.“ (73)
    4. Auf die These von Einstein „Gewisse Risiken muß man schließlich eingehen“ reagiert Möbius mit einer Erläuterung seiner Position.
  2. Ablauf des Gesprächs

    1. 73: Möbius verweist auf Risiken, die den „Untergang der Menschheit“ (73) beinhalten können und die man deshalb „nie eingehen darf.“
    2. Anschließend führt er die Opfer auf, die er gebracht hat, um einen Missbrauch seiner Erkenntnisse zu verhindern – bis hin zur Flucht in die Rolle des Königs Salomo.
    3. Auf den Einwand Newtons, das sei „doch keine Lösung“ gewesen, wird Möbius grundsätzlich:
      1. Er sieht ein Missverhältnis zwischen den Einsichten der Wissenschaftler und der Bewusstseinslage der Menschheit.
      2. Daraus zieht er den Schluss: „Wir müssen unser Wissen zurücknehmen.“
      3. Das sei seine Lösung – und müsse auch die Lösung für die beiden Kollegen werden: „Nur im Irrenhaus sind wir noch frei.“ (75)
    4. Auf den nächsten Einwand Newtons („Wir sind doch schließlich nicht verrückt.) reagiert Möbius mit dem Hinweis, dass sie aber Mörder seien.
    5. Als hierauf Newton und Einstein gemeinsam protestieren, macht Ihnen Möbius noch mal ihre Zwangslage klar, die zu den Morden geführt hätte. Daraus entwickelt er eine gemeinsame Verantwortung: „Entweder bleiben wir im Irrenhaus, oder die Welt wird eines.“ (76)
    6. Die beiden Agenten kommen zu der Einsicht „Wir sind wilde Tiere. Man darf uns nicht auf die Menschheit loslassen.“ Beide entschließen sich daraufhin, „ein anständiger Mensch“ zu bleiben und damit zugleich in der Anstalt.
    7. Der Szenenausschnitt endet damit, dass Möbius sich für diese Einsicht und das entsprechende Einverständnis bedankt und sie gemeinsam auf die Krankenschwestern trinken und schließlich glücklich feststellen, sie seien „verrückt, aber weise“, „gefangen, aber frei“, „Physiker, aber unschuldig.
  3. Der Textauszug zeigt … (Intentionalität)

    1. dass zunächst Möbius und dann auch seine beiden Kollegen ihre Forschungsergebnisse als Gefahr für das Überleben er Menschheit ansehen,
    2. weil die Menschheit noch nicht so weit sei wie sie,
    3. dass alle drei schließlich die Möbius-Lösung akzeptieren, als angeblich irre Wissenschaftler in der Anstalt zu bleiben, was sie als Voraussetzung für ein weises Leben in innerer Freiheit und ohne Schuld ansehen.
  4. Bedeutung des Szenenausschnitts für das gesamte Stück

    1. Der Szenenausschnitt stellt den Höhepunkt des Opfergangs von Möbius dar,
    2. dem sich die beiden anderen Physiker anschließen.
    3. Zugleich ist das Voraussetzung für den besonderen Clou des Stückes, nämlich den Einbruch des Unberechenbaren, des Zufalls – in Gestalt einer Ärztin, die alles abgehört und im übrigen im Hintergrund ihre Fäden gezogen hat. Sie hat den Plan von Möbius konterkariert, sogar die drei Krankenschwestern geschickt in den Tod geschickt und im übrigen alles getan, um die Forschungsergebnisse von Möbius nicht zu verbergen, sondern zu nutzen.
  5. Erörterung des Scheiterns von Möbius‘ Weltrettungsplan

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