Emanuel Geibel, „Mittagszauber“ im Vergleich zu dem Gedicht von Hedwig Dransfeld (Mat5241)

Worum es hier geht:

Wir zeigen, wie man zwei Gedichte inhaltlich und von der Aussage her vergleichen kann.

Während das Gedicht von Geibel in ganzen Sätzen beschreibt, wie die Natur im Garten aussieht, erfolgt das bei Dransfeld sehr viel reduzierter. Zur sprachlichen Beschränkung auf Satzelemente kommt eine Steigerung dessen, was in den äußeren Dingen gesehen wird. Sie werden regelrecht mit Bedeutung aufgeladen.

Rechts wird jetzt der Blick auf das „Töchterlein“ gelenkt. Damit bekommt das Gedicht einen familiären Touch. Wohl aus väterlicher Sicht werden Gemeinsamkeiten des Erlebens im Hinblick auf die eigene Kindheit festgestellt. Dabei spielt die Fantasie des lyrischen Ichs auch eine größere Rolle. Es versetzt sich gewissermaßen in das Innere des Kindes.

Das Gedicht links bleibt in der begonnenen Beschreibungsweise. Allerdings verändert sich die Atmosphäre etwas in Richtung Brüchigkeit bzw. Vergänglichkeit

Das Gedicht rechts wendet sich der Feiertagsstimmung zu, die vor allem durch Ruhe bestimmt ist.

Im Gedicht links dagegen eine gegenläufige Bewegung: Beruhigung nach innen, eine besondere Art von Überschwemmung von außen.

Zumindest der Falter hat wohl die Situation, die Veränderungen beim lyrischen Ich in einer Art Parallel-Situation zu verdeutlichen.

Jetzt kommt auch im Gedicht rechts Bewegung ins Spiel – und zwar auch eine Art Auflösungsprozess – hier des aktuellen Bewusstseins in Richtung Eintauchen in die Erinnerung an die eigene Kindheit.

Links dagegen wird es „licht und weit“, das seltsamerweise aber mit „Schwanken“ und „Untergehn“ verbunden wird. Es muss sich also um ein ganz besonderes Licht handeln.

Auch hier Erinnerung, aber eine näherliegende, nämlich an die „verlor’ne Einsamkeit“ des Sommertags. Das kann vielleicht verstanden werden also eine Umschreibung einer noch vorhandenen besonderen Individualität, die jetzt durch  „gold’ne Nebel“ aufgelöst wird.

Während die Veränderung des Bewusstseins im Gedicht rechts ein klares Ziel hat und damit in den Grenzen des rational Nachvollziehbaren verbleibt, entfernt sich links das lyrische Ich sehr viel weiter von klaren Vorstellungen. Zweimal tauchen Mitglieder der Wortfamilie Traum auf und machen deutlich, dass es hier nicht um Erinnerung geht, sondern um eine kompliziertere und sehr viel weitergehende Vorstellungswelt, die nicht mehr rational gesteuert wird und nachvollziehbar bleibt.

Zusammenfassung – Aussagen – Intentionalität

Das Gedicht rechts beschreibt eine Situation in ruhiger Mittagszeit, bei dem der Anblick des in Märchenbücher versunkenen Kindes das lyrische Ich in die eigene Welt der Erinnerung entführt.

Im Gedicht links dagegen wird die Natur zum einen nur noch fragmentarisch in ihrem einfachen Sein wahrgenommen und zugleich beginnt ein Auflösungsprozess von Rationalität und Individualität in Richtung Traumwelt. Hier handelt es sich aber wohl weniger um innere, persönliche Träume, sondern um ein Eingehen in größere Zusammenhänge der Natur.

Vielleicht kann eine Beschäftigung mit der sogenannten „Traumzeit“ der Aborigines in Australien helfen, diesen Prozess und seine Bedeutung zu verstehen.

Näheres dazu findet sich auf dieser Seite:
https://www.travelessence.de/australien/kultur-geschichte

Weitere Infos, Tipps und Materialien