Existenzialismus im Roman „tschick“ (Mat117-t)

Was versteht man unter Existenzialismus?

  1. Beim Existenzialismus handelt es sich um eine philosophische Strömung, aber auch eine allgemeine geistige Haltung, auf die wir uns hier konzentrieren. Das Entscheidende dabei ist – wie der Begriff es schon andeutet, dass man sich besonders auf die Tatsache konzentriert, dass man existiert, also lebt. Verständlicherweise wird das besonders deutlich, wenn man es vom Gegenteil abgrenzt und sich vorstellt, man würde nicht (mehr) leben.
  2. Sehr schön formuliert hat die damit verbundene Erkenntnis der Schriftsteller Max Frisch: „Erst aus dem Nichtsein, das wir ahnen, begreifen wir für Augenblicke, dass wir leben.“
  3. Letztlich ergibt sich daraus ein sehr bewusstes, konzentriertes Leben, bei dem alles zurücktritt, was einen normalerweise von wesentlichen Fragen ablenkt, einfach nur „unterhält“.
  4. Es ist klar, dass man als Mensch mit seiner Existenz besonders dann zu tun bekommt, wenn sie in Gefahr gerät, wenn man zum Beispiel schwer krank ist oder gerade einen Menschen verloren hat, der einem viel bedeutet. Dabei ergibt sich eine Erschütterung der Normalität, die vieles in Frage stellt, was bisher scheinbar wichtig gewesen ist. Man wird gewissermaßen mit dem „Ernst des Lebens“ konfrontiert. Man spricht hier auch von „Grenzsituationen“.
  5. Das ist in der Regel zunächst eine schmerzliche Erfahrung, kann einen sogar wie ein Schock treffen. Wie jede andere Krise birgt das natürlich auch die Chance, dass man sich neu orientiert, andere Schwerpunkte setzt. Jemand, der sich bis in eine Krankheit hineingearbeitet hat, wird anschließend vielleicht seine Familie oder seine Freunde stärker wahrnehmen oder endlich das tun, wovon ihn Beruf und Karriere abgehalten haben.
  6. Existenzielle Erfahrungen spielen auch in der Literatur bzw. in Filmen eine Rolle. Ein bekanntes Beispiel ist der Film „Der Club der toten Dichter“, in dem ein neuer Englischlehrer in einem fiktiven Internat der 50er Jahre seine Schüler erst mal im Treppenhaus mit den Bildern früherer Jahrgänge konfrontiert, deren Mitglieder alle schon tot sind. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die eigene verbleibende Lebenszeit intensiver anzugehen.
  7. Ein anderes Beispiel findet sich in dem Roman „tschick“ von Wolfgang Herrndorf, wo die beiden Hauptfiguren im 34. Kapitel plötzlich ein Holzkreuz entdecken, das an einen Mann erinnert, der schon viele Jahre tot ist. Das bringt Maik zu der Erkenntnis, dass er und seine Freunde in 100 Jahren ebenfalls tot sein würden. Dies wiederum bringt ihn dazu, intensiver über ihre Zukunft nachzudenken.

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