Wikipedia – ein Streitobjekt in der Schule
In der Schule ist Wikipedia leider zu einem Reizwort geworden. Im normalen Unterricht darf man es sicher noch verwenden, in einer Facharbeit – so die Empfehlung der betreuenden Lehrkräfte – soll man sich aber häufig davon fernhalten.
Das ist natürlich für Schüler eine ganz schlechte Nachricht, weil Wikipedia nicht nur leicht erreichbar ist, sondern auch eine mehr oder weniger hervorragende Möglichkeit ist, sich in den aktuellen Wissens- und Diskussionsstand zu einem Thema einzuarbeiten.
Und genau das ist es, was ein Schüler am Anfang braucht. Er hat nämlich in der Regel nur eine sehr dunkle Ahnung, um was es sich genau bei seinem Thema handelt – oder er bekommt das Thema sogar von der Lehrkraft „ans Herz gelegt“ und muss dann seinen Zugang dazu erst finden.
Wo liegen die echten Vorteile von Wikipedia für eine Facharbeit?
Schauen wir uns also mal genauer an, wo die Wahrheit liegt, was den Nutzen von Wikipedia für eine Facharbeit angeht.
- Wikipedia ist eine Art Lexikon, an dem viele und vor allem auch nachprüfbar arbeiten.
- Die Artikel mögen im Einzelnen eine unterschiedliche Qualität haben, bei den großen Themen aber schauen so viele Leute drauf und arbeiten auch so viele Leute mit, dass sich dort eindeutig falsche Dinge kaum lange halten können.
- Im Extremfall können Fehler eher in einem Buch enthalten sein, das nur vom Autor und einem Lektor gelesen worden ist, als in einem Wikipedia-Artikel, der sich jeden Tag kritischen Blicken stellen muss.
- Und genau auf diesen kritischen Blick kommt es an – nur kann den natürlich nur jemand haben, der selbst über ausreichend viel Wissen verfügt oder gar Fachmann in einem bestimmten Bereich ist.
- Für Schüler bedeutet das, dass sie Wikipedia erst mal als einen allgemeinen Ausgangspunkt für die Einarbeitung in ein Fachgebiet verwenden können und auch sollten.
- Das, was dann in dem Artikel steht, kann, wenn man es mit anderen vergleichbaren Informationsquellen (etwa einem Handbuch) abgeglichen hat, als allgemeines Wissen vorausgesetzt werden. Das muss dann in der Facharbeit auch nicht mehr einzeln nachgewiesen werden.
Siehe dazu unser Video zu der sogenannten „Global-Fußnote“: - Genau an dieser Stelle setzt dann der zweite große Wert eines Wikipedia-Artikels ein, denn er macht einen aufmerksam auf mögliche Teil-Aspekte, die man dann noch an anderer Stelle genauer überprüfen kann.
- Außerdem enthält Wikipedia im Unterschied zu anderen Internetseiten, aber auch vielen eher populärwissenschaftlichen Büchern in der Regel nicht nur ein Literaturverzeichnis, sondern auch bereits Fußnoten. Die ermöglichen es einem, an der genannten Stelle gegebenenfalls auch weiter zu forschen.
- Fassen wir also zusammen:
Ein allgemeines Verbot der Nutzung von Wikipedia für eine Facharbeit ist der größte Unsinn überhaupt.
Man braucht Wikipedia, um sich erst mal allgemein einzuarbeiten, auch wenn dass die einzelnen Artikel das natürlich in unterschiedlichen Maße leisten. - Vor allem aber kann man Wikipedia eben nutzen, um entweder an bestimmten Stellen weiter nachzuforschen, oder aber auch, um ein Gefühl dafür zu bekommen, in welchem Zusammenhang das eigene Teilthema steht und wo es sich dort einordnen lässt.
Das bedeutet: Wikipedia oder ein vergleichbar guter Teil eines Buches ist von besonderer Bedeutung vor allem für die Einleitung (Hinführung zum Thema) und für den Schluss (Einordnung der eigenen Ergebnisse in die größeren Zusammenhänge).