Georg Büchner, Tipps zu einem Referat zu seinem Leben und Werk

Tipps zu einem Referat über Georg Büchner

Der Dichter des berühmtesten Fragments des Deutschunterrichts

Büchner spielt in der Schule vor allem eine Rolle, weil er ein Theaterstück nicht fertig bekommen hat. Das hört sich erst mal paradox an, aber die Fachleute sind regelrecht begeistert, dass er mit „Woyzeck“ ein Fragment – also ein unfertiges, lückenhaftes Stück hinterlassen hat. Bei ihm weiß man nicht mal, in welcher Reihenfolge die einzelnen Szenen am Ende stehen sollten. Außerdem gibt es sehr viele Lücken, z.T. unleserliche Stellen.

Tipp: Hier könnte man schön ein Foto von der Handschrift zeigen.
https://www.wikiwand.com/de/Woyzeck

Von hier aus könnte man schön überleiten  zu einer anderen Stufe der Nicht-Vollendung, des Unfertigen oder Unvollkommenen im Sinne des klassischen Dramas der Goethe- und Schiller-Zeit. Siehe die nächsten Punkte.

Paradebeispiel eines „offenen Dramas“

Dieses Drama „Woyzeck“ gilt vor allem als ein erstes wichtiges Beispiel für das sogenannte offene Drama. Damit ist ein Bühnenstück gemeint, das anders als in der Klassik bei Goethe und Schiller nicht klar strukturiert in fünf Akten aufgebaut ist und außerdem auch keine klare Aussage vermittelt. Damit verstößt es gegen das Prinzip, einen positiven Helden zu zeigen, an dessen tragischem Fall man etwas erkennen und für sich lernen kann.

Statt eines Helden ein Anti-Held

In Büchners Theaterfragment wird einfach nur das Schicksal eines einfachen Soldaten gezeigt, der sich so stark unterdrückt fühlen muss, dass er schließlich Wahnvorstellungen bekommt. Als dann Marie, die uneheliche Mutter des gemeinsamen Kindes, sich auch noch sehr für ein höher gestellten Soldaten interessiert, dreht Woyzeck durch und tötet sie sogar.

Ein Stück ohne klare Aussage und Absicht

Eine klare Aussage oder gar irgendwelche Reformvorschläge gibt es nicht. Stattdessen wird man konfrontiert mit Vorstellungen des Nihilismus, Determinismus und deshalb auch Fatalismus. Die standen im völligen Gegensatz zu dem Fortschrittsglauben des 19. Jahrhunderts.

Als nächstes könnte man eingehen auf den scheinbaren Gegensatz zwischen dem Hessischen Landboten und Büchners Engagement bei Umsturzbemühungen und seiner Darstellung des Scheiterns der Französischen Revolution am Beispiel des Anführers und späteren Opfers Danton.

Der hessische Landbote

1834 kommt es zu einer politischen Aktion: Büchner verfasst eine Streitschrift unter dem Titel: „Der hessische Landbote“. Darin werden die politischen und sozialen Verhältnisse der Zeit kritisch dargestellt. Sehr ausdrucksstark ist das Motto: „Friede den Hütten, Krieg Palästen.“ Damit wird auch die Verbindung zu revolutionärem Verhalten deutlich, umso erstaunlicher dann die negative Sicht im Drama „DantonsTod“.

Dichter des Vormärz

Mit dieser sozialkritischen und sehr kämpferischen Einstellung gehört Büchner zu den wichtigsten Schriftstellern des Vormärz. Damit ist die Epoche gemeint, die mit schon geistig der Revolution von 1848 vorausging.

„Dantons Tod“ – das Drama einer scheiternden Revolution

Ein zweites, vielleicht noch wichtigeres Werk Büchners wird im Deutschunterricht weniger oft behandelt. Das ist das Drama „Dantons Tod“. In ihm wird gezeigt, wie aus den Hoffnungen auf eine Besserung der Lebensverhältnisse durch eine Revolution schließlich Unterdrückung, ja sogar Terror durch eine Pseudo-Elite wurde. Die Jakobiner um Robespierre glaubt nämlich zu wissen, was für das Volk gut ist. Sie waren auch bereit, dafür alle Mittel einzusetzen. Danton selbst ist ursprünglich ein radikaler und machtbewusster Führer der Revolution gewesen, der selbst viele Menschen auf dem Gewissen hatte. Als er aber sieht, dass es immer schlimmer wurde, verlangt er ein Ende von Unterdrückung und Terror und wird dann selbst mit seinen Anhängern hingerichtet. Insgesamt zeigt das Drama, dass Revolutionen nicht unbedingt die Lage der Bevölkerung verbessern, sondern sogar ihre eigenen Kinder fressen, wie es einem berühmten Zitat heißt.

Spannend wird es dann, wenn man sich ausgehend von dem Drama mit der grundsätzlichen Einstellung Büchners gegenüber dem Leben und den Chancen des Menschen darin beschäftigt. Denn vor der Frage steht doch wohl jeder – und vor allem, die nach der Schule das eigentliche Leben noch vor sich haben. 

„Fatalismus-Brief“ oder Liebesbrief?

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang der sogenannte „Fatalismus Brief“ an seine Verlobte. Hier wird eine Weltanschauung deutlich, die es dem Menschen nur noch erlaubt, sein Schicksal anzunehmen. Ändern kann er daran nichts.

Das ist die landläufige Vorstellung. Interessant, dass ein echter Büchner-Experte diesen Brief ganz anders liest und ausdrücklich betont: „Büchner war kein Fatalist.“ Das kann man sich wunderbar mal selbstständig anschauen: http://buechnerportal.de/aufsaetze/72-burghard-dedner-der-fatalismusbrief .

Grenzgänger zwischen Literatur und Medizin

Zu den Besonderheiten dieses Schriftstellers gehört die enge Verbindung von von Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften. Die ist schon wichtig für die Darstellung der geistig-seelischen Erkrankung Woyzecks. Eine noch größere Rolle spielt sie dann in der Novelle „Lenz“. Dort wird die die psychische Entwicklung eines geisteskranken Schriftstellers beschrieben.

Ein tragisch kurzes Leben

Büchner selbst ist sehr früh gestorben, schon mit Schon mit 23 Jahren an einer schweren Typhus-Infektion.

Man mag sich gar nicht vorstellen, was den Germanisten verlorengegangene wäre, wenn Büchner den Woyzeck hätte „abrunden“ können.

Aber dafür hätten wir vielleicht noch sehr viel mehr Werke von ihm – die uns die Entscheidung erleichtern könnten: Schicksalsergebenheit oder Liebesglück.

Eine andere Idee für einen Einstieg

Wichtig bei einem Referat ist immer, erst mal die Zuhörer für das Thema zu interessieren.

Im Falle von Büchner könnte man zum Beispiel so beginnen:

  • „Wer von euch möchte so werden und leben wie Georg Büchner, einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller, geboren im Jahre 1813.“
  • Und dann leitet man über dazu, dass der nur 23 Jahre alt geworden ist – nicht sehr erstrebenswert, wenn man selbst (mit Blick auf die Mitschüler) gerade um die 17 Jahre alt ist.
  • Und dann ist man bei der spannenden Frage, wie es dieser Mann in etwa 6 Jahren geschafft hat, so wichtig für die Literaturgeschichte zu werden. Das heißt, man ist bei den Werken, die ihn berühmt gemacht haben.
  • Dann kann man überleiten – von seinem Tod aus – er war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Arzt.
  • Und dann ist man bald beim dritten Teil, nämlich seiner politischen Tätigkeit. Überleiten kann man mit: „Warum ist er in der Schweiz gestorben?“ Er war Emigrant, politischer Flüchtling.
  • So wird ein Referat interessant, d.h. es nimmt die Mitschüler mit 🙂

Weiterführende Hinweise