Goethe, „Erlkönig“ – endlich mal mit Happy End (Mat5797)

Worum es hier geht:

Wir präsentieren hier eine Variante von Goethes Ballade „Der Erlkönig“ mit einem anderen Schluss.

Der Ehrlichkeit halber machen wir natürlich eine deutliche Unterscheidung zwischen dem grandiosen Text von Goethe und dem anderen Schluss, dem wir Anders Tivag verdanken.

Der hat dazu nämlich einen Blog-Beitrag gemacht, den man sich gerne mal anschauen kann.
https://textaussage.de/anders-tivag-blog-intelligenz-spass-und-goethes-erlkoenig

Zunächst also der ehrwürdige Text von Goethe, bei dem wir allerdings die letzten beiden Strophen wegstreichen mussten. Wir wollten ja ein Happy End haben.

Erlkönig

  1. Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
  2. Es ist der Vater mit seinem Kind;
  3. Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
  4. Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.
  5. »Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?«
  6. »Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
  7. Den Erlenkönig mit Kron und Schweif?«
  8. »Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.«
  9. »Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
  10. Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
  11. Manch bunte Blumen sind an dem Strand;
  12. Meine Mutter hat manch gülden Gewand.«
  13. »Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
  14. Was Erlenkönig mir leise verspricht?«
  15. »Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
  16. In dürren Blättern säuselt der Wind.«
  17. »Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
  18. Meine Töchter sollen dich warten schön;
  19. Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
  20. Und wiegen und tanzen und singen dich ein.«
  21. »Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
  22. Erlkönigs Töchter am düstern Ort?«
  23. »Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
  24. Es scheinen die alten Weiden so grau.«

Bei Goethe folgen noch zwei Strophen, die man z.B. hier findet:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Gedichte/Gedichte+(Ausgabe+letzter+Hand.+1827)/Balladen/Erlk%C3%B6nig

Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 1, Berlin 1960 ff, S. 115-116.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20004840062

Nun der Happy-End-Schluss

Anders Tivag

Wie Goethes „Erlkönig“ auch hätte enden können:

  • Es reicht jetzt dem Vater.
  • Er dreht einfach um
  • Ein Schlag mit der Peitsche
  • Die Weide bleibt stumm

Was uns an diesem Schluss gefällt. Er ist abrupt. Irgendwann sieht der Vater ein, dass die einfachen Erklärungen bei seinem Kind nicht reichen. Deshalb macht er einfach eine Art „Gespenstertest“.

Er geht auf die angebliche Gefahrenquelle zu, begnügt sich nicht mit dem Anschauen, sondern macht tatsächlich ein Experiment.

Denn wenn es sich hier wirklich um irgendwelche Geister gehandelt hätte, die hätten sich nicht wie Bäume verhalten.

Und sollten sie das tun – auch kein Problem – dann geht ja auch keine Gefahr von ihnen aus.

Dann heißt es: „Augen zu und durch“ – und man kommt sicher nach Hause.