Günter de Bruyn, ein Schriftsteller, der sich in der DDR „durchlavieren“ musste (Mat5013)

Ausnahmsweise beginnen wir mit einer kleinen Geschichte:

Schritt 1: Man hat ein Problem, aber auch eine Idee

  • Ein Referat über die DDR-Literatur soll gehalten werden – und man hat als Schüli natürlich in der Regel keine bis ganz wenig Ahnung.
  • Man liest allerlei – und versteht wenig. Alles ist einfach zu abstrakt – und dann die ganzen historischen Bezüge.

Schritt 2: Der Zufall bringt einen auf eine Recherche-Idee

  • Dann hört man zufällig, dass die Schriftsteller der DDR sich irgendwie „durchlavieren“ mussten. Also sucht man nach solchen Leuten und hat großes Glück.
  • Man stößt auf die diese Seite:
    „Günter de Bruyn – Zwischenbilanz / Vierzig Jahre – kaluma – 30. September 2008“
    Es geht um den zweiten Teil der Autobiografie dieses Schriftstellers, in der er sein Leben in der DDR beschreibt:
  • Dann wieder eine kleine Enttäuschung: Auf der Seite nur allgemeine Infos – nichts Aufregendes.

Schritt 3: Dann das volle Glück – man sucht auf der Seite einfach nach „lavieren“

  • Da stößt man auf die folgende Stelle, die wir hier einfach mal zerlegen, damit die kleinen Goldstücke besonders leuchten:
  • „Günter de Bruyn erzählt ohne zu beschönigen seinen Lebensweg in vierzig Jahren DDR, in denen er lavieren mußte zwischen Anpassung und Widerstand.
  • Er war einer von denen, die aus Verbundenheit mit Land und Leuten in der DDR blieben,
  • sich aber von Staat und Partei nicht vereinnahmen ließen, sondern immer noch ihrem „inneren Kompaß“ folgten
  • und ihr Leben, ihren Protest und Widerstand (wie so viele in dieser Zeit) in Nischen und mit Kompromissen auslebten.

Schritt 4: Man sucht etwas Konkretes und schaut mal in die Autobiografie, um die es ging:

Glücklicherweise kann man heute ja in Sekundenschnelle auf EBooks zugreifen – und tatsächlich schon in der Vorschau bekommt man bei Amazon alles, was man für die Anschaulichkeit in eineme Referat braucht:

Auswertung Nr. 1: Im Westen ist auch nicht alles Gold
  • Der junge Mann wollte eigentlich Schriftsteller werden, hat sich aber nicht getraut. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat er in Berlin dann eine etwas abgespeckte Idee:
    „Nicht Hersteller von Literatur, sondern deren Vermittler wollte ich werden, als ich 1949 den Beruf wechselte und mich um eine bibliothekarische Ausbildung bewarb. Da man im Westteil Berlins, wo der Andrang groß war, ein richtiges Abitur verlangte, versuchte ich es an der neu etablierten Büchereischule im sowjetischen Sektor und wurde zu einem Aufnahmegespräch bestellt. „
    Damit hat man schon mal einen ersten Punkt zum Nachdenken: Offensichtlich war die DDR damals zumindest in diesem einen Punkt fairer bzw. menschlicher.
Auswertung Nr. 2: Die Enttäuschung

„Dessen Ausgangspunkt war mein Personalfragebogen, der in den Augen der Gutachter wenig Einnehmendes hatte, obwohl ich weder vorbestraft noch politisch belastet war. Ich war aber katholisch (und betonte auf Anfrage, das nicht ändern zu wollen), kam aus einer Fami- lie, die als bürgerlich zu bezeichnen ich inzwischen gelernt hatte, war Kriegsgefangener bei den Amerikanern gewesen und in keiner Partei oder Massenorganisation Mitglied geworden – welch letzter Punkt die Prüfenden besonders unangenehm berührte, weü sie, gerecht, wie sie waren, die übrigen Minuspunkte als mir schuldlos zugewachsen er- kannten, für diesen aber mich allein verantwortlich machten, was ein schlechtes Licht auf meine Bewußtseinsentwicklung, will sagen meine politischen Ansichten, warf. “
Das Gute, nämlich die Förderung auch von Menschen, die weiter von der Oberschicht entfernt sind, hat auch eine kämpferische Seite. Man möchte eben auch, dass die geförderten Menschen sich engagiert haben. Wenn nicht, sind sie vielleicht doch die Falschen.

Auswertung Nr. 3: Wieder etwas Hoffnung

Dann ein Lichtblick bei einer Frau aus dem Prüfungsteam:
„Ihr Kopfschütteln, ihre angedeuteten Seufzer, der vielsagende Blickwechsel mit den Mitprüfern machten den Jammer über mein Irregeleitetsein deutlich und wurden von mir als Auftakt zur Ablehnung gedeutet, bis dann die Erwähnung meiner dreijährigen Arbeit als Dorfschullehrer die Gesichter erhellte und dem Gespräch das Verhörähnliche nahm. Denn diese Erfahrung machte mich angeblich für einen Beruf geeignet, der Lebens-, nicht Bücherkenntnisse zur Vor- aussetzung hatte, weil er ein eminent pädagogischer war.“

Aber neben aus Sicht der Kommission negativen Voraussetzungen gibt es glücklicherweise auch eine positive – dieser junge Mann scheint doch in das neue System zu passen.

Auswertung Nr. 4: Dann anscheinend ein erneuter und wohl auch der endgültige Rückschlag

„Über Literatur wurde deshalb zu meiner Enttäuschung auch erst geredet, als ich auf die Abschlußfrage, warum ich Volksbibliothekar werden wollte, wahrheitsgemäß geantwortet hatte: aus Liebe zur Literatur. Das aber war den drei sichtlich zuwider. Der Asket wollte wissen, ob diese Liebe denn auch der verdummenden und verschleiernden Litera- tur gelte und somit objektivistische Züge trage; die bisher schweigsame Dame erKlärte, daß eine plan- und anleitungslose Lektüre mehr schädlich als nützlich sei; die Wortführerin aber sagte mir unumwunden, daß sie sich folgende Antwort gewünscht hätte: Volksbibliothekar will ich werden, weil ich die Menschen liebe und sie mit Hufe von Büchern be ssern will.“
Hier bricht bei der Kommission also wieder die kämpferische Seite durch, das Gefühl, bei der Befreiung der Menschheit nur Leute mit der richtigen, kämpferischen Einstellung brauchen zu können.

Auswertung Nr. 5: Am Ende siegt doch das Gute, wenn auch nicht ganz im Sinne der Kommission:

„Als ich im Vorraum saß, um auf die Entscheidung über mein Schicksal zu warten, wußte ich zwar, daß ich gründlich mißfallen hatte, nicht aber, daß die Lehrenden von einem pädagogischen Optimismus beseelt waren, der jeden wüligen Zögling für formbar hielt. Sie überraschten mich also mit einer positiven Entscheidung, an die sie allerdings die Erwartung meiner Mitarbeit in derjugendorganisation knüpften, die zu enttäuschen ich in dieser Minute nicht fähig war.“
Am Ende zeigt sich – wie oben schon angedeutet – dass der Kommunismus in der Anfangszeit der DDR eben auch noch eine stark menschliche, humanistische Seite hatte. In diesem Falle wird die Kommission gewissermaßen Opfer ihres eigenen Menschenbildes. Sie glauben an die Erziehbarkeit der Menschen – es deutet sich aber schon an, dass in  diesem Falle wohl nicht alles so glatt laufen könnte.

Zusammenfassung

Insgesamt hat sich gezeigt, dass man bei der Einarbeitung in ein Thema, z.B. in ein Referat

    1. zunächst einmal Glück haben muss. Man braucht jemanden, der einem einen Tipp gibt – oder man hat selbst eine Idee.
    2. Dann braucht man Recherche-Glück – nämlich einen Fund, der im Einzelfall etwas Allgemeines verdeutlicht. Auch hier kann es noch sinnvoll sein, sich etwas Hilfe von Leuten zu holen, die sich auskennen. Sonst kommt natürlich nicht auf diese Auswertungsideen.
    3. Wichtig ist, dass man dann aber auch in diesen Prozess einsteigt, weiter forscht und weiter fragt.

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