Herbert Malecha, „Die Probe“ entsprechend dem Satz: „Nach dem Sieg binde den Helm fester.“ (Mat901)

Worum es hier geht:

Im Folgenden geht  es um eine recht spannende Geschichte, die zeigt, wie jemand einen mehrfachen Wechsel zwischen Spannung und Entspannung erlebt und schließlich Opfer eines besonderen Moments wird.

Analyse des Inhalts:

  1. Die Geschichte „Die Probe“ von Herbert Malecha, beginnt mit einem Fast-Unfall. Ein Mann namens Redluff wird fast vom Auto überfahren und will dann möglichst unauffällig weitergehen können.
  2. Im zweiten Abschnitt wird dann deutlich, was mit diesem Mann los ist. Er ist offensichtlich jemand, der von der Polizei verfolgt wird. Er hat sich drei Monate lang irgendwo versteckt und versucht jetzt, ein Schiff zu erreichen, mit dem er verschwinden kann. Froh ist der vor allen Dingen über einen gefälschten Pass.
  3. Im nächsten Abschnitt wird deutlich, wie sehr der Mann unter der Menschenmenge leidet, auf der er sich wie ein Korken auf Wasser vorkommt.
  4. Im vierten Abschnitt versucht er sich dann zu beruhigen, indem er daran denkt, dass die Fahndungsintensität nach ihm bereits nachgelassen hat.
  5. Noch mehr beruhigt er sich, wenn er im 5. Abschnitt eine weniger belebte Straße erreicht.
  6. Die Entspannung setzt sich dann auch fort, als er in einem Lokal gut unterkommt und sich dort sicher fühlt.
  7. Im nächsten Abschnitt ergibt sich dann ansatzweise wieder eine mögliche Bedrohung, denn Redluff entdeckt zwei Männer, die sich tatsächlich als verdeckt arbeitende Polizisten präsentieren..
  8. Er wird nach seinem Ausweis gefragt, wobei die Fälschung nicht erkannt wird.
  9. Dementsprechend froh ist Redluff, dass er diese Probe gut überstanden hat, was regelrechten Jubel ihm auslöst.
  10. Er traut sich dann auch wieder in eine größere Öffentlichkeit und hat das Gefühl, als normaler Mensch dazu zu gehören.
  11. Schließlich wagt er sich sogar in eine große Halle, wo irgendeine Veranstaltung mit Musik läuft.
  12. Plötzlich steht er im Zentrum des Interesses, wofür er den Grund zunächst gar nicht begreift.
  13. Dann stellt sich heraus, dass er der 100000.  Besucher ist und als solcher einen Blumenstrauß geschenkt bekommt. Als er nach seinem Namen gefragt wird, ist er so betäubt, dass er seinen echten Namen sagt, was über die Lautsprecheranlage den ganzen Saal erreicht.
  14. Das führt zu seiner Verhaftung – was die Frage auslöst, ob das hier noch ein offenes Ende ist.

 

Prüfung der Kennzeichen der Kurzgeschichte:

Damit ist mir doch schon bei der Frage des Kurzgeschichtencharakters.

  1. Einen direkten Einstieg gibt es auf jeden Fall.
  2. Es liegt auch insgesamt eine Situation aus dem Alltag eines Menschen vor – wenn auch nicht jeder als Krimineller auf der Flucht ist.
  3. Hervorgehoben wird dabei der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung. Diese führten zu einem besonderen Wendepunkt, verursacht durch ein starkes Nachlassen der Wachsamkeit nach vielen positiven Erfahrungen.
  4. Einen Wendepunkt, wie er normalerweise in Kurzgeschichten eine Rolle spielt mit einem Bezug auf die innere Situation eines Menschen und seine Beziehungen gibt es hier nicht. Vielmehr macht hier jemand einen ganz besonderen Fehler in einer besonderen Situation, der allerdings durch seine aktuellen Erfahrungen bestimmt ist.

 

Frage der Aussage(n) der Geschichte und ihrer Aktualität:

  1. Spannend ist die Frage nach der Aussage der Geschichte und ihrer Bedeutung für junge Menschen, die diese Geschichte im Deutschunterricht präsentiert bekommen.
  2. Die Geschichte ist auf jeden Fall interessant und sehr schön auf einen Höhepunkt ausgerichtet.
  3. Sie zeigt natürlich auch etwas, was man auf nicht kriminelle Situationen übertragen kann. Das ist mal in einem angeblich aus Japan stammenden Sprichwort so formuliert worden:
    „Nach dem Sieg binde den Helm fester“.
    https://www.aphorismen.de/zitat/115542
    Gemeint ist damit, dass man nicht der menschlichen Neigung zu schnell folgen sollte, insgesamt herausforderndene Situationen zu schnell als bereinigt anzusehen und sich zu sehr zu entspannen.

Kreative Impulse:

Vor diesem Hintergrund wäre es interessant, mal nach entsprechenden Situationen zu suchen, in denen ein solcher Fehler, wie er Redluff passiert ist, einem anderen auch in normalen Situationen passieren könnte.

Als erstes fällt einem dabei möglicherweise ein Wettkampf ein. Jeder kann sich sicherlich vorstellen, was mit einer Fußballmannschaft passiert, die sich nach einem Tor am Ende des Spiels zu sicher fühlt und dann zum Beispiel plötzlich den Ausgleich oder sogar das gegnerische Siegtor hinnehmen muss.

Nachtrag zu den literarischen Mitteln:

  • Interessant ist bei dieser Geschichte auch die Frage, was er Autor sich hat einfallen lassen, um sie besonders wirkungsvoll zu präsentieren.
    • Dazu gehört sicher der besondere Aufbau, der ganz geschickt mit dem Wechsel von Anspannung und Entspannung spielt.
    • Dazu kommt dann die auffällige Wasser-Metaphorik, die auf besondere Art und Weise in der Lage ist, das Verhältnis von einem sich bedroht fühlenden Einzelgänger und einer großen Menschenmenge deutlich zu machen.

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