Worum es hier geht:
Im Deutschunterricht gibt es immer häufiger die Aufgabe, einen inneren Monolog zu schreiben.
Gemeint ist damit, dass in einem Roman oder einer Kurzgeschichte der Erzähler das direkt präsentiert, was eine Figur denkt:
Beispiel:
Freitagmittag – letzte Stunde Deutsch. Tim wusste, er musste was unternehmen, wenn er in Deutsch die Fünf vermeiden wollte. Also gewartet, bis alle draußen waren – und dann einfach mal Dr. Lahrkamp fragen.
Der schaute etwas genervt. „Das fällt dir aber spät ein. Aber meinetwegen. Wir machen ja gerade Kabale und Liebe – und da wäre ein Kurzreferat zu Schiller ganz interessant. Aber keine Wikipedia, sondern echte Highlights.“
Nun ja, dachte Tim. Warum nicht. Bis zu den Zeugniskonferenzen war es ja noch eine Woche.
Dummerweise fragte er doch kurz nach: Wann brauchen Sie das denn?
Und dann der Hammer: „Am Montag. Ich bin am Wochenende unterwegs – da kannst du ruhig einen Teil der Montagstunde übernehmen. Also wie gesagt: Zeig, dass du wenigstens Leute unterhalten kannst, wenn du schon sonst nicht viel tust.“
Tim wollte protestieren, aber da klingelte schon das Handy des Lehrers und der drehte sich von ihm weg – mit einer Handbewegung, die ganz klar bedeutete: Mach dich vom Acker.“
Auf dem Flur kochte es richtig in Tim:
Immer das Gleiche. Die Leute denken nicht daran, dass wir das Wochenende ganz gerne für was anderes verwenden wollten. Morgen das Fußballspiel – und am Sonntag wollten wir eigentlich zum Segeln raus. Und jetzt dieses Referat. Na ja, wozu gibt es ChatGPT und Harry ist mir auch noch einen Gefallen schuldig. Ein Referat zu Schiller ist für den kein Problem. Ach ja, ich könnte meine Schwester noch anrufen – wozu studiert die Germanistik. Die will doch Lehrerin werden – kann sie gleich bei mir zeigen, wie gut sie ist.
Bei dem Gedanken hellte sich seine Miene auf und er ging entspannt zur Bushaltestelle.
Gibt es so etwas auch im Drama und damit auf der Bühne?
Natürlich nicht in gleicher Weise. Denn auf der Bühne gibt es normalerweise keinen Erzähler. Sondern da sind Figuren, die sprechen.
Hier würde also erst die Szene gespielt zwischen dem Lehrer und Tim.
Dann würde der Lehrer telefonierend den Raum verlassen.
Und Tim hält einen ganz normalen Monolog.
Wenn er nämlich nur denken würde, würden die Zuschauer im Saal nichts mitgekommen.
Also: Einen inneren Monolog kann es im Theater nicht geben, weil die Zuschauer das Innere nicht mitbekommen. Die Gedanken müssen ausgesprochen werden – und das geschieht im Monolog.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- „Kreatives Schreiben“
https://textaussage.de/kreativ-im-deutschunterricht-themenseite
— - Themenseite „Kabale und Liebe“
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