Interpretieren zwischen Eindeutigkeit und Mehrdeutigkeit

Wo ist das Problem?

Viele Schülerinnen und Schüler leiden unter der Vorstellung, dass eine Interpretation eines Gedichtes letztlich etwas Beliebiges ist. Man muss nur das treffen, was andere für richtig halten.

Wo liegt die Lösung?

Wir wollen  hier erst mal grundsätzlich zeigen, wieweit Interpretationen  sicher sind und wo die Unsicherheit oder auch ein bisschen Beliebigkeit anfangen muss oder darf.

Am Ende verweisen wir dann auf eine Seite, in der wir unsere Überlegungen mal an einem Beispiel durchgespielt haben.

  • ob man sich im Bereich der klaren Ergebnisse bewegt
  • oder im Bereich der Hypothesen
  • oder gar im Bereich der Beziehungen, die man selbst herstellen kann oder soll.

 

 

 

 

 

  1. Sprache ist fast nie eindeutig.
  2. Selbst wenn jemand die Frage endlich den ersehnten Satz sagt:
    „Ich liebe dich!“
    heißt das noch nicht, dass damit auch die gleiche Art von Liebe gemeint sein muss.
  3. Wörter sind nämlich nichts anderes als Stellvertreter für Vorstellungen, die mehr oder weniger einen festen Kern haben (Denotation).
  4. Ansonsten aber auch ganz schön ausfransen können.
  5. Zum Beispiel hängt die Frage, was ein Spiel ist, stark vom Kontext ab.
    1. Wenn ein Kind im Garten spielt, heißt es, dass es sich mit irgendetwas Schönem die Zeit vertreibt, aber es kommt ansonsten eigentlich auf nichts an.
    2. Wenn jemand dagegen mit einem anderen „ein Spiel treibt“, dann bedeutet das, dass er auf seine ganz eigene Weise versucht, den anderen zu irgendetwas zu bringen.
    3. Und das „Geige spielen“ ist etwas noch völlig anderes, nämlich die hohe Kunst etwas Vorgefertigtes (auf dem Notenblatt zu Findendes) auf eine besondere Art und Weise umzusetzen oder „zu interpretieren“ 😉
  6. Bei Gedichten kommt nur noch dazu, dass sie häufig lückenhaft sind und dass sie meistens noch künstlerisch verfremdet sind.
  7. Darum ist es sehr sinnvoll, beim Versuch, ein Gedicht zu verstehen, verschiedene Ebenen zu unterscheiden
    1. Die einfachste Ebene ist die der Erläuterung:
      Da klärt man einfach, was das lyrische Ich eigentlich macht.
    2. Dann kommt man in den Bereich des nicht mehr Eindeutigen. Da muss man dann versuchen, das auf eigene Weise zu klären. Wichtig ist dabei aber, dass man vom Text selbst ausgeht. Das Verständnis einer einzelnen Textstelle muss also zum Gesamtverständnis passen.
    3. Und die dritte Ebene beantwortet die Frage: Was soll das Ganze? Welche Bedeutung hat es?
      Da befindet man sich im Übergang von dem, was das Gedicht ausdrückt, zu anderen Bereichen, auf die man es beziehen kann. So kann man etwas feststellen:

      1. dass ein Gedicht eine Sonderstellung im Werk des Autos darstellt
      2. oder sehr ungewöhnlich für seine Zeit ist.
      3. Letztlich geht es dann auch um die Frage: Hat das Gedicht eine Bedeutung zu mir und meinem Leben.

Auf der folgenden Seite kann man übrigens sehen, wie wir diese theoretischen Überlegungen an einem praktischen Beispiel erprobt haben:

Mat3062 Uwe Gressmann, „Moderne Landschaft“

Weiterführende Hinweise