Der Text als Grundlage für die Klassenarbeit
Selbstbewusstsein nicht nur haben – auch zeigen!
Die Projekttage des Gymnasiums machen es möglich.
(Eig.Ber. 01.07.2016)
Man betritt den Klassenraum und hat den Eindruck, jeder macht, was er will. An der Tafel ein junger Redner, der ein Publikum zu fesseln versucht, das es aktuell gar nicht gibt. Dann die anderen Schüler – jeweils mit ihren eigenen Dingen beschäftigt. Einer übt in der Ecke wilde Körper-Verrenkungen, die aber zum Teil schon recht fließend aussehen, zwei Schüler sagen sich anscheinend deutlich die Meinung und direkt vor dem Schrank in der Ecke testen Schülerinnen verschiedene Hut-Formate, die sie offensichtlich aus altem Zeitungspapier hergestellt haben.
Also höchste Zeit, den einzigen Erwachsenen im Raum zu fragen, der sich dann als Lehrer Martin Seibling vorstellt: „Wir üben Selbstbewusstsein und Raumbeherrschung“. Wir sind etwas irritiert, denn das klingt eher nach einer Fußballtaktik. „Ausgangspunkt war, dass eine Schülerin bei der Vorbereitung einer Präsentation plötzlich anfing, eine Art Tanz zu veranstalten. Das sah überaus eindrucksvoll aus und passte auch zum Thema“, so die schon etwas präzisere Erklärung des Pädagogen. Daraus wurde dann ein Projekt: „Wir wollen, dass die Schüler ihre Ausdruckspotenziale endlich freisetzen, nicht mehr in sich zusammensinken und immer stiller werden, sobald sie vor der Klasse stehen und etwas präsentieren sollen.“
Jetzt wissen wir schon ziemlich Bescheid, das Problem kennen wir auch aus aus dem Berufsleben, wenn ein Kollege gute Arbeit leistet, aber nicht in der Lage ist, sie auch „gut zu verkaufen“. Bleibt die Frage, wie das denn hier erreicht werden soll. Schon werden uns verschiedene kleine Übungen vorgestellt: „Jan, der Junge an der Tafel, übt einfach mal die Vorstellung in einer neuen Klasse, indem er drei Dinge, die ihn kennzeichnen, an die Tafel schreibt. Marc hört gerade nachdenklich zu, Kevin scheint ihn bei ihrem kleinen Streitgespräch mit einem Argument voll getroffen zu haben.“
„Und was ist mit den Mädchen mit den seltsamen Papierhüten?“ Diese Frage beschäftigt uns immer mehr. Also gehen wir einfach auf sie zu. Die Antwort kommt schon sehr locker rüber: „Na ja, wir sollten einfach ein Produkt wie in einem Laden vorstellen – und da fiel Mara ein, dass sie gestern in einer Fernsehsendung ganz wilde Hüte gesehen hat. Also wollten wir jetzt auch mal welche herstellen – und jede Menge Altpapier aus einem Zeitungsprojekt war das einzige, was wir hatten.“ An dieser Stelle greift Herr Seibling noch einmal ein: „Aber nicht vergessen, die Hüte müssen nachher vorgestellt werden, als wären sie die größten Wunder der Welt.“
Leider müssen wir weiter – es gibt bei diesen Projekttagen einfach noch so viel zu sehen. Aber was wir im Gedächtnis behalten, ist, Schule hat anscheinend doch etwas mit dem Leben zu tun. Vielleicht hätte unser schüchterner Kollege sein Selbstbewusstsein auch rechtzeitig trainieren sollen.
Während wir den Raum verlassen – ein letzter Blick zurück: Plötzlich herrscht Ruhe im Raum – alles konzentriert sich nach vorne, wo die Mädchen mit den Papierhüten tatsächlich so tun, als hätten sie der Welt etwas Besonderes zu zeigen.
Aufgabenstellung:
- Formuliere zunächst einen Einleitungssatz, in dem du auch das Thema des Textes benennst.
Denke dran, dass du den Einleitungssatz erst fertigstellen kannst, wenn du das Thema verstanden hast.
Also ggf. erst mal nur die allgemeine Vorstellung des Textes hinschreiben und Platz lassen. - Beschreibe dann den Aufbau des Textes, indem du die einzelnen Absätze vorstellst. Zeige dabei jeweils auf, welche Teilfrage des Themas in dem jeweiligen Absatz beantwortet wird.
- Zeige auf, worauf der Text zuläuft, indem du die Aussagen des Textes möglichst differenziert formulierst.
Tipp: Schreibe den Satz möglichst mehrfach weiter:
Der Text zeigt / macht deutlich … - Welche sprachlichen bzw. rhetorischen Mittel sind erkennbar, mit denen versucht wird, die Reportage interessant bzw. sogar unterhaltsam zu gestalten?
- Woran sieht man, dass es sich um eine Reportage handelt?
- Nimm kurz, aber begründet, Stellung zu der Frage, ob man in der Schule häufiger Projekttage veranstalten sollte.
Hinweise zur Lösung
Hier erst mal nur Ideen und Anregungen:
- Man schaut sich zunächst die Aufgaben an und zerlegt sie:
- Einleitungssatz
- mit Thema
- Aufbau der Absätze mit Teilfragen
- Aussagen (differenziert)
- Mittel (interessant, unterhaltsam)
- Stellung nehmen – mehr Projekttage?
- Dann schaut man sich die Überschrift an: Selbstbewusstsein Projekttage Gymnasium – damit hat man schon drei Elemente.
- Dann liest man sich die Einleitung durch und erkennt sofort: Reporter Beteiligung, Subjektivität und Rajon mit sehr individuellen Schüleraktivitäten, dann Interview Element ja, präsentiert Hintergrund: Probleme beim Präsentieren
- Dann Gedanken des Reporters, der das auf sein Berufsleben überträgt
- Dann wieder Interview Element: verschiedene Übungen
- Dann noch eine Nachfrage nach einem speziellen Experiment, Papierhüte, auch hier wieder Bezug zur Lebenspraxis (Laden)
- Dann noch ein hohes Ziel: „als wären sie die größten Wunder der Welt“
- Am Ende wird gezeigt, dass die Mädchen offensichtlich Erfolg damit hatten. Sie überraschen ihre Mitschüler.
- Hier könnte man eine Beziehung herstellen zu den Tanzbeispielen in Zeile zehn
- Wenn man sich das angeschaut hat, könnte man folgendes Thema formulieren:
Wie kann man Schülern helfen, Selbstbewusstsein zu entwickeln, dass sich dann zum Beispiel auf Präsentationen und Vorträge positiv auswirkt. - Die Reportage zeigt,
- dass Schule durchaus etwas mit dem Leben zu tun haben kann,
- und dabei den Schülern zeigt, dass man auch durch besondere Dinge etwas lernen kann,
- vor allem auch durch eigene Aktivitäten.
- Es werden Übungsbeispiele gegeben und ein zentrales Ziel genannt, Überraschung und Wichtigkeit betonen.
- Abschnitt eins zeigt, wie Projekttage zum Thema Selbstbewusstsein entwickeln konkret aussehen können.
- Der zweite Absatz erklärt, was die Grundidee und die Problematik ist, die dahinter steckt.
- Der dritte Absatz zeigt,
- welche Querbezüge es zum Berufsleben gibt.
- und wie man ein selbstbewusstes und erfolgreiches Auftreten erreichen kann.
- Am Beispiel der Papierhüte wird gezeigt, wie man mit einfachen Mitteln etwas erfolgreich vorstellen kann und welches hohe Ziel man sich dabei setzen sollte.
- Der vorletzte Absatz macht noch einmal deutlich, welche Bedeutung so ein Training wie in diesem Projekttagen im Leben haben kann.
- Am Ende wird deutlich gemacht, dass die Mädchen mit ihren Papierhüten tatsächlich das hohe Ziel erreicht haben.
- Sprachliche-künstlerische-rhetorische Mittel:
- Reihung im ersten Absatz
- Anschaulichkeit
- Beispiele
- Querbeziehungen zwischen Schule und Leben und auch im Text, besonders das Hutexperiment, aber auch die Wiederholung des Moments der Überraschung in Zeile zehn und Zeile 32
- Situationen, in denen man sich Selbstbewusstsein wünschen könnte:
- zum Beispiel für einen anderen eintreten, der bedrängt wird.
- Oder auf ein Problem hinweisen, das der Lehrer vielleicht nicht gesehen hat.
- Oder auch sich erfolgreich um etwas bewerben, etwa eine Position im Mannschaftsspiel.
- Eigene vor Schläge einbringen
- sich zu etwas bekennen, was man angerichtet hat.
- Auf einen Mitschüler zugehen, der besonders traurig rein schaut.
- usw.
Weiterführende Hinweise
- Weitere Tipps und Infos sowie Materialien kann man unserem Stichwortverzeichnis entnehmen.
- Ein alphabetisches Gesamtverzeichnis unserer Infos und Materialien gibt es hier:
https://textaussage.de/stichwortverzeichnis - Eine Übersicht über unsere Videos auf Youtube gibt es hier.
- Die Playlist mit Videos zum Thema „Sachtexte und ihre Analyse“ findet sich hier.
- Das Gesamtverzeichnis unserer Themenseiten findet sich hier.