Worum es hier geht:
- Balladen sind nach wie vor ein wichtiger Unterrichtsgegenstand in den Klassen 7 und 8.
- Dieses Dokument präsentiert eine nicht ganz so bekannte, aber für Schüler sehr interessante Ballade von Theodor Fontane. In ihr geht es um einen König, der auf einem Kriegszug seinen Sohn verliert und dem seine Frau diese schlimme Nachricht auf sehr vorsichtige Weise beibringen muss.
- In gewisser Weise ist es eine dramaturgische und psychologische Meisterleistung der Königin, die sie – obwohl selbst vom Schicksal mit betroffen – vollbringt.
- Man kann diese Ballade sehr gut „im Doppelpack“ mit Schillers Ballade „Der Handschuh“ behandeln, in dem eine ganz andere Frau gezeigt wird, nämlich eine, die leichtfertig mit dem Leben des Angebeteten spielt und dafür bestraft wird.
- Besonders interessant an diesem Dokument ist zudem noch eine Idee für eine kreative Ergänzung des eigentlichen Balladentextes.
- Zu finden ist der Text der Ballade zum Beispiel hier.
Aufgabenstellung:
- Fasse den Inhalt der unten abgedruckten Ballade in ein, zwei Sätzen zusammen!
- Gliedere das Gedicht und begründe deine Einteilung.
- Inwieweit handelt es sich um eine Ballade. Berücksichtige dabei auch die dramatischen Züge!
- In der 7. Strophe gibt es eine Stelle, (###…###) die man zu einer dramatischen Szene mit einem entsprechenden Gespräch (in freier Rede, ohne Reim und Rhythmus!) ausbauen kann. Die dafür notwendigen Personen darfst du frei wählen – sie sollten aber zur Situation passen. Am Ende des Gesprächs sollte sich die weitere Handlung so ergeben, wie sie im Gedicht vorzufinden ist.
Theodor Fontane: „Gorm Grymme“
(1) König Gorm herrscht über Dänemark,
Er herrscht die dreißig Jahr,
Sein Sinn ist fest, seine Hand ist stark,
Weiß worden ist nur sein Haar.
Weiß worden sind nur seine buschigen Brau’n,
Die machten manchen stumm,
In Grimme liebt er drein zu schaun –
Gorm Grymme heißt er drum.
(2) Und die Jarls kamen zum Feste des Jul,
Gorm Grymme sitzt im Saal,
Und neben ihm sitzt, auf beinernem Stuhl,
Thyra Danebod, sein Gemahl;
Sie reichen einander still die Hand
Und blicken sich an zugleich,
Ein Lächeln in beider Auge stand ‑
Gorm Grymme, was macht dich so weich?
(3) Den Saal hinunter, in offener Hall‘,
Da fliegt es wie Locken im Wind,
Jung‑Harald spielt mit dem Federball,
Jung‑Harald, ihr einziges Kind;
Sein Wuchs ist schlank, blond ist sein Haar,
Blau‑golden ist sein Kleid,
Jung‑Harald ist heut fünfzehn Jahr,
Und sie lieben ihn allbeid‘.
(4) Sie lieben ihn beid‘; eine Ahnung bang
Kommt über die Königin,
Gorm Grymme aber den Saal entlang
Auf Jung‑Harald deutet er hin,
Und er hebt sich zum Sprechen ‑ sein Mantel rot
Gleitet nieder auf den Grund:
„Wer je mir spräche, er ist tot!
Der müsste sterben zur Stund‘.“
(5) Und Monde gehn. Es schmolz der Schnee,
Der Sommer kam zu Gast, Dreihundert Schiffe fahren in See,
Jung‑Harald steht am Mast,
Er steht am Mast, er singt ein Lied,
Bis sich’s im Winde brach,
Das letzte Segel, es schwand, es schied ‑
Gorm Grymme schaut ihm nach.
(6) Und wieder Monde. Grau‑Herbstestag
Liegt über Sund und Meer,
Drei Schiffe mit mattem Ruderschlag
Rudern heimwärts drüber her;
Schwarz hängen die Wimpel; auf Brömsebro‑Moor
Jung‑Harald liegt im Blut –
Wer bringt die Kunde vor Königs Ohr?
K e i n e r hat den Mut.
(7) Thyra Danebod schreitet hinab an den Strand,
Sie hatte die Segel gesehn;
###(hier bitte die Szene mit Gespräch einbauen!###)
Sie spricht: „Und bangt sich euer Mund,
Ich meld‘ ihm, was geschehn“;
Ab legt sie ihr rotes Korallengeschmeid‘
Und die Gemme von Opal,
Sie kleidet sich in ein schwarzes Kleid
Und tritt in Hall‘ und Saal.
(8) In Hall‘ und Saal. An Pfeiler und Wand
Goldteppiche ziehen sich hin,
Schwarze Teppiche nun mit eigener Hand
Hängt darüber die Königin,
Und sie zündet zwölf Kerzen, ihr flackernd Licht,
Es gab einen trüben Schein,
Und sie legt ein Gewebe, schwarz und dicht,
Auf den Stuhl von Elfenbein.
(9) Ein tritt Gorm Grymme. Es zittert sein Gang,
er schreitet wie im Traum.
Er starrt die schwarze Hall‘ entlang,
Die Lichter, er sieht sie kaum,
Er spricht: „Es weht eine Schwüle hier,
Ich will an Meer und Strand,
Reich meinen rotgoldenen Mantel mir
Und reiche mir deine Hand.“
(10) Sie gab ihm nur einen Mantel dicht,
Der war nicht golden, nicht rot,
Gorm Grymme sprach: „Was niemand spricht,
ich sprech‘ es: Er ist tot.“
Er setzte sich nieder, wo er stand,
Ein Windstoß fuhr durchs Haus,
Die Königin hielt des Königs Hand,
Die Lichter loschen aus.
Hinweise zur Lösung
- Fasse den Inhalt der unten abgedruckten Ballade in ein, zwei Sätzen zusammen!
- In der Ballade geht es um einen König, dessen geliebter Sohn auf seinem ersten Kriegszug umkommt. Alle Höflinge haben Angst, mit der schlechten Nachricht den Zorn des Königs herauszufordern, nur die Königin findet einen Weg, es ihm indirekt mitzuteilen.
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- In der Ballade geht es um einen König, dessen geliebter Sohn auf seinem ersten Kriegszug umkommt. Alle Höflinge haben Angst, mit der schlechten Nachricht den Zorn des Königs herauszufordern, nur die Königin findet einen Weg, es ihm indirekt mitzuteilen.
- Gliedere das Gedicht und begründe deine Einteilung.
- Strophe 1: allgemeine Einleitung, Vorstellung des Königs und Begründung seines Namens
- Strophen 2-4: Vorstellung der ganzen Familie und Betonung der großen Liebe des Königs zu seinem Sohn, verbunden mit einer Drohung für den, der ihm jemals seinen Tod melden würde.
- Strophe 5: Ausfahrt des Prinzen
- Strophen 6-8: Rückkehr mit dem toten Prinzen, Angst der Höflinge, Idee der Königin
- Strophe 9/10: Reaktion des Königs: Er versteht die Botschaft, offenes Ende.
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- Inwieweit handelt es sich um eine Ballade. Berücksichtige dabei auch die dramatischen Züge!
- Es ist ein Erzählgedicht – und zudem eines mit einer sehr dramatischen Handlung
- Dabei liegt das Drama nicht im Kriegszug und auch nicht im Tod des Kindes – darüber erfährt man auch nichts bis wenig.
- Das eigentliche Drama besteht in dem Problem, das die große Liebe des Königs aufgeworfen hat (Drohung), und in der Frage, wie man jetzt mit diesem Problem umgeht.
- Sehr dramatisch ist vor allem der Schluss, weil man als Leser/Hörer ziemlich auf die Folter gespannt wird: Wie wird der König darauf reagieren.
- Insgesamt kann man an dieser Ballade den Aufbau der klassischen 5-aktigen Tragödie aufzeigen: Exposition am Anfang, dann Steigerung bis hin zur Drohung, Wendepunkt zwischen der 5. und 6. Strophe. Retardation durch die Ankunft der Königin – und dann die Auflösung am Schluss mit dem Erscheinen des Königs, wobei letztlich offen bleibt, ob das Königspaar sich in seiner großen Liebe auch über den Verlust hinweghilft oder ob der König am Ende an gebrochenem Herzen stirbt – vielleicht sogar auch die Königin, die zwar mit einer übermenschlichen Kraftanstrengung die anderen geschützt hat, jetzt aber zusammenbricht: Die Zeile „Die Königin hielt des Königs Hand“ lässt hier beide Lösungen zu.
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- In der 7. Strophe gibt es eine Stelle, (###…###) die man zu einer dramatischen Szene mit einem entsprechenden Gespräch (in freier Rede, ohne Reim und Rhythmus!) ausbauen kann. Die dafür notwendigen Personen darfst du frei wählen – sie sollten aber zur Situation passen. Am Ende des Gesprächs sollte sich die weitere Handlung so ergeben, wie sie im Gedicht vorzufinden ist.
- Sinnvoll wäre hier, den einen oder anderen Krieger einzubauen, der Trauer und Mitgefühl ausdrückt, aber auch die Angst vor dem Jähzorn des Herrschers.
- Aufgelöst werden könnte diese Zwischenszene dadurch, dass die Königin dann die anderen beruhigt, was direkt überleitet zu: „Sie spricht: „Und bangt sich euer Mund …“.
Eine Alternative zu dieser kreativen Aufgabe könnte sein, die Schüler eine abschließende und wirklich auflösende Strophe anhängen zu lassen.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Balladen – allgemeine Themenseite: Infos, Tipps und Materialien
https://textaussage.de/balladen-infos-tipps-materialien
— - Balladen – spezielle Themenseite: Übersicht über Balladen zu verschiedenen Themen
https://textaussage.de/die-richtige-ballade-finden-thematische-uebersicht
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos