Worum es hier geht:
Wir zeigen am Gedicht „Meeresstrand“ von Theodor Storm, was man inhaltlich aus einem solchen Text herausholen kann.
Außerdem prüfen wir den Rhythmus und schauen, ob der zum Inhalt des Gedichtes passt.
Anmerkungen zur Überschrift
Die Überschrift gibt nur den Ort an – mit seiner typischen Doppelrichtung: Einmal in Richtung Land und einmal in Richtung Meer.
Anmerkungen zu Strophe 1
- Ans Haff nun fliegt die Möwe,
- Und Dämmrung bricht herein;
- Über die feuchten Watten
- Spiegelt der Abendschein.
- Beschreibung der Situation am Abend am Strand
- Wahrnehmung der Dämmerung
- Und der Spiegelung der Abendsonne im Wattenmeer
- Dazu der Flug der Möwe wohl Richtung Nest
Anmerkungen zu Strophe 2
- Graues Geflügel huschet
- Neben dem Wasser her
- Wie Träume liegen die Inseln
- Im Nebel auf dem Meer.
- Diese Strophe beschreibt einen weiteren Bereich des abendlichen Lebens der Tiere.
- Dann eine Interpretation dessen, was das Lyrische Ich sieht: Inseln erscheinen ihm als Träume – in der Verbindung von Nebel und Meer.
Anmerkungen zu Strophe 3
- Ich höre des gärenden Schlammes
- Geheimnisvollen Ton,
- Einsames Vogelrufen –
- So war es immer schon.
- Als nächstes richtet sich die Aufmerksamkeit des lyrischen Ichs auf die typischen Geräusche des Wattenmeeres.
- Verbunden wird das mit der Vorstellung eines Geheimnisses.
- Dann wieder ein akustischer Impuls aus der Tierwelt, nämlich der Ruf der Vögel.
- Abschließend die Feststellung, dass das immer so gewesen ist – also eine Art beruhigende Einordnung.
Anmerkungen zu Strophe 4
- Noch einmal schauert leise
- Und schweiget dann der Wind;
- Vernehmlich werden die Stimmen,
- Die über der Tiefe sind.
- Hier gibt es eine Art Abschluss der Dämmerung.
- Der Wind schläft ein, was dem lyrischen Ich wie ein Schauern vorkommt oder das bei ihm auslöst.
- Interessant der Schlussakzent, der den Anfang der Strophe 3 wieder aufnimmt und verstärkt.
- Man weiß nicht genau, was „über der Tiefe“ heißt, ob es noch im Schlamm ist oder über der Wasseroberfläche. Auf jeden Fall Empfindungen, die nicht in erster Linie direkt angenehm sind. Natürlich kann es sich um eine Art wohltuendes Gruseln handeln.
Aussagen des Gedichtes – Intentionalität
Das Gedicht zeigt
- Eine typische Situation in der Dämmerung am Haff, einer Küstenlandschaft mit Ebbe- und Flutgezeiten.
- Verbunden werden Beobachtungen mit Empfindungen, die in fast schon romantischer Weise eine Kombination von Traum, Geheimnis und Schauer erzeugen.
- Man hat den Eindruck, dass hier eine tiefere Naturwelt gesehen oder in die abendliche Situation am Meeresstrand hineingelegt wird.
Check der literarischen Mittel (Sprache, Rhetorik)
Ans Haff nun fliegt die Möwe,
- Inversion, die das Ziel betont und damit die Perspektive des Vogels aufnimmt und hervorhebt.
Und Dämmrung bricht herein;
- Alltagsmetapher
Über die feuchten Watten
Spiegelt der Abendschein
- Ebenfalls eine Metapher, die nah am Normalgebrauch ist
Graues Geflügel huschet
- Alliteration
- Gegebenenfalls noch Lautmalerei
Neben dem Wasser her;
Wie Träume liegen die Inseln
- Vergleich
- Alltagsmetapher
Im Nebel auf dem Meer.
Ich höre des gärenden Schlammes
- Metapher, die den Vorgang verdeutlicht beziehungsweise eine spezifische Empfindung dabei
Geheimnisvollen Ton,
- Andeutung, eventuell Ansatz von Personifizierung
Einsames Vogelrufen –
- Personifizierung, das Rufen des Vogels kann nicht einsam sein, sondern ihm wird ein menschliches Gefühl unterstellt.
So war es immer schon.
- Lakonische Bemerkung, die Richtung Sprichwort geht
Noch einmal schauert leise
Und schweiget dann der Wind;
- Auch hier wieder Personifizierung, bei der Gefühle des lyrischen Ichs einem Naturphänomen zugeordnet werden.
Vernehmlich werden die Stimmen,
Die über der Tiefe sind.
- Auch hier wieder eine Art Personifizierung von natürlichen Lauten
- Mit dem Wort „Tiefe“ verbinden sich gewisse Konnotationen, die Richtung Geheimnis gehen und damit einem Signal weiter oben entsprechen und es verstärken.
Check des Rhythmus:
Überlegungen zur Beziehung von Rhythmus und Inhalt
Es herrscht ja insgesamt ein relatives Gleichgewicht. Es gibt also nicht eine einzige Rhythmus-Störung wie im Gedicht „Die Stadt“:
- Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai (4 hebiger Jambus)
- Kein Vogel ohn Unterlaß; (Hier müsste es ohne heißt, um den Jambus zu erreichen)
- Die Wandergans mit hartem Schrei (4 hebiger Jambus)
- Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei, (4 hebiger Jambus)
- Am Strande weht das Gras. (3 hebiger Jambus)
In der 2. Zeile muss man wohl Absicht annehmen. Die Störung im Rhythmus entspräche dann dem Verlust der Vogelstimmen.
Im Vergleich dazu scheint es in diesem Gedicht keine klare Übereinstimmung zu geben. Vielleicht sollte nur der Übergang der Dämmerungssituation deutlich gemacht werden.
Am Anfang noch ein bisschen Walzer – dann die Ruhe der ständigen Abwechslung wie beim Kommen und Gehen der Wellen.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Themenseite Gedichtinterpretation Gedichte
https://textaussage.de/themenseite-gedichte-interpretieren
— - Thema „Stadt“ in Gedichten: Infos, Tipps und Materialien
https://textaussage.de/thema-stadt-in-gedichten-infos-tipps-und-materialien-themenseite
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