Klassenarbeit zu Schiller, „Die Bürgschaft“ oder die Frage nach der wahren Freundschaft (Mat8199)

Worum es hier geht:

Schillers Ballade „Die Bürgschaft“ ist eins der berühmtesten Gedichte. Es behandelt nämlich eine extreme Erfahrung von Freundschaft.

Das Problem für die Schule ist nur, dass zur Zeit Schillers die Leute noch Lust hatten auf endlos verzögerte Spannung – dementsprechend lang kann so eine Schiller-Ballade sein.

Wir haben beim „Taucher“ schon mal eine sinnvolle Kürzung ausprobiert, die sich sehr bewährt hat.
https://textaussage.de/klassenarbeit-zu-schillers-ballade-der-taucher

Genau dasselbe versuchen wir auch hier.

Aufgabenstellung

  1. Verfasse zu dem unten abgedruckten Gedicht eine Inhaltsangabe.
    Wegen der Länge des Textes sind einige Strophen schon zusammengefasst.
  2. Zeige, wieso dieses Gedicht als Ballade bezeichnet werden kann.
  3. Wie findest du die Art von Freundschaft, die sich in diesem Gedicht zeigt. Begründe deine Meinung.

Der gekürzte Text

Wir präsentieren hier die gekürzte Fassung und hängen die zusammengefassten Strophen unten an. Außerdem gibt es am Ende eine Druckversion mit Aufgabenstellung und gekürztem Text.

Friedrich Schiller

Die Bürgschaft

[Strophe 1]
Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich
Möros, den Dolch im Gewande;
Ihn schlugen die Häscher in Bande.
»Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!«
Entgegnet ihm finster der Wüterich.
»Die Stadt vom Tyrannen befreien!«
»Das sollst du am Kreuze bereuen.«

[Strophe 2]
»Ich bin«, spricht jener, »zu sterben bereit
Und bitte nicht um mein Leben,
Doch willst du Gnade mir geben,
Ich flehe dich um drei Tage Zeit,
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,
Ich lasse den Freund dir als Bürgen,
Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen.«

[Strophe 3]
Da lächelt der König mit arger List
Und spricht nach kurzem Bedenken:
»Drei Tage will ich dir schenken.
Doch wisse! Wenn sie verstrichen, die Frist,
Eh du zurück mir gegeben bist,
So muss er statt deiner erblassen,
Doch dir ist die Strafe erlassen.«

[Strophe 4]
Und er kommt zum Freunde: »Der König gebeut,
Dass ich am Kreuz mit dem Leben
Bezahle das frevelnde Streben,
Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit,
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,
So bleib du dem König zum Pfande,
Bis ich komme, zu lösen die Bande.«

[Strophe 5]
Und schweigend umarmt ihn der treue Freund
Und liefert sich aus dem Tyrannen,
Der andere ziehet von dannen.
Und ehe das dritte Morgenrot scheint,
Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint,
Eilt heim mit sorgender Seele,
Damit er die Frist nicht verfehle.

In den Strophen 12-13 präsentiert Schiller alle
möglichen Hindernisse, von Wasserfluten über
Räuberbanden bis hin zu glühender Hitze.
All das kann der Freund zwar überwinden, aber
vor der Stadt hört er schon, dass die Hinrichtung
seines Freundes an seiner Stelle kurz bevorsteht
und er lieber fliehen sollte.

[Strophe 17]
»Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht
Ein Retter willkommen erscheinen,
So soll mich der Tod ihm vereinen.
Des rühme der blutge Tyrann sich nicht,
Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,
Er schlachte der Opfer zweie
Und glaube an Liebe und Treue.«

[Strophe 18]
Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor
Und sieht das Kreuz schon erhöhet,
Das die Menge gaffend umstehet,
An dem Seile schon zieht man den Freund empor,
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:
»Mich, Henker!« ruft er, »erwürget!
Da bin ich, für den er gebürget!«

[Strophe 19]
Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,
In den Armen liegen sich beide
Und weinen für Schmerzen und Freude.
Da sieht man kein Auge tränenleer,
Und zum Könige bringt man die Wundermär,
Der fühlt ein menschliches Rühren,
Läßt schnell vor den Thron sie führen.

[Strophe 20]
Und blicket sie lange verwundert an.
Drauf spricht er: »Es ist euch gelungen,
Ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn,
So nehmet auch mich zum Genossen an,
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der Dritte.«

Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 1, München 31962, S. 352-356,399-400.
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Die zusammengefassten Strophen

In den Strophen 6-9 kämpft der Wanderer mit Wasserfluten.
Auch ein Gebet an den Gott Zeus bringt keine direkte Hilfe.
Schließlich stürzt sich der Wanderer verzweifelt in die Fluten
und erreicht schließlich schwimmend das andere Ufer.

[Strophe 6]
Da gießt unendlicher Regen herab,
Von den Bergen stürzen die Quellen,
Und die Bäche, die Ströme schwellen.
Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab,
Da reißet die Brücke der Strudel hinab,
Und donnernd sprengen die Wogen
Des Gewölbes krachenden Bogen.

Strophe 7:
Hilflos irrt der Wanderer am Ufer des Flusses lang
und sieht überall nur Wasserfluten

[Strophe 7]
Und trostlos irrt er an Ufers Rand,
Wie weit er auch spähet und blicket
Und die Stimme, die rufende, schicket,
Da stößet kein Nachen vom sichern Strand,
Der ihn setze an das gewünschte Land,
Kein Schiffer lenket die Fähre,
Und der wilde Strom wird zum Meere.

In Strophe 8 wendet sich der Wanderer an den Gott Zeus
und bittet um Hilfe.

[Strophe 8]
Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht,
Die Hände zum Zeus erhoben:
»O hemme des Stromes Toben!
Es eilen die Stunden, im Mittag steht
Die Sonne, und wenn sie niedergeht
Und ich kann die Stadt nicht erreichen,
So muß der Freund mir erbleichen.«

In Strophe 9 wird deutlich, dass er sich selbst helfen muss,
er stürzt sich in die Fluten und er erreicht tatsächlich
das andere Ufer.

[Strophe 9]
Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut,
Und Welle auf Welle zerrinnet,
Und Stunde an Stunde entrinnet.
Da treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut
Und wirft sich hinein in die brausende Flut
Und teilt mit gewaltigen Armen
Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.

In den Strophen 10 und 11 begegnet der Wanderer einer Räuberbande,
die hat kein Erbarmen mit ihm uns einer Notlage,
aber er kann einige töten und der Rest flieht.

[Strophe 10]
Und gewinnt das Ufer und eilet fort
Und danket dem rettenden Gotte,
Da stürzet die raubende Rotte
Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,
Den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord
Und hemmet des Wanderers Eile
Mit drohend geschwungener Keule.

[Strophe 11]
»Was wollt ihr?« ruft er, für Schrecken bleich,
»Ich habe nichts als mein Leben,
Das muß ich dem Könige geben!«
Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:
»Um des Freundes willen erbarmet euch!«
Und drei mit gewaltigen Streichen
Erlegt er, die andern entweichen.

In den Strophen 12-13 leidet der Wanderer unter glühender Sonne
und kann nur überleben, weil er eine Quelle findet, die aus einem Felsen heraussprudelt.

[Strophe 12]
Und die Sonne versendet glühenden Brand,
Und von der unendlichen Mühe
Ermattet sinken die Kniee.
»O hast du mich gnädig aus Räubershand,
Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,
Und soll hier verschmachtend verderben,
Und der Freund mir, der liebende, sterben!«

[Strophe 13]
Und horch! da sprudelt es silberhell,
Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,
Und stille hält er, zu lauschen,
Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,
Und freudig bückt er sich nieder
Und erfrischet die brennenden Glieder.

[Strophe 14]
Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün
Und malt auf den glänzenden Matten
Der Bäume gigantische Schatten;
Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn,
Will eilenden Laufes vorüberfliehn,
Da hört er die Worte sie sagen:
»Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen.«

[Strophe 15]
Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,
Ihn jagen der Sorge Qualen,
Da schimmern in Abendrots Strahlen
Von ferne die Zinnen von Syrakus,
Und entgegen kommt ihm Philostratus,
Des Hauses redlicher Hüter,
Der erkennet entsetzt den Gebieter:

[Strophe 16]
»Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben!
Den Tod erleidet er eben.
Von Stunde zu Stunde gewartet‘ er
Mit hoffender Seele der Wiederkehr,
Ihm konnte den mutigen Glauben
Der Hohn des Tyrannen nicht rauben.«

Druckvorlage Aufgabenstellung und gekürzter Balladentext

Mat8199 Klassenarbeit Schiller, Die Bürgschaft Druckvorlage

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