Klausur Lösungstipps: Robert Seethaler, „Der Trafikant“ – erster Brief von Franz an seine Mutter (Mat5923-loe)

Worum es hier geht:

Wir geben hier Hinweise zur Lösung einer Klausuraufgabe zum Roman „Der Trafikant“.

Die reine Aufgabenstellung ist hier zu finden:

https://textaussage.de/klausur-robert-seethaler-der-trafikant-erster-brief-von-franz-an-seine-mutter

Tipps zu Aufgabe 1.1: Klärung der Vorgeschichte

  1. Analysieren Sie den ersten Brief, den Franz an seine Mutter schreibt, indem Sie
    1. seine „Vorgeschichte“ klären,
      Denken Sie daran, dass es um dabei um die Dinge geht, die in diesem Brief eine Rolle spielen,

      • Als erstes muss man den Brief lesen und dabei auf alles achten, was dort aus der „Vorgeschichte“ eine Rolle spielt.
      • Es geht also nicht darum, einfach zu schreiben, „was vorher geschah“ – sondern wirklich die „Momente“ (= Faktoren) zusammenzustellen, die für das Verständnis wichtig sind.
      • Man kann auch einfach überlegen, was man wissen muss, um diesen Brief verstehen und einordnen zu können.
      • Mögliche Lösung:

Tipps zu Aufgabe 1.2: Beschreibung des Inhalts

kurz den Inhalt des Briefes beschreiben,

  • Hier geht es nicht um so eine Inhaltsangabe wie etwa bei einer Kurzgeschichte.
  • Vielmehr schaut man einfach, welche großen Themenblöcke im Brief zu finden sind
  • und die stellt man vor.

Hier unser Vorschlag für eine Lösung – hier erst mal die Vorarbeiten: Worum geht es im Romanausschnitt

  1. Erst mal das grundsätzlich:
    In dem Brief informiert Franz seine Mutter umfassend über seine Erlebnisse und Erfahrungen.
  2. Deutlich werden die folgenden Dinge:
    Zunächst einmal seine Verwirrung, verbunden mit der Bitte um Rat in der heiklen Liebesfrage
  3. Damit verbunden ist das Problem, dass er das Gefühl hat, zum Mann zu reifen, es aber noch nicht geschafft hat.
  4. In dem Zusammenhang spielt natürlich auch seine Freundschaft zu Sigmund Freud eine Rolle, die zu einem ersten Liebeserlebnis, aber auch zu dessen Scheitern geführt hat.
  5. Am Rand erwähnt wird auch Kritik an der gesellschaftlichen Situation und an der Politik.

Dann die Klärung der Voraussetzungen, der Momente, Faktoren, die im Brief eine Rolle spielen:

Ausgehend von der inhaltlichen Schwerpunkt zeigt der Romanausschnitt:

  1. Franz ist durch den Tod des Liebhaber seiner Mutter aus dem bequemen nächstes Leben rausgerissen und in eine Art Lehre in einer Trafik geraten
  2. Dort lernte, lernte viel im fachlichen Bereich, aber auch im Umgang mit Menschen
  3. Die Zufallsbekanntschaft mit dem berühmten Psychiater Sigmund Freud macht ihm deutlich, dass er ein liebes Problem hat. In dem Bereich kann er auch mit Hilfe eines böhmischen Mädchens Annette Skar erste Erfahrungen sammeln, steht aber zu Beginn des Briefes an die Mutter vor dem Scheitern dieser Beziehung.
  4. Dazu kommt die Erfahrung der politischen Repression nach der Macht Übernahme durch die Nationalsozialisten, die zur Verhaftung seines Lehrern geführt hat

Tipps zu Aufgabe 1.3: Herausarbeitung der Aussagen (Intentionalität)

herausarbeiten, was dieser Brief zeigt (Aussagen, Intentionalität)

      • Am besten setzt man den folgenden Satz fort – mit möglichst mehreren Varianten:
        „Der Brief zeigt …“

Wir setzen das noch fort.

Tipps zu Aufgabe 1.4: Unterstützende sprachliche u. rhetorische Mittel

und an welchen sprachlichen bzw. rhetorischen Mitteln das besonders deutlich wird.

Sprachliche und rhetorische Mittel sind Dinge, die der Autor sich hat einfallen lassen – in diesem Falle für Franz -, damit das, was er sagt, möglichst wirkungsvoll überkommt.
Im Folgenden führen wir erst mal alles auf, was in Frage kommt. Einige Dinge wiederholen sich – und die sollte man abschließend zusammenfassen.
Wir machen das hier so, dass wir das Zusammengehörende schon mal zusammenfassen.

  1. Nachträgliche Korrekturen, die Nachdenklichzeit zeigen
    „das ist mein erster Brief an Dich. Und eigentlich nicht nur an Dich, es ist überhaupt mein erster. “
    Das sind nachträgliche Präzisierungen, die deutlich machen, wie Franz sich gedanklich vorarbeitet – er nimmt diesen Brief also sehr ernst.
  2. “ Es sind komische Zeiten gerade. Oder vielleicht waren die Zeiten immer schon komisch
  3. Die Leber vielleicht, oder die Nieren, oder irgendeine andere Innerei.
  4. Vergleiche
    „In letzter Zeit funktioniert mein Kopf nicht mehr so, wie er soll. Als ob ihn jemand zwischen seine großen Hände genommen und ordentlich durchgeschüttelt hätte, so fühlt sich das an. “
    Franz verwendet hier einen Vergleich, der ein bisschen an Professor Freud erinnert und deutlich machen soll, dass da einiges auf seinen Kopf und also sein Bewusstsein eingewirkt hat.
    Zugleich ist es natürlich ein Moment der Spannungserzeugung für die Mutter.
  5. „glaube ich, dass er aus irgendwelchen längst vergangenen Zeiten zu uns herübergewachsen ist. So wie der alte Zwetschgenbaum, der sich hinter der Hütte so krumm und schief zum Ufer hinunterbeugt.
    Zugleich Vergleich und Personifizierung
  6. Bildliche Darstellung / Metaphern
    „Nach dem langen Winter kommt der Frühling aus allen Löchern und Ritzen hervorgekrochen. Uberall blüht irgendetwas. Die Parks sehen fast schon aus wie auf den Ansichtskarten, und aus jedem liegengebliebenen Pferdeapfel sprießt ein Maiglöckerl.
  7. „Wenn der Brief einen roten Faden gehabt hätte, dann wäre er spätestens jetzt verlorengegangen oder zumindest ausgefranst.“
  8. und sich das Maul zerreißen
  9. „glaube ich, dass er aus irgendwelchen längst vergangenen Zeiten zu uns herübergewachsen ist. So wie der alte Zwetschgenbaum, der sich hinter der Hütte so krumm und schief zum Ufer hinunterbeugt.
    Zugleich Vergleich und Personifizierung
  10. „Und mit nur einem Bein kann man auch keine großen Sprünge machen, sportlich gesehen, meine ich. “
  11. Aneinanderreihungen
    „Weißt Du es vielleicht? Weißt Du, ob ich zur Liebe tauge? Weißt Du, was die Liebe ist? Weißt Du überhaupt irgendetwas über die Liebe?
  12. Wir sitzen auf der Bank, gehen in den Park und reden allerhand.“
  13. „Liebe Mama, oft bin ich traurig und weiß warum. Oft bin ich aber auch traurig und weiß nicht warum, und das ist fast noch schlimmer. “
    usw.
  14. „Ich habe schon zu viel gesehen und gerochen und geschmeckt“
  15. Personifizierungen
    aber Bilder sind eben nur Bilder und können schwindeln.
  16. „Genauso wie diese überschminkten Titelblattgesichter in der Trafik. Die schauen Dich an, dass Du glaubst, sie meinen Dich ganz persönlich, und
  17. „glaube ich, dass er aus irgendwelchen längst vergangenen Zeiten zu uns herübergewachsen ist. So wie der alte Zwetschgenbaum, der sich hinter der Hütte so krumm und schief zum Ufer hinunterbeugt.
    Zugleich Vergleich und Personifizierung
  18. in Wirklichkeit schauen sie nur in eine Kamera hinein und denken an ein saftiges Rindsgulasch und kriegen jede Menge Geld dafür.
  19. Worterfindungen / Neologismen
    Kopfdurchschüttelung
  20. Gegensätze
    Er raucht. Ich nicht.

  21. Paralleler Satzaufbau / Parallelismus
    „Ich frage ihn dies und das. Und er fragt mich dieses und jenes.
  22. „Liebe Mama, oft bin ich traurig und weiß warum. Oft bin ich aber auch traurig und weiß nicht warum, und das ist fast noch schlimmer. “
    usw.
  23. Umgangssprachliche Wendung
    derart draufhauen auf die Juden.“
    Auch Metapher
  24. Raunzerei
  25. Appell
    “ sei stolz auf mich!“

Wichtig ist die Zusammenfassung

Die könnte hier so aussehen:

Insgesamt zeigt der Brief viele sprachliche Mittel, die zum Teil auch zu rhetorischen werden – etwa bei Gegensätzen.

  1. Es fällt vor allem Nachdenklichkeit auf, die ausgedrückt wird durch
    1. nachträgliche Korrekturen
    2. verbunden mit Aneinanderreihungen, die Genauigkeit zeigen
    3. Daraus können auch Gegensätze werden.
  2. Dann Bildhaftigkeit (Fantasie)
    1. Vergleiche
    2. Metaphern, zum Teil richtig zu einer bildlichen Darstellung ausgestaltet
  3. Verbunden auch mit Personifizierungen, die eigentlich auch eine Art von Metaphern darstellen (der Mensch ist dann der Bildbereich, der herangezogen wird)
  4. Die Darstellung wird vielfarbiger durch
    1. Neologismen
    2. und eingestreute Alltagssprache
  5. Eine Sonderstellung nimmt der vorsichtig eingebrachte Appell am Ende ein.

Tipps zu Aufgabe 2: Erörterung der Bedeutung der Beziehung

Stellen Sie – ausgehend von diesem Brief – kurz dar, welche Bedeutung die Beziehung zwischen Franz und seiner Mutter für die Gesamtkonzeption des Romans hat.

  • Die einfachste Lösung ist nach einem Eröffnungssatz wie
    „Franz‘ Mutter hat eine Art Spiegelfunktion, weil Franz hier seine Erfahrungen verarbeiten kann. Dabei wird zugleich der Prozess seines Erwachsen-Werdens deutlich.
  • Und dann gibt man einen Überblick über das, was in diesem Zusammenhang eine Rolle spielt.

Wir setzen das noch fort.

Weitere Infos, Tipps und Materialien