KUS-S: Was ist eigentlich Erzähltechnik? Gezeigt an praktischen Beispielen (Mat8239)

Was ist Erzähltechnik überhaupt?

  • Ganz einfach: Wenn ein Autor eine Geschichte erzählt, dann hat er sie sich ausgedacht.

Ohne es zu wissen, kann man die „personale“ Erzählhaltung verwenden

  • Dabei kann es sein, dass er einfach anfängt und die Geschichte sich entwickeln lässt:
    • Hajo hatte mal wieder schlecht geschlafen.
    • Die Deutscharbeit, die er an diesem Vormittag schreiben würde, quälte ihn schon seit Tagen.
    • Seitdem sie mit Gedichten regelrecht beschossen wurden, konnte er sich kaum noch wegducken. Wenn sie ihn getroffen hatten, dann in der Gestalt von Studienrat Hahnenschrei, der seinen Job besonders ernst nahm.
  • Man sieht, dass schon der dritte Punkt dazu verleitet hat, mit einem sprachlichen Mittel zu arbeiten, nämlich mit dem Bild des Beschossen-Werdens.
  • Hier ist der Erzähler nicht zu spüren – man hat den Eindruck, der Autor würde hier einfach erzählen. Aber er versetzt sich in eine Figur.
  • Und das kann richtig Spaß machen – weil man sich bei sogenannten literarischen Texten einfach etwas ausdenken kann.
  • Diese Erzählhaltung nennt man „personal“, weil man den Erzähler in einer „Person“ verschwinden lässt.

Natürlich gibt es auch das Gegenteil, die „auktoriale“ Erzählhaltung

  • Daneben gibt es auch noch die auktoriale Erzählhaltung. Da ist der Erzähler richtig zu spüren.
    • Zum Beispiel stellt er sein Erzählprogramm am Anfang vor:
      „Herr Hahnenschrei war einer von diesen Deutschlehrern, die bis auf wenige Ausnahmen keiner aus der Klasse leiden konnte. Denn er war wohl von der Universität direkt in die Schule gekommen – und dachte, er könnte da so ein bisschen den Professor spielen.
    • Dann kommt eine Vorausdeutung zum Beispiel:
      „Das sollte ihm an diesem Tag aber zum Verhängnis werden. Denn, was er nicht wusste. Einige Eltern hatten sich bei der Schulleitung beschwert und die hatte beschlossen, mit einem Vertreter der Schulbehörde einfach mal den Unterricht zu besuchen.“
    • Bei der auktorialen Erzählhaltung ist dann natürlich auch wichtig, ob der Erzähler auch eine eigene Meinung bzw. Position vertritt.

Weitere Beispiele für Erzähltechnik: Direkter Einstieg oder Einleitung

  • Man kann direkt einsteigen wie in einer Kurzgeschichte.
  • Oder aber man präsentiert erst mal eine lange Einleitung – meist in Romanen.

Einbau von Rückblenden

  • Dann kann man natürlich Rückblenden machen. Da ist zum Beispiel in dem Roman „Corpus delicti“ der Fall. Da wird eine junge Frau Opfer einer Gesundheitsdiktatur – und zwischendurch werden Erlebnisse mit ihrem Bruder eingeblendet, der während der Kernhandlung schon tot ist.

Mehrere parallele Handlungen

  • Besonders in Romanen kann man natürlich mit verschiedenen Handlungssträngen arbeiten:
    Erst erzählt man, wie es den Schülerinnen und Schülern bei Lehrer Hahnenschrei geht. Später zeigt sich, dass in seiner Familie seine Frau das Sagen hat.
  • Ein anderer Gegensatz könnt sein, dass dieser Lehrer sehr auf Disziplin achtet, während seine Kinder zu Hause machen, was sie wollen – solange nicht die Mutter für Ordnung sorgt.

Die Bausteine des Erzählers: z.B. Erzählerbericht und szenische Darstellung

  • Dann spielt eine große Rolle, mit welchen „Bausteinen“ der Autor seinen Erzähler arbeiten lässt:
    Den Unterschied merkt man spätestens dann, wenn man eine Kurzgeschichte auf die Bühne bringen soll:
    Am einfachsten geht das, wenn es dort schon viel „szenische Darstellung“ gibt. Das sind Erzählteile, die vorwiegend aus Dialog oder auch einem Gespräch mit mehreren Personen bestehen. Dann sind die Texte, die man für die Bühne braucht, ja schon vorhanden.
    Schwieriger wird es, wenn der Erzähler nur einen sogenannten „Erzählerbericht“ verwendet:
    „Das Gespräch mit dem Direktor war für Hahnenschrei eine Katastrophe. Denn hier ging es vor allem darum, die Eltern zufriedenzustellen. Erst hinterher erfuhr er, dass noch ein freundlicheres kollegiales Gespräch folgen sollte.“

Wir setzen das hier noch fort.

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