Lars Krüsand, „Manipulation mit Sprache – und was man dagegen tun kann“ (Mat8467)

Worum es hier geht

Der folgende Sachtext ist im Rahmen einer materialgestützten Klausur entstanden. Dort sollte aus 10 Materialien zum Thema „Manipulation mit Sprache“ ein Artikel für die Schülerzeitung erstellt werden.
https://textaussage.de/vom-referat-zur-materialgestuetzten-klausur-was-ist-das-wie-macht-man-das

Lars Krüsand, der an der Erstellung der Klausur mitgearbeitet hatte, hat freundlicherweise daraus einen Sachtext erstellt, der sich ohne diesen Klausurzusammenhang nutzen lässt.

Lars Krüsand,

 Manipulation mit Sprache – zwischen Gefahr und hin und wieder auch Chance

Wenn von Manipulation durch Sprache die Rede ist, denkt man sofort an etwas Negatives, nämlich eine Beeinflussung, die einem selbst zum Nachteil gereicht.
Zum Beispiel bleibt man abends länger als sinnvoll auf einer Fete und ist am nächsten Morgen nicht besonders gut bei der Klausur.
Es gibt aber auch eine positive Beeinflussung – wenn es zum Beispiel einem Trainer gelingt, mit einer feurigen Ansprache vor einem wichtigen Spiel die letzten Kräfte aus einer Mannschaft herauszuholen, was zum Sieg führt.
Auch bei einer Werbeanzeige wird man in positive Stimmung versetzt, aber das dient dann häufig, mehr den Interessen des Verkäufers als denen des Nutzers.

Bei der Werbung spielt allerdings auch ein besonders wichtiges rhetorisches Mittel eine Rolle, nämlich das sogenannte Framing. Noch heute kennen einige den Spruch: “Haribo macht Kinder froh.” Damit ist es der Firma gelungen, sich einen positiven Vorstellungsrahmen  zu verpassen, der jahrzehntelang zum Verzehr von Gummibärchen beigetragen hat. Eltern und Zahnärzte waren nicht so sehr erfreut.

Noch problematischer wird Framing im politischen Bereich. Hier tun politische Parteien alles, um ihr eigenes Anliegen und damit auch ihre Wähilbarkeit in ein positives Licht zu bringen, was dann zu mehr Stimmen bei Wahlen führt. Das sieht man am deutlich bei Wahlplakaten.

Noch erträglich beim politischen Framing ist, dass es in der Regel ohne Repression abgeht. Hin und wieder sieht man an einer Abzweigung zu einem querlaufenden Waldweg, dass dort Gesträuch einem den Weg versperrt. Man hätte auch ein Verbotsschild aufstellen können – aber man nimmt lieber den Weg des sogenannten“Nudging”. Das ist ein kleiner Schubs, der über die Bequemlichkeit in eine gewollte Richtung führt.

Diktaturen arbeiten zunächst einmal auch mit Nudging, versuchen, also mit allen psychologischen Tricks, den Menschen klarzumachen, dass die Lösung aller Probleme nur von ihnen kommen kann. Dazu gehört zum Beispiel die Konstruktion eines Feindes, wie es in George Orwells Roman 1984 geschieht. Wenn die Medien entsprechend beeinflusst oder gar vom Staat kontrolliert werden, kann das von niemandem überprüft werden.
Im Bereich der Sprache gibt es in Diktaturen regelrechte Verzerrungen, was auch im Roman von George Orwell deutlich wird: Begriffe werden  regelrecht vertauscht (Friede und Krieg) und die Sprache wird so verengt, dass man nur noch das denken kann, was der Regierung zumindest nicht schadet.

Was kann man nun tun: Hier hilft es, wenn man an Immanuel Kant denkt. Der hat in seiner berühmten Schrift „Was ist Aufklärung“ gefordert, dass man selbst denken soll – und nicht mithilfe eines anderen. Bei der Philosophin Hannah Arendt kann man zudem lesen, dass sie es für äußerst unwahrscheinlich hält, dass in der Politik die Wahrheit gesagt wird. Das hängt mit den oben schon angesprochenen spezifischen Interessen dieser Leute zusammen. Aber auch sonst sollte man immer überlegen, welche Interessen jemand vertritt, der einem etwas erzählt

Das ist besonders hilfreich bei dem schlimmen Thema Mobbing in der Schule. Wenn es dort zur Regel würde, dass nichts einfach geglaubt wird, was über einen Mitschüler erzählt wird. Und wenn man dann noch überlegt, welche Interessen jemanden vielleicht bewogen haben, üble Nachrede zu betrieben, dann haben diese Überlegungen hier noch einen ganz praktischen Nutzen gehabt und können mehr Schülerinnen und Schüler vor Ausgrenzung und Seelenqual bewahren.