Worum es hier geht:
Last-Minute-Vorbereitung zum Thema „Expressionistische Gedichte“
Wir zeigen hier auf Grund von jahrelanger Erfahrung, wie man noch „auf die letzte Minute“ seine Chancen bei einer schriftlichen Arbeit deutlich verbessern kann.
Anhand eines Schaubildes und eines Beispiels werden die einzelnen Schritte erklärt.
Wie das Schaubild zeigt, beginnt alles mit einem kurzen Rückblick:
1. Man schaut sich noch einmal die wichtigsten Gedichte an, die man im Unterricht behandelt hat. Natürlich mit der Prüfung, was an ihnen denn überhaupt „expressionistisch“ ist.
2. Dann geht man noch mal die Hinweise durch, wie man am besten interpretiert.
3. Am besten listet man hier auch die Tipps auf, die die Lehrer einem gegeben haben.
4. Als nächstes nimmt man sich die Zeit, um ein Gedicht noch einmal zumindest stichwortartig zu analysieren. Wir machen dazu gleich einen Vorschlag.
5. Als Letztes notiert man sich noch die Punkte, an die man unbedingt denken möchte, auf einem Merkzettel. Den nimmt man natürlich nicht mit in die Klausur ;-), hat aber alles schön im Kopf.
Auszug aus einem E-Book mit einem Übungsbeispiel:
Wenn wir jetzt ein erstes Beispiel vorlegen, hat das aber noch einen weiteren Vorteil: Es zeigt schon mal, wie wir vorgehen, um sicher ans Interpretationsziel zu gelangen. Dabei halten wir uns schon an die zuletzt genannten fünf Punkte.
Aber jetzt zunächst mal das Gedicht. Am besten liest man es sich durch und notiert sich stichwortartig, was in den einzelnen Zeilen geschieht und welcher Gesamteindruck sich dabei ergibt. Dabei sollte man natürlich nicht nur auf den Inhalt eingehen, sondern auch auch die sprachliche Gestaltung einbeziehen.
Anschließend zeigen wir, wie wir grafisch und analysierend vorgehen würden.
Also nichts wie ran an das Gedicht, vor allem locker und mit Stift für Markierungen und Stichwörter.
Georg Heym
Die Stadt
01: Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein
02: Zerreißet vor des Mondes Untergang.
03: Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang
04: Und blinzeln mit den Lidern, rot und klein.
05: Wie Aderwerk gehn Straßen durch die Stadt,
06: Unzählig Menschen schwemmen aus und ein.
07: Und ewig stumpfer Ton von stumpfem Sein
08: Eintönig kommt heraus in Stille matt.
09: Gebären, Tod, gewirktes Einerlei,
10: Lallen der Wehen, langer Sterbeschrei,
11: Im blinden Wechsel geht es dumpf vorbei.
12: Und Schein und Feuer, Fackeln rot und Brand,
13: Die drohn im Weiten mit gezückter Hand
14: Und scheinen hoch von dunkler Wolkenwand.
Übrigens: Das E-Book gibt es noch nicht auf dem Markt, es ist noch „in der Mache“ – man kann sich aber an den Autor wenden. Der beantwortet gerne Fragen und gibt weitere Tipps.
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Tipps zur Analyse-Übung:
Am besten ist es immer, wenn man beim Lesen gleich einen Stift zur Hand nimmt.
Wir arbeiten gerne mit verschiedenen Farben, wenn wir gemerkt haben, dass einzelne Elemente sich im Text wiederholen.
In der Zeit des Expressionismus geht es häufig um eine bedrohliche Situation. Die machen wir deutlich, indem wir unterscheiden zwischen
- mehr oder weniger harmlos-normalen Passagen (grün),
- problematisch-schwierigen (gelb) und
- wirklich gefährlichen (rot).
Das könnte dann im Falle dieses Gedichtes so aussehen.
Anregungen: So versteht man die Gedichte Schritt für Schritt:
Im Folgenden erklären wir mal, was wir mit dem Gedicht gemacht haben und wie daraus eine gute schriftliche Arbeit entstehen kann.
1. Der Titel:
Der Titel ist sehr kurz und allgemein gehalten, aber es ist eben auch von einer ganz bestimmten Stadt die Rede – oder es ist eine typische Stadt gemeint.
2. Die äußere Form des Gedichtes: Strophenbau, Reim und Versmaß/Rhythmus
Es hat sich im Deutschunterricht eingebürgert, dass man immer erst auf diese Dinge eingeht, also sollte man das auch tun – dann hat man es erst mal schnell hinter sich.
Der Strophenbau – ein Sonett:
Man erkennt insgesamt vier Strophen, zwei mit vier Zeilen und zwei mit drei Zeilen. Das ist eine der ganz wenigen Bauformen von Gedichten, die man sich merken sollte. Man nennt so etwas ein „Sonett“ – und viele Dichter haben immer wieder gern darauf zurückgegriffen. Häufig sind die Dreizeilen-Strophen (die sogenannten Terzette) dann auch inhaltlich etwas anders als die beiden Quartette mit ihren vier Zeilen.
Das Reimschema
Bei denen hat man jeweils einen umarmenden Reim. Schwierig wird es natürlich bei den Terzetten. Da ist es am besten, man „alphabetisiert“ die ganzen Reimzeilen, also nennt den ersten Reim a, den zweiten b usw.
In diesem Falle hätte man dann das folgende Reimschema:
abba, cddc, eee, fff
Häufig werden die Terzette dann auch noch irgendwie miteinander reimmäßig verklammert, hier grenzen sie sich eher von einander ab: Jedes Terzett hat seine eigenen drei identischen Reimzeilen.
Das Versmaß bzw. der Rhythmus:
Hier tun sich die meisten Schüler sehr schwer, dabei ist es ganz einfach.
Bei deutschen Gedichten zählt allein die Abfolge von betonten und unbetonten Silben. Man spricht dabei auch von Hebungen und Senkungen.
Von daher ist Rhythmus die bessere Bezeichnung, denn im Deutschen messen wir eigentlich die Silben nicht in ihrer Länge – eher in ihrer Betonungs-Höhe. Dann kann man diese Bezeichnung doch noch auch für die deutsche Literatur retten.
Und wenn man Glück hat, dann „alterniert“ die Zeile, d.h. es wechseln sich jeweils Hebung und Senkung ab. Das Wort kommt vom Lateinischen „alter“ = „der Zweite“.
Der Trick mit den mehrsilbigen Wörtern:
Am besten schaut man sich zunächst die Wörter an, bei denen das ganz klar ist.
In der ersten Zeile ist das zum Beispiel „Wolkenschein“, das kann man nur so aussprechen, dass die erste Silbe betont ist, die zweite nicht und die dritte wieder.
XxX (Das große X steht für eine betonte Silbe, das kleine für eine unbetonte).
Das Wort „diese“ ist auch noch klar: Xx.
Jetzt muss man nur noch schauen, ob sich die ganze erste Zeile in einer regelmäßigen Abfolge von betonten und unbetonten Silben auflösen lässt.
Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein
x X x X x X x X x X
Man sieht, es stimmt: Man hat fünf Pärchen, bei denen immer erst mal eine unbetonte Silbe präsentiert wird, gefolgt von einer betonten.
Die beiden Varianten beim regelmäßigen Wechsel: Jambus und Trochäus
Dieses Versmaß bzw. dieser Rhythmus wird „Jambus“ genannt. Das Gegenstück wäre ein sogenannter Trochäus:
Dann müsste die erste Gedichtzeile zum Beispiel so lauten:
Weit und groß ist diese Nacht auf weiter Flur
X x X x X x X x X x X
Man sieht hier, dass es nicht immer vollständige Pärchen sein müssen. Hier fehlt der letzten betonten Silbe (Hebung) die zugehörige Senkung (unbetonte Silbe).
Kleine Merkhilfe: So unterscheidet man die beiden Versmaße / Rhythmen
Am besten merkt man sich, dass der Jambus ein alter Lügner bzw. Falsche-Maske-Träger ist, denn er präsentiert sich ja vom Rhythmus her als Trochäus (Beginn mit betonter Silbe). Damit man sich das nicht in jeder Klausur noch mal klarmachen muss, betont man ihn zur Strafe einfach falsch – als Jambuuuuus – mit der Betonung auf der zweiten Silbe.
Dann weiß man: Wenn bei „alternierenden“ (sich ständig abwechselnden) Zeilen ein falsch betonter Jambus erscheint, dann hat man ihn. Ansonsten ist es eben sein Gegenstück, ein Trochäus, der aus drei Silben besteht und ebenfalls ein Lügner ist, denn hier wird ja die zweite Silbe betont, während im Gedicht ein Trochäus die erste Zeile betont.
Hört sich alles vielleicht ein bisschen schwierig an – aber wenn man sich das mal klargemacht hat, vergisst man es nicht wieder.
Und wenn euer Lehrer euch eine bessere Merkhilfe nennt, bitte unbedingt über das Kontaktformular auf der Homepage uns mitteilen. Wir sind gespannt.
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Um den Inhalt eines Gedichtes richtig zu verstehen und möglichst gut zu präsentieren, sollte man Folgendes beachten:
Fünf Tipps mit Beispielen:
1. Möglichst locker bleiben und auf das achten, was das so genannte „lyrische Ich ( also die Person, die da spricht) von sich gibt.
Die ersten vier Zeilen des Gedichtes präsentieren zum Beispiele Beobachtungen und Eindrücke während einer Nacht in der Nähe einer Stadt, bevor der Mond untergeht.
2. Dabei sollte man nicht einfach den Inhalt wiedergeben, sondern möglichst die sprachlichen Aktivitäten des lyrischen Ichs vorstellen.
Zur ersten Strophe sagten wir schon, dass dort Beobachtungen und Eindrücke präsentiert werden.
Bei der zweiten Strophe geht das lyrische Ich dann genauer auf die Menschen in der Stadt ein und betont dabei vor allem ihre Masse und die Eintönigkeit ihres Daseins.
Die dritte Strophe beschäftigt sich dann mit besonders wichtigen Situationen im menschlichen Leben, wobei der Akzent vor allem auf Tod und Sterben gelegt wird.
3. Wo es besonders auffällt, kann man auch schon auf sprachliche Mittel eingehen: In diesem Fall findet man in den Zeilen 9 und 10 eine einfache Abfolge von Substantiven. Es kommt dem lyrischen Ich anscheinend besonders auf bestimmte Stationen im menschlichen Leben an.
Man hat den Eindruck, dass sie jeweils schlaglichtartig beleuchtet werden.
Hier nutzt man eine Assoziation, einen Einfall, nämlich Erfahrungen mit dem Wort „Schlaglicht“, um die eigene Interpretation verständlicher zu machen.
4. Wichtig ist, dass man ähnliche Signale des Textes bündelt. Die Zeile 11 passt zum Beispiel sehr gut zu den Zeilen 7 und 8. Damit hat man eine mögliche erste Aussage des Textes: Das Leben der Menschen ist eintönig, ohne Abwechslung oder herausragende Erlebnisse.
5. Solche Bündelungen von Textsignalen sollten aber immer vorläufig bleiben. Nur so ist sichergestellt, dass man nicht zu früh in eine Art Verständnis-Sackgasse gerät.
In diesem Falle setzt die vierte Strophe nämlich einen neuen Akzent. Der Eintönigkeit des menschlichen Lebens und Leidens wird eine große Gefahr gegenübergestellt. Das lyrische Ich sieht in der Ferne etwas, was es als Gefahr interpretiert. Auch wenn es sich real möglicherweise nur um eine Art Wetterleuchten handelt, machen das Wort „drohn“ (13) und die Wendung „mit gezückter Hand“ (13) (woran man gleich an eine Waffe denkt) Angst und Sorge deutlich.
Am Ende eine doppelte Zusammenfassung: Inhalt und Sprache
Was die inhaltliche Zusammenfassung des Gedichtes angeht, kann man einfach den Satzanfang
„Das Gedicht zeigt …“
auf unterschiedliche Art und Weise fortsetzen.
In diesem Falle könnte das so aussehen:
Das Gedicht zeigt,
1. dass Naturbeobachtungen mit Gedanken zum menschlichen Leben verbunden werden,
2. dass die Natur zum einen schön ist, aber auch brüchig (Vers 1 und 2 sowie Vers 12-14).
3. dass das menschliche Leben vor allem als „eintönig’“ und „stumpf“ bzw. „dumpf“ empfunden wird.
4. dass bei den Stationen des menschlichen Lebens vor allem unangenehme, traurige hervorgehoben werden.
5. dass sich am Ende ein Gefühl von Gefahr aus den Naturbeobachtungen ergibt.
In jedem guten Gedicht wird die inhaltliche Aussage auch durch entsprechende sprachliche Mittel unterstützt.
In diesem Falle:
Die inhaltlichen Aussagen des Gedichtes werden unterstützt durch:
1. die Störung des schönen Eindrucks zu Beginn der 2. Zeile. Das „Zerreißet“ bezieht sich zwar direkt nur auf die Wolken, kann aber auch allgemeiner verstanden werden.
2. die Verwendung des Wortes und damit auch negativen Bildes „schwemmen“ für das Auftauchen der Menschen,
3. Die Wiederholung von Worten aus dem Wortfeld „sinnlos“: („eintönig“. „stumpfer Ton“, „von stumpfem Sein“, „im blinden Wechsel“).
4. die doppeldeutige Feuermetaphorik in der letzten Strophe, verbunden mit Signalen von Gefahren Gewalt.
5. Bei Sonetten, also Gedichten, die zwei vier- und zwei dreizeilige Strophen haben, sollte man immer auch auf Unterschiede zwischen den beiden Gruppen achten.
In diesem Falle geht es im ersten Quartett um allgemeine Natureindrücke, im zweiten um die menschliche Welt. Die beiden Terzette bilden dann eine Steigerung von Leiden hin zu Angst beziehungsweise Sorgen.