Lösungshinweise zum Quiz: „Goethe und Faust“ (Mat814-ml)

Die Fassung dieses Quiz ohne Lösungen gibt es hier
https://textaussage.de/quiz-zum-thema-goethe-leben-und-werk-bsd-faust-ol

Dort auch als ausdruckbare PDF-Datei

Auch diese Lösungshinweise können ausgedruckt werden – siehe weiter unten.

F1: Goethe wurde 1749

A: als unehelicher Sohn des Herzogs von Sachsen-Weimar geboren.

B: auf einer Reise seines Vaters nach Italien geboren,

C: als Enkel eines Justizbeamten in Frankfurt am Main geboren.

Richtig ist C.

Lösung A geht in die richtige Richtung, dass Goethe mit diesem Herzog den größten Teil seines Lebens verbracht hat und von ihm auch den Lebensunterhalt bekam, den er für sein Schreiben brauchte. Zum Beispiel lief Goethes „Gehalt“ weiter, während er in Italien war.

 

F2: Goethe studierte

A: in Frankfurt Medizin

B: in Straßburg Rechtswissenschaft

C: in Hamburg Literatur

Richtig ist B.

In Frankfurt ist er geboren – in Hamburg war er nie – diese Stadt ist eher mit Heine verbunden, der sehr kritisch mit der Epoche Goethes umging. 1830 äußert er: „“Es ist noch immer meine fixe Idee, daß mit der Endschaft der Kunstperiode auch das Goethetum zu Ende geht.““ (http://www.heinrich-heine.net/goeth.htm)

 

F3: Goethe interessierte sich früh für Literatur und verehrte dabei besonders:

A: William Shakespeare

B: Friedrich von Schiller

C: Thomas Mann

Richtig ist A.

An Shakespeare fasziniert Goethe vor allem das Geniale, keinen künstlerischen Vorgaben Verpflichtete, die Natürlichkeit des Bühnenbetriebs, die auch „Fetzenszenen“ erlaubte, wie er sie selbst im „Götz von Berlichingen“ präsentiert. Schiller war zwar Freund, aber das lief sehr langsam an und hatte nichts mehr mit der Frühzeit Goethes zu tun – los geht es zwischen den beiden erst 1794. Zu den schwierigen Vorstufen gibt es interessante Infos auf: http://weimarpedia.de/blog/projektgruppen/christian-von-bomhard-schule-uffenheim/das-verhaltnis-zwischen-goethe-und-schiller/

Thomas Mann wurde erst 1875 geboren, ihn konnte Goethe also gar nicht kennen. Dafür hat der Nobelpreisträger von 1929 in einer Erzählung durchgespielt, was Goethes Wetzlarer Freundin Charlotte Kestner, geb. Buff (eine Beziehung, die in dem Briefroman „Leiden des jungen Werthers verarbeitet wurde), erlebt haben könnte, als sie 44 Jahre nach dem Erscheinen des Romans ihren Ex-Freund besuchte. Goethe hatte für das Treffen nur die knappe Tagebuch-Bemerkung übrig: „Mittags Ridels und Madame Kestner von Hannover“.

 

F4: Während seines Studiums in Straßburg verliebte sich Goethe sehr in

A: eine Freiburger Bankierstochter

B: eine elsässische Pfarrerstochter

C: die Schwester seines Dichterfreundes Schiller

Richtig ist B.

Es war tatsächlich eine Pfarrerstochter, Friederike Brion, der Goethe kurze Zeit (Herbst 1770 bis August 1771) den Hof machte. Berühmt ist das Gedicht „Willkommen und Abschied“, von dem es zwei auf interessante Art und Weise unterschiedliche Schlussvarianten gibt.

Was die Variante A angeht, so gab es tatsächlich mit Lili Schönemann eine Bankierstochter, mit der Goethe sich sogar verlobte. Aber wie in allen vergleichbaren Fällen hatte er nicht den Mut zu einer festen Beziehung. Die konnte er viele Jahre später erst mit einer jungen Frau eingehen, die sich standesmäßig weit unter ihm bewegte, dafür aber anscheinend in der Lage war, seinem Leben ein stabiles persönliches Fundament zu geben.

Schiller hatte tatsächlich mehrere Schwestern, mit denen Goethe aber nichts zu tun hatte. (http://www.schillersgeburtshaus.de/index.php?option=com_content&view=article&id=56%3Aschillers-familie&catid=36%3Afriedrich-schiller&Itemid=54&lang=de)

F5: Berühmt wurde Goethe durch den Briefroman “Die Leiden des jungen Werthers”. Auf dieses Werk wurde er 1808 sogar in Erfurt von:

A: Immanuel Kant

B: Otto von Bismarck

C: Napoleon

angesprochen.

Richtig ist C.

Otto von Bismarck lebte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, weil er erst 1815 geboren ist. Immanuel Kant ist dafür bekannt, dass er aus Königsberg praktisch nicht hinaus gekommen ist, also kann er auch nicht nach Erfurt gefahren sein. Richtig ist tatsächlich, dass Napoleon Goethe und seinen Roman kannte, aber wohl eher oberflächlich. Der Dichter hat sich allerdings von dem Herrn über einen großen Teil Europas sehr beeindruckt gezeigt, hielt ihn sogar für ein Genie.

 

F6: Goethe hatte Glück, dass ihn ein Angebot des Herzogs von Sachsen-Weimar im letzten Moment erreichte, als er

A: schon auf dem Weg nach Italien war

B: schon in Frankfurt heiraten wollte

C: an der Weltumsegelung von Captain Cook teilnehmen wollte

Richtig ist A.

Es war Goethes Wunsch, es seinem Vater und vielen anderen Gebildeten der Zeit nach zu tun und sich eigene Eindrücke aus dem gelobten Land Italien und damit der Antike zu verschaffen.

Mit dem Heiraten hatte es der junge Goethe in den ersten Jahren und fast Jahrzehnten überhaupt nicht, er scheute wohl die feste Bindung. Erst einem einfachen Mädchen gelang es später in Weimar, den berühmten Dichter und hohen Beamten an sich zu binden.

Goethe hatte durchaus eine hohe Meinung von Amerika als einem Ort der Freiheit, mit Entdeckungsfahrten hatte er allerdings nichts zu tun. Hier ist eher der Deutsche Forster zu nennen, der tatsächlich mit Captain Cook auf eine Weltreise gegangen ist, über die er sogar ein Buch geschrieben hat.

Ein interessantes Zitat von Goethe ist in den „Zahmen Xenien“ zu finden: „„Amerika, du hast es besser / als unser Kontinent, der alte, / hast keine verfallenen Schlösser / und keine Basalte. / Dich stört nicht im Innern / zu lebendiger Zeit / unnützes Erinnern / und vergeblicher Streit.“

http://gutenberg.spiegel.de/buch/johann-wolfgang-goethe-gedichte-3670/146

 

F7: Nach 11 Jahren im Dienst des Herzogs von Weimar brauchte Goethe dringend eine Auszeit. In den etwa 18 Monaten einer Reise in den Süden kam er bis (weiteste Entfernung):

A: Rom

B: Sizilien

C: Athen.

Richtig ist B.

Rom war das Hauptziel Goethes, er hat dort auch einen großen Teil der Zeit verbracht. Allerdings war auch ein Abstecher  in den Süden drin, wobei er bis nach Sizilien gelangte. Insgesamt aber gefielen ihm die Überreste der griechischen Kultur, besonders die Reste der Tempel, überhaupt nicht, sie entsprachen nicht seiner Vorstellung von der Antike.

So ist es auch kein Wunder, dass er keinen Versuch machte, auch noch nach Griechenland überzusetzen, was durchaus möglich gewesen wäre. Dementsprechend ist er auch nie in Athen, der Wiege der griechischen Kultur und Demokratie gewesen.

 

F8: In Italien wandelte Goethe eins seiner wichtigsten Werke im Sinne der Klassik um, indem er z.B. aus einer Prosafassung ein Versdrama machte. Dabei handelte es sich um:

A: Don Carlos

B: Götz von Berlichingen

C: Iphigenie auf Tauris

Richtig ist C.

„Don Carlos“ ist von Schiller, gehört allerdings der Epoche der Klassik an. „Götz von Berlichingen“ ist ein frühes Theaterstück von Goethe und hat nie eine klassische Überarbeitung erfahren, war dafür auch wohl kaum geeignet. Bei „Iphigenie auf Tauris“ war es anders, diesen Text hat Goethe mitgenommen und tatsächlich stark überarbeitet.

 

F9: Was die Französische Revolution angeht, so

A: befürwortete er sie und bekam sogar das Ehrenbürgerrecht der neuen Republik

B: kritisierte er sie als “das schrecklichste aller Ereignisse”

C: nahm er an einem Feldzug gegen Frankreich teil, der ihn bis nach Paris führte.

Richtig ist B.

Auch hier entspricht die erste Variante nicht Goethe, sondern dem sehr viel mehr die Freiheit liebenden Dichter Schiller. An einem Feldzug gegen Frankreich hat Goethe durchaus teilgenommen, allerdings kam er dort nicht bis Paris, der Feldzug musste unter ziemlich peinlichen Umständen abgebrochen werden. Von Goethe stammt aber das berühmte Wort nach einer erfolgreichen Kanonade der revolutionären Franzosen: „„Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.“

Dass Goethe die französische Revolution stark kritisierte, früher und stärker als Schiller, ist leicht verständlich, wenn man sich überlegt, in welchem Ausmaß Goethe Freund eines Landesfürsten war und auch in seinem Sinne mitregiert hat. Er hat sogar ein eigenes kleines Werk geschrieben, in dem er die Unterhaltungen von Immigranten aus Frankreich thematisiert hat.

 

F10: Goethe hat sich schon sehr früh mit dem Faust-Thema beschäftigt. Ausgangspunkt war dabei:

A: Der Selbstmord eines Wissenschaftlers

B: Der Tod eines Kindes

C: Die unglückliche Liebe eines jungen Mannes

Richtig ist B.

Die unglückliche Liebe gehört eher zu dem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“. Faust ist als Wissenschaftler unzufrieden und hätte auch zumindest im fiktiven Werk fast Selbstmord verübt, eine entsprechende reale Vorlage dafür oder gar eine entsprechende Realisierung gibt es aber nicht. Stattdessen war es wirklich der Fall einer Kindsmörderin, wie man diese armen Frauen mit einem unehelichen Kind nannte), der dann später zu der Geschichte von Gretchen geführt hat, was mit der Faust-Handlung verbunden wurde.

F11: Der sog. “Urfaust”, der parallel zu dem berühmten Briefroman “Die Leiden des jungen Werthers” zwischen 1772 und 1775 entstand, ist nur zufällig erhalten geblieben, weil er:

A: von Goethe im sog. Borkenhäuschen an der Ilm versteckt wurde

B: aus Versehen auf die Rückseite der berühmten Nibelungen-Handschrift geklebt worden war

C: 1887 im Nachlass einer Hofdame entdeckt wurde.

Richtig ist C.

Es gibt tatsächlich in der Nähe von Goethes Gartenhaus an der Ilm ein Borkenhäuschen, allerdings hat Goethe dort keine Manuskripte versteckt. Es diente vielmehr seinem Freund, dem Herzog von Weimar, als idyllischer Ort des Rückzugs und der Naturbetrachtung.

Auch war es durchaus üblich, auf die Rückseite irgendwelcher Anschriften etwas zu kleben, was man zu dem Zeitpunkt nicht für so wichtig hält, dies gilt aber nicht in diesem Falle.

Richtig ist, dass es wirklich eine Hofdame gab (Luise von Göchhausen), die mit Goethe in engem Kontakt stand und auch für ihn Schreibarbeiten erledigt hat.  In ihrem Nachlass hat man den Urfaust gefunden.

 

F12: Auf den Urfaust folgte 1788 “Faust. Ein Fragment”, das sogar 1790 gedruckt erschien.

Im Vergleich zum Urfaust neu hinzugekommen ist:

A: ein Gespräch zwischen dem alternden Professor und dem Teufel Mephisto

B: die Teilnahme am Hexentanz auf der Wartburg

C: die Erfindung des Papiergeldes

Richtig ist A.

Da es sich bei dem Gespräch zwischen dem Professor und dem Teufel um den Kern und Ausgangspunkt des Faustdramas handelt, ist es nur natürlich, dass Goethe diesen Teil schon sehr früh ausgearbeitet hat.

Hexen und auch ein Hexentanz spielen in Goethes „Faust“ schon eine Rolle, weil Faust von Mephisto so in die Welt der niedrigen Vergnügungen entführt werden soll, diese Elemente sind aber erst später in das Werk eingearbeitet worden.

Obwohl Goethe nicht unbedingt ein Wirtschaftwissenschaftler war, hat er doch im zweiten Teil des Faust schon Probleme des Papiergeldes und damit der Inflation gesehen und auch eingearbeitet.

 

F13: 1808 wird der erste Teil des “Faust” als komplettes Drama veröffentlicht. Berühmt geworden ist die Zeile aus dem Einstiegsmonolog:

A:  Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.”

B: “Da steh ich nun, ich armer Tor”

C: “Das Land der Griechen mit der Seele suchend”

Richtig ist B.

Die Lösung B trifft in sofern den Kern des Dramas, als Faust als älter werdender Professor in eine Art Midlife-Crisis gerät und sich fragt, was er überhaupt in seinem Leben geleistet und vor allem auch verstanden hat. Von daher ist das ein sehr guter Einstieg in die Problematik des Werkes.

Die Variante A ist auch ein geflügeltes Wort aus dem „Faust“ und bezieht sich auf die Schwierigkeiten des Professors mit dem christlichen Oster- bzw. Auferstehungsglauben.

Sehnsucht nach dem Land der Griechen hatte, beziehungsweise hat eine griechische Königstochter, die auf geheimnisvolle Art und Weise in ein fernes Land entführt wurde („Iphigenie auf Tauris“.

 

F14: Im Verlaufe der Handlung von Faust I verliebt sich der verjüngte Professor in Gretchen, ein einfaches Mädchen. Zwischen den beiden entstehen allerdings schnell Spannungen, weil:

A: das Mädchen den Geliebten nach der Religion fragt,

B: Faust das Mädchen auf eine Bildungsreise nach Italien mitnehmen will

C: der Weimarer Herzog etwas gegen eine solch unstandesgemäße Verbindung hatte

Richtig ist A.

In Gretchens Frage nach der Religion ihres Geliebten zeigt sich zum einen ihr einfaches, der Tradition, aber auch höheren Werten und Idealen verpflichtetes Wesen, zum anderen die Distanz zu einem Wissenschaftler, der allein schon durch seine berufliche Tätigkeit religiöse Dinge eher infrage stellt beziehungsweise zumindest sehr differenziert betrachtet und damit relativiert.

Von einer gemeinsamen Bildungsreise von  Faust und Gretchen ist nirgendwo die Rede. So etwas gibt es allerdings in Fontanes Roman „Effi Briest“. Dort gibt es auch eine große Bildungsdifferenz zwischen einer jungen Frau und ihrem deutlich älteren und erfahreneren Mann. Dementsprechend verläuft dann auch diese Reise auf eine sehr belehrende und die Unterschiede eher verdeutlichende Art und Weise.

Gegen eine Verbindung von Faust und Gretchen konnte der Herzog von Weimar überhaupt nichts haben, weil sie sich ja im fiktiven Rahmen eines literarischen Werkes abspielte. Allerdings ist diese Antwortvariante insofern interessant, als Goethe selbst ja später unstandesgemäß geheiratet hat, was die Weimarer Hofgesellschaft nur sehr langsam und widerwillig akzeptierte.

 

F15: Am Ende landet Gretchen im Kerker, nachdem es in Verzweiflung das neugeborene Kind getötet hat. Am Ende des Stückes steht das Urteil:

A: Er sei verflucht.

B: Sie ist gerichtet.

C: Sie ist gerettet.

Richtig ist C.

Goethe war ein sehr positiv denkender Mensch, der tragische Erfahrungen für sich nicht gerne akzeptierte. Dies hat sich auch in seinen Dramen ausgewirkt. Sowohl Gretchen im ersten Teil des Faust als auch der Held selbst im zweiten Teil werden vom Himmel gerettet, wenn auch unter Schmerzen und im Bewusstsein von Schuld und Irrtum. Interessant ist ja zum Beispiel auch, dass „Iphigenie auf Tauris“ mit einem Happy End schließt.

 

F16: Erst im Jahr von Goethes Tod erschien 1832 der zweite Teil der Tragödie. In der ersten Szene

A: erlebt Faust eine Art Heilschlaf

B: nimmt Faust mit Mephisto an einer Art Karneval teil

C: stürzt Faust ein altes Ehepaar ins Unheil.

Richtig ist A.

Dieser Heilschlaf ist wichtig und von Goethe geschickt eingebaut, weil damit die ganze Gretchen-Handlung schnell abgeschlossen werden kann und der Held sich völlig neuen, größeren Welten zuwenden kann.

Wie schon angedeutet, passt das auch sehr gut zu Goethes realem Leben, der sich nicht lange oder intensiv mit negativen Dingen beschäftigen wollte, sondern sie eher verdrängte. Das ging sogar soweit, dass er seine sterbende Frau im Stich, sprich: allein gelassen hat, einfach, weil er ihr Leiden nicht ausgehalten hat. Seine alte Freundin Charlotte von Stein war sogar so rücksichtsvoll, für ihre Beerdigung vorzusehen, dass ihre Leiche nicht am Haus Goethes vorbei gefahren wurde, obwohl das auf dem Wege lag.

An einem Karneval nimmt Faust mit Mephisto durchaus teil – das geschieht aber nicht gleich am Anfang des zweiten Teils – aus dem oben genannten Grund.

Auch ein altes Ehepaar (Philemon und Baucis) wird von Faust mit Hilfe von Mephisto ins Unglück gestürzt, das kommt aber erst im Schlussteil des Stückes.

 

F17: Eine wichtige Rolle spielt im zweiten Teil des Faust eine Frau aus der antiken Mythologie:

A: Helena

B: Iphigenie

C: Kassandra

Richtig ist A.

Helena galt in der Antike als Inbegriff weiblicher Schönheit und löste so sogar den trojanischen Krieg aus.

Iphigenie steht weniger für Schönheit als für ein schweres Familienschicksal und die vorübergehende Trennung von Heimat und Familie.

Kassandra wiederum ist diejenige gewesen, die die Trojaner davor gewarnt hat, das berühmte trojanische Pferd in die Stadt zu holen. Sie steht für jemanden, auf dessen Warnungen man nicht hört. Nach dem Fall Trojas wurde sie von einem der Sieger vergewaltigt, von einem anderen als Sklavin mitgenommen. So wurde sie noch Zeuge, wie ihr neuer Herr von seiner eigenen Frau und deren Geliebten umgebracht wurde. Weil Kassandra auch hier wieder mehr voraussah und auch sagte, als man hören wollte, wurde sie am Ende von Agamemnons Mörderin-Witwe auch erdolcht. Wenn man sich  mehr für diese Frau und ihre Gabe interessiert, lohnt es sich, sich näher damit zu befassen. Immerhin zeigt sich in diesem Zusammenhang der Gott Apollo sehr menschlich und auch rachsüchtig.

F18: Das Ende des zweiten Teils von Faust ist etwas kurios, weil

A: Faust sich in einer Art Ringkampf von Mephisto befreien kann,

B: Mephisto sich von Engeln bedrängt fühlt

C: Gretchen aus dem Grab erwacht und Faust in einer leidenschaftlichen Szene verzeiht.

Richtig ist B.

Tatsächlich hat sich Goethe für den Schluss des zweiten Teils des Faust eine sehr seltsame, skurrile Szene einfallen lassen. Mephisto versucht, Fausts „Unsterbliches“ im Sinne des Paktes für sich zu gewinnen und damit in die Hölle zu entführen, er wird aber daran durch Engelgestalten gehindert, die sich sogar gegen alle aufgebotenen Teufelscharen durchsetzen:

Am Ende heißt es in einer Regiebemerkung: „Sie erheben sich, Faustens Unsterbliches entführend.“

Und „MEPHISTOPHELES sich umsehend“ klagt auf sehr kindlich-naive Weise:

„Doch wie? – wo sind sie hingezogen? / Unmündiges Volk, du hast mich überrascht, / Sind mit der Beute himmelwärts entflogen; / Drum haben sie an dieser Gruft genascht! / Mir ist ein großer, einziger Schatz entwendet: / Die hohe Seele, die sich mir verpfändet, / Die haben sie mir pfiffig weggepascht.“

Zu einem Ringkampf zwischen Mephisto und Faust kommt es nicht, das hätte auch kaum zum Stück gepasst und wäre auch nach damaligen Vorstellungen nicht sehr bühnenwirksam gewesen.

Gretchen ist am Ende des zweiten Teils gar nicht mehr im Grab, sondern in verwandelter Gestalt bereits im Himmel und kann ihren ehemaligen Geliebten gewissermaßen zu sich hinaufziehen. In diesem Zusammenhang ist das berühmte Zitat zu sehen: „Das Weibliche zieht uns hinan“.

Druckvorlage

Mat814-ml Quiz Goethe und sein Faust

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