Lückentext zum Thema „Analyse und Interpretation von Kurzgeschichten“ (Mat8097)

Worum es hier geht:

Wir haben hier mal unser Wissen und Verständnis zu dem Thema in einem 2-Seiten-Lückentext zusammengefasst.

  • Hier zunächst eine Vorschau,
  • dann ein editierbarer Text.
  • Darunter dann die beiden pdf-Dateien – einmal ohne Lösung und einmal mit Lösung.

Vorschau

Lückentext zur Vorbereitung auf die Analyse von Kurzgeschichten

1.    Kurzgeschichten gehören zur Grundgattung Epik, einer der drei Säulen der Literatur neben der ___matik und der ___ik. Alle dazu gehörenden Texte sind fi__iv oder auch fi___onal, was bedeutet, dass sie zwar aus Elementen der Wirklichkeit gebildet sind, darüber aber frei verfügen, d.h. spielerisch eine eigene Re____ät schaffen.

2.    Während ein D___a ein Geschehen direkt auf die Bühne bringt und in einem Gedicht einfach jemand in einer besonderen Form zum Leser spricht, haben epische Texte einen Er____er, der den Lesern ein Geschehen und die daran beteiligten Figuren vermittelt.

3.    Das kann in der Weise geschehen, dass er selbst sehr präsent ist und zugleich alle Fäden in der Hand hält, vielleicht sogar das Erzählte komm______t, dann spricht man von einem „auktorialen“ Erzähler. Die Bezeichnung kommt aus dem __________en, wo ein „auctor“ jemand ist, der etwas zum wachsen bringt, also ein Schöpfer oder Förderer.

4.    Eine extrem andere Möglichkeit besteht darin, dass der Erzähler einfach nur berichtet oder er versteckt sich sogar hinter den F____en, nimmt gewissermaßen ihre Identität an, dann spricht man von einem personalen Erzähler. Die Bezeichnung kommt vom lateinischen Wort „persona“, was eigentlich „Maske“ oder „R___e“ bedeutet.

5.    Während die große Form der Epik, der ____n, nun eine ganze Welt präsentiert, an ganz verschiedenen Schauplätzen, über lange Zeiten hinweg, mit vielen Personen in zum Teil auch noch vielen Nebenhandlungen, ist eine Kurzgeschichte zunächst einmal eine „kurze Geschichte“, wobei die Länge allerdings nicht definiert ist. Was aber schon kennzeichnend ist, das ist die Beschränkung auf eine einzige H_____ng mit nur wenigen wichtigen Figuren, die allerdings für diese eine besondere Bedeutung hat. Die kann durchaus darin bestehen, dass das Charakteristische ihres Lebens gewissermaßen unter die Lupe genommen wird – es kann aber auch sein, dass sich damit zugleich ein We______kt im Leben der Figur andeutet, ganz gleich, ob er dann auch realisiert wird oder nicht.

6.    Damit sind wir bei dem entscheidenden Punkt der Gattung Kurzgeschichte: Der besteht vor allem darin, dass ein Ausschnitt oder besser noch: ein A_____s aus dem Leben einer Figur präsentiert wird. Dazu gehören automatisch ein direkter Einstieg und ein mehr oder weniger offenes ___e.

7.    Dass das Geschehen häufig sehr distanziert, zum Teil in einer sehr a_________en Sprache präsentiert wird, muss nicht immer so sein, macht aber mit den Reiz dieser literarischen Gattung aus.

8.    Zu all dem passt natürlich am besten ein pers____er Erzähler, der uns vor allem am inneren Geschehen in den Figuren teilhaben lässt, ohne das zu kommentieren und damit dem Urteil der Leser vorzugreifen. Überhaupt ist für Kurzgeschichten charakteristisch, dass man über sie sehr kontrovers disk_____en kann.

9.    Die Ich-Perspektive kommt übrigens in Kurzgeschichten eher selten vor, weil damit der distanzierte Blick etwas verlorengeht. Am besten denkt man sich den Erzähler einer Kurzgeschichte als einen neu____en Beobachter, der allerdings über die Fähigkeit verfügt, das Innere der vorgestellten Figuren zu kennen und zu präsentieren.

10. Was den Umgang mit solchen Kurzgeschichten in der Schule angeht, so geht es wie immer im Deutschunterricht um zwei Dinge, zum einen um An____e und zum anderen um In__________on. Zum Teil werden beide Vorgänge auch vermischt, es lohnt sich allerdings, sie begrifflich und von der Vorgehensweise her zu unterscheiden:

a.    Bei der Analyse geht es wie in der Chemie oder in der Pathologie um das Zerlegen, das Se____en eines Textes. Das ist ähnlich wie in den beiden genannten Vergleichsbereichen nicht immer eine ganz spaßige Veranstaltung, kann natürlich auch beim privaten Umgang mit Literatur ganz außen vor bleiben, für ein vertieftes Verständnis eines Textes ist es aber unabdingbar, den Inhalt, den Aufbau, die Mittel und vor allem die In____ion, d.h. das Ziel, worauf der Text zusteuert, genauer zu untersuchen. Jenseits von Schule, also in der Wissenschaft, kann zur Analyse natürlich auch gehören, den Stellenwert eines Textes im Kontext der Biografie des A____s oder der Zeit seiner Entstehung zu untersuchen.

b.    Eine Interpretation braucht die Analyse als Voraussetzung, geht dann aber weit darüber hinaus: Sie fragt nämlich nach der Bed_____g eines Textes für die Gegenwart im weitesten Sinne. Hier kann es zu ganz originellen Einschätzungen und auch zur Herstellung oder besser zur Aufdeckung eigenwilliger Zusammenhänge kommen. Wichtig ist nur, dass die Ausführungen auch in diesem Bereich nach________bar bleiben – auch wenn andere die jeweilige Interpretation nicht übernehmen oder ihr sogar widersprechen.

11. In der Praxis geht man am besten so vor, dass man sich zunächst einen ersten Eindruck von der Kurzgeschichte verschafft, in der Hermeneutik, der Lehre vom Verstehen von Texten, spricht man vom sog. „Vor-________nis“, das dann später durch immer genaueres Hinschauen auf den Text überprüft und verändert werden muss. Wichtig sind vor allem erste Überlegungen zum Thema: Worum geht es überhaupt in der Geschichte? Die Antwort sollte möglichst in Frageform präsentiert werden – so paradox das auf den ersten Blick wirkt – aber ____en sind immer Fragestellungen, keine Gegenstände. Am Ende wird aus diesen Vorüberlegungen ein Einleitungssatz, in dem man Autor, Titel, Textgattung und Thema klärt.

12. In einem zweiten Schritt sollte man sich den Inhalt und die Ha_____g klarmachen und sie vorstellen. Beides kann identisch sein, muss aber nicht. Zum Beispiel können Teile der Geschichte nur aus Gedanken, Dialogen oder aus Beschreibungen bestehen. Am besten teilt man die Geschichte in zusammenhängende Abschnitte ein und stellt diese vor.

13. Dann wendet man sich den Figuren zu und „ch____________t“ sie. Das ist ein literarischer Fachbegriff, der weit über das hinausgeht, was wir normalerweise unter „Charakter“ verstehen. Es geht um alles, was die Figur kennzeichnet, von ihrer Stellung und Rolle her über ihre Ansichten bis hin zu den Handlungen. Je nach der Anzahl der wichtigen Figuren können natürlich auch die Quer_________en zwischen den Personen eine Rolle spielen.

14. Nachdem man sich mit Inhalt, der Handlung und der Figurenkonstellation beschäftigt hat, kann man die Int____on der Geschichte klären. Wie oben schon angedeutet, handelt es sich nicht um die Absicht des A____s, die kann im Extremfall eine ganz andere gewesen sein, als die Geschichte an Zielrichtung präsentiert. So kann ein Autor ja auch eine Propagandageschichte schreiben, in der er sich eigentlich selbst entlarvt. Es geht also um das, worauf die vielfältigen S____le der Geschichte „hinauslaufen“, wohin sie „tendiert“ (lateinisch intendere -> Intention). Am besten nutzt man eine Hilfsformulierung wie „Die Geschichte zeigt…“ und baut daraus dann einen oder mehrere Sätze, die ein differenziertes Gesamtbild ergeben.

15. Wie bei allen literarischen Texten sollte man sich auch bei Kurzgeschichten mit der Gestaltung, der Machart, den künstlerischen Mi____n beschäftigen. Wichtig sind die aber nur insofern, als sie eine Funktion für die In____ion haben. Bei literarischen Texten gehören Inhalt und Form immer zusammen. Spannend ist also die Frage: Worauf beruht die spezifische W____ng der Geschichte? Inwieweit unterstützen die literarischen Mittel die Intention?

16. Wenn man mit der Analyse fertig ist, sollte man sich der Interpretation zuwenden – und in der Schule heißt das vor allem: Welche Be_____ng hat die Geschichte für uns heute, welchen S__n hat sie. S__n bedeutet dabei Anwendung, Nutzung, Einbau in etwas anderes. Intention und Sinn können eng zusammenhängen. Während die Intention aber im T___ bleibt, geht der Sinn über ihn hinaus.

17. Natürlich kann man auch seine persönliche Meinung zu der Kurzgeschichte äußern: Die muss dann aber über die Frage des „Gefallens“ oder „Nicht-Gefallens“ hinausgehen. Denn über den „Gesch__ck“ kann man ja streiten – für die Bewertung einer Interpretation ist aber nur das von Bedeutung, was auch anderen hilft, den Text besser zu verstehen.

18. Noch eine kleine formale Anmerkung: Wichtig ist Texttransparenz, d.h. alle Beobachtungen am und Feststellungen zum Text sollten überprüfbar sein, d.h. man zi____t entweder wichtige Stellen (aber möglichst auf das Wesentliche reduziert) oder verweist auf sie mit „vgl.“ und der Zeilenangabe. Beim Zitieren darf man den Originalwortlaut nicht verändern, muss also ggf. die eigene Darstellung um das Zitat herumbauen. Am Ende des Zitats kommt ebenfalls die Z____nangabe.

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