Martin Suter, “Weidmanns Nachtgespräche”

Die Überschrift

  • Die Überschrift ist etwas ungewöhnlich für eine Kurzgeschichte, weil schon ein konkreter Name genannt wird.
  • Auch das Wort „Nachtgespräche“ passt vielleicht auf den ersten Blick nicht so zur möglichen Handlung einer Kurzgeschichte.
  • Auch der Plural passt nicht so ganz zu der Konzentration von Kurzgeschichten auf einen besonderen Moment.
  • Auf jeden Fall aber darf man sich erhoffen, dass diese Geschichte etwas mit Kommunikation zu tun hat.

Der Beginn der Geschichte

  • Der Beginn der Geschichte ist dann typisch für eine Kurzgeschichte. Es wird direkt ins Geschehen eingestiegen. Allerdings setzt sich die schon angesprochene Besonderheit noch fort, weil nämlich jetzt zum Familiennamen sogar noch ein konkreter Vorname genannt wird.

Die gestörte Beziehung

  • Gleich am Anfang wird in mehrerer Hinsicht deutlich, dass hier wohl eine Beziehungsstörung vorliegt. Denn zum einen muss die Frau sich mit dem Lesen genügen, statt die Freuden der Liebe direkt mit ihrem Mann zu erleben.
  • Sie will auch ganz offensichtlich der direkten Kommunikation ausweichen, weil sie entweder nichts davon erwartet oder aber es ihr unangenehm ist.
  • Dazu kommt, dass der Ehemann anscheinend nicht besonders auf seine Attraktivität achtet, sonst hätte er ja die geschenkte Schere verwendet.

Die verpasste Chance

  • Schließlich ist da noch die Frage des Mannes, die in einer guten Beziehung eine Liebeserklärung auslösen könnte, während die Frau hier erst mal überlegen und sogar eine Nachfrage stellen  muss.
  • Die anschließende Klärung präsentiert auch eher Belanglosigkeiten, auf jeden Fall passt die potentielle erotische Situation nicht zu dem, was kommuniziert wird.
  • Anregung: Diese Geschichte kann man gut vergleichen mit Gabriele Wohmanns „Flitterwochen dritter Tag„.
  • Die Gedanken der Frau

  • Gut gemacht ist auch, dass die Frau jetzt eine Art inneren Monolog führt, in dem die nicht ganz so erfreuliche Beziehungsvorgeschichte dieser Nacht ausgebreitet wird.
  • Es besteht offensichtlich Klärungsnotwendigkeit, weil der Mann vorwiegend mit seiner Karriere beschäftigt ist und die Frau sich ganz offensichtlich nicht genügend beachtet fühlt.

 Das Ende der Geschichte

Die Geschichte endet dann mit einem Höhepunkt, der die ganze Armseligkeit dieser Beziehung deutlich macht.

Thema und Aussage

  • Das Thema der Geschichte ist die Frage, wie die Möglichkeit eines echten Partnerschaftsdialogs auf extreme Art und Weise verpasst werden kann.
  • Die Geschichte zeigt in zugespitzter Form, dass in einer Beziehung einer der Partner sich auf extreme Art und Weise nur sich selbst interessiert und die Bedürfnisse seiner Partnerin gar nicht erkennt.

Weiterführende Hinweise