Nietzsche zur Frage der Mehrsprachigkeit – Vorlage für Textanalyse (Mat8041)

Nietzsche zur Frage der Mehrsprachigkeit – Vorlage für Textanalyse
Worum es geht:
Wir präsentieren ein längeres Zitat des Philosophen Nietzsche, in dem er sich kritisch zu den aus seiner Sicht angeblichen Vorteilen der Mehrsprachigkeit äußert. Er sieht sie eher kritisch und glaubt, dass es für die Kommunikationsnotwendigkeiten der Zukunft eher eine neue Sprache geben werde.
Nietzsche zum Thema „Mehrsprachigkeit“ – eine kleine Lese-Herausforderung

Der Philosoph Friedrich Nietzsche zum Thema „Mehrsprachigkeit“
Viele Sprachen lernen. – Viele Sprachen lernen füllt das Gedächtnis mit Worten statt mit Tatsachen und Gedanken aus, während dies ein Behältnis ist, welches bei jedem Menschen nur eine bestimmte begrenzte Masse von Inhalt aufnehmen kann. Sodann schadet das Lernen vieler Sprachen, insofern es den Glauben, Fertigkeiten zu haben, erweckt und tatsächlich auch ein gewisses verführerisches Ansehen im Verkehr verleiht; es schadet sodann auch indirekt dadurch, dass es dem Erwerben gründlicher Kenntnisse und der Absicht, auf redliche Weise die Achtung der Menschen zu verdienen, entgegenwirkt. Endlich ist es die Axt, welche dem feineren Sprachgefühl innerhalb der Muttersprache an die Wurzel gelegt wird: Dies wird dadurch unheilbar beschädigt und zugrunde gerichtet. Die beiden Völker, welche die größten Stilisten erzeugten, Griechen und Franzosen, lernten keine fremden Sprachen. – Weil aber der Verkehr der Menschen immer kosmopolitischer werden muss und zum Beispiel ein rechter Kaufmann in London jetzt schon sich in acht Sprachen schriftlich und mündlich verständlich zu machen hat, so ist freilich das Viele-Sprachen-lernen ein notwendiges Übel; welches aber, zuletzt zum äußersten kommend, die Menschheit zwingen wird, ein Heilmittel zu finden: Und in irgendeiner fernen Zukunft wird es eine neue Sprache, zuerst als Handelssprache, dann als Sprache des geistigen Verkehrs überhaupt, für alle geben, so gewiss als es einmal Luft-Schiffahrt gibt. Wozu hätte auch die Sprachwissenschaft ein Jahrhundert lang die Gesetze der Sprache studiert und das Notwendige, Wertvolle, Gelungene an jeder einzelnen Sprache abgeschätzt!
Quelle u.a.
http://www.thule-italia.net/sitotedesco/Vari/Nietzsche/Friedrich%20Nietzsche%20-%20Menschliches,%20Allzumenschliches.pdf

Herausforderung:Das Schöne an diesem Textauszug sind nicht nur seine Gedanken, sondern auch die Art und Weise, wie sie präsentiert werden. Dies geschieht nämlich wenig gegliedert. Zugleich gibt es so viele implizite, also in den Text eingebaute und „herauslösbare“ Signale zum Aufbau, dass man mit diesem Text gut „deep reading“ üben kann.
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