Kurze Erörterung der These, Luise verhalte sich im Gespräch mit der Lady Milford anders als sonst in Schillers Drama „Kabale und Liebe“

Die literarische Erörterung

Gemeint ist damit die Klärung einer Frage, die sich bei der Lektüre eines literarischen Werkes ergibt und damit Teil seiner Interpretation ist.

Aufgabe

Ausgangspunkt ist die Analyse des Gesprächs zwischen Lady Milford und Luise, in dem diese sich sehr souverän verhält.

Daraus ergibt sich im Anschluss folgende Aufgabe:

Erörtern Sie kurz die These, Luise verhalte sich im Gespräch mit der Lady Milford anders als sonst in Schillers Drama „Kabale und Liebe“

Beispiel für eine mögliche Lösung der Aufgabe

  1. Luise zeigt in der siebten Szene des vierten Aktes eine erstaunliche Souveränität. Immerhin schafft sie es, die Lady in Entrüstung zu versetzen und zu der erstaunten Feststellung  zu bringen: „Man sehe die große Dame!“
  2. Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Frage, ob Luise nur in dieser besonderen Situation zu dieser Größe findet oder sie diese auch in anderen Szenen zeigt.
  3. Von Anfang an scheint sie stark unter dem Einfluss Ferdinands, des Sohnes des Präsidenten zu stehen, wobei Romane eine große Rolle spielen (vgl. I,3: Kritik des Vaters: „Das ist die Frucht von dem gottlosen Lesen.“ (I,3)
  4. Ebenso steht sie unter dem Einfluss ihrer Familie, besonders ihres Vaters und seiner Verankerung im christlichen Glauben. (I,3)
  5. Aber schon in diesem ersten Gespräch mit ihrem Vater zeigt Luise die Bereitschaft, in diesem Leben auf Ferdinand zu verzichten und ihr Glück erst im Jenseits zu erwarten.
  6. Aber schon im darauf folgenden Gespräch mit Ferdinand zeigt sie wieder eine andere Haltung: „Du hast den Feuerbrand in mein junges friedsames Herz geworfen, und er wird nimmer, nimmer gelöscht werden.“ (17)
  7. Im weiteren Verlauf zeigt sie sich ängstlich und hat Todesahnungen.
  8. Aber schon in dem Gespräch mit dem zornigen Präsidenten (47) zeigt sie sich erstaunlich ruhig und selbstbewusst.
  9. Das entspricht auch ihrer Haltung in dem vorliegenden Gespräch mit der Lady. Auch hier erscheint sie am Anfang ängstlich, gewinnt dann aber Stärke und Größe, als sie sich auf die Situation eingestellt hat.
  10. Am Ende wird Luise das Opfer eines „Absolutismus der Liebe“, wie Ferdinands Haltung ihr gegenüber bezeichnet worden ist. In fast allen Szenen ist wenig Rücksichtnahme auf Luises Denken und Fühlen bei ihm zu spüren. Am Ende meint er sogar auf ungeheuerliche Art und Weise über ihr Leben verfügen zu können.
  11. Insgesamt wird also deutlich, dass Luise durchaus empfänglich ist für Traditionen, aber auch neue Vorstellungen. Letztlich gelingt es ihr aber immer wieder, sich auf eine Situation selbstbewusst und verantwortungsvoll einzustellen. Ihr Tod ist am Ende ein Ergebnis der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Egomanie eines jungen Adeligen, der mehr an sich denkt als an das Mädchen, dass er auf seine ganz besondere Art und Weise zu lieben vorgibt.

Weiterführende Hinweise