Worum es hier geht:
Vorgestellt wird eine Geschichte von Wolfgang Borchert, die in der Schule nicht so bekannt ist.
Mit erstaunlicher Distanz wird der Blick auf einzelne Situationen im Krieg gelenkt, wobei die Zerstörung eines Dorfes eine große Rolle spielt.
Das macht besonders auch der Titel deutlich.
Zu finden ist die Geschichte u.a. hier:
https://www.projekt-gutenberg.org/borchert/andiedie/chap006.html
Gliederung der Geschichte mit erläuternden Zwischenüberschriften
Der Text der Geschichte erscheint in kursiver Schrift.
- [Soldaten auf dem Abmarsch von einem Dorf, das sie angesteckt haben]
Männer gingen nachts auf der Straße. Sie summten. Hinter ihnen war ein roter Fleck in der Nacht. Es war ein häßlicher roter Fleck. Denn der Fleck war ein Dorf. Und das Dorf, das brannte. Die Männer hatten es angesteckt. Denn die Männer waren Soldaten. Denn es war Krieg. Und der Schnee schrie unter ihren benagelten Schuhen. Schrie häßlich, der Schnee.
— - [Beschreibung der Opfer]
Die Leute standen um ihre Häuser herum. Und die brannten. Sie hatten Töpfe und Kinder und Decken unter die Arme geklemmt. Katzen schrien im blutigen Schnee. Und der war vom Feuer so rot. Und er schwieg. Denn die Leute standen stumm um die knisternden seufzenden Häuser herum. Und darum konnte der Schnee nicht schrein. Einige hatten auch hölzerne Bilder bei sich. Kleine, in gold und silber und blau. Da war ein Mann drauf zu sehen mit einem ovalen Gesicht und einem braunen Bart. Die Leute starrten dem sehr schönen Mann wild in die Augen. Aber die Häuser, die brannten und brannten und brannten doch.
— - [Hinweis auf ein benachbartes, anscheinend nicht zerstörtes Dorf]
Bei diesem Dorf lag noch ein anderes Dorf. Da standen sie in dieser Nacht an den Fenstern. Und manchmal wurde der Schnee, der mondhelle Schnee, sogar etwas rosa von drüben. Und die Leute sahen sich an. Die Tiere bumsten gegen die Stallwand. Und die Leute nickten im Dunkeln vielleicht vor sich hin.
— - [Dies Dorf = Stützpunkt der Verantwortlichen für die Zerstörung]
Kahlköpfige Männer standen am Tisch. Vor zwei Stunden hatte der eine mit einem Rotstift eine Linie gezogen. Auf eine Karte. Auf dieser Karte war ein Punkt. Der war das Dorf. Und dann hatte einer telefoniert. Und dann hatten die Soldaten den Fleck in die Nacht reingemacht: das blutig brennende Dorf. Mit den frierenden schreienden Katzen im rosanen Schnee. Und bei den kahlköpfigen Männern war wieder leise Musik. Ein Mädchen sang irgendwas. Und es donnerte manchmal dazu. Ganz weit ab.
— - [Anscheinend Tod vieler Männer – Einbruch des Todes in die normale Welt]
Männer gingen abends auf der Straße. Sie summten. Und sie rochen die Birnbäume. Es war kein Krieg. Und die Männer waren keine Soldaten. Aber dann war am Himmel ein blutroter Fleck. Da summten die Männer nicht mehr. Und einer sagte: Kuck mal, die Sonne. Und dann gingen sie wieder. Doch sie summten nicht mehr. Denn unter den blühenden Birnen schrie rosaner Schnee. Und sie wurden den rosanen Schnee nie wieder los.
— - [Freude von Kindern über einen Katzenknoche]
In einem halben Dorf spielen Kinder mit verkohltem Holz. Und dann, dann war da ein weißes Stück Holz. Das war ein Knochen. Und die Kinder, die klopften mit dem Knochen gegen die Stallwand. Es hörte sich an, als ob jemand auf eine Trommel schlug. Tock, machte der Knochen, tock und tock und tock. Es hörte sich an, als ob jemand auf eine Trommel schlug. Und sie freuten sich. Er war so hübsch hell. Von einer Katze war er, der Knochen.
Aussagen der Geschichte:
Insgesamt eine Geschichte, die zeigt
- Mit welcher Selbstverständlichkeit im Krieg ein Dort zerstört wird,
- so dass die Leute obdachlos um die Trümmer herumstehen
- und zornig sind, dass die Heiligenbilder sie anscheinend nicht schützen konnten.
- wie es in parallel dazu in der Welt derer zugeht, die die Zerstörung angeordnet haben,
- wie Männer in scheinbar friedlicher Umgebung anscheinend durch einen Bombenangriff getötet werden,
- wie Kinder nichts mehr zum Spielen haben als einen Katzenknochen.
Anregungen:
- Man könnte überlegen, was für eine Überschrift besser zum gesamten Inhalt passt.
- Wenn das Thema Krieg eine Rolle spielen soll, könnte man ein Plakat malen lassen, das den Inhalt dieser Geschichte aufnimmt und am Ende die Frage stellt, wer dieses Dorf wieder aufbaut – und wie die Täter mit ihrer Schuld leben können. Vielleicht könnte einer der Täter auch unter den Trümmern seine Katze finden, die ihm entlaufen ist – dummerweise ins falsche Dorf (Ironie off).
- Interessant wäre es auch, wenn man diese seltsame, sehr distanziert und unbeteiligt wirkende Darstellung von Situationen einfach mal übernimmt – nicht auf eine Kriegssituation, nicht auf Angst und Schrecken. Sondern, indem man zum Beispiel Situationen in der Schule auf eine ähnliche Art und Weise beschreibt, die zeitgleich ablaufen.
Das könnte zum Beispiel in der Perspektive eines Blicks aus dem Fenster auf den Pausenhof geschehen, bei der allerdings genauer darauf eingegangen wird, was auf dem Schulhof passiert. - Kleine Einstiegshilfe:
- Beim Blick aus dem Fenster: Pause – 15 Minuten Ruhe – für mich.
- Auf dem Schulhof das übliche Gedränge an den Türen – diesmal nur ein Mädchen, das dabei umgestoßen wird.
- Zur Straße hin eine Gruppe von Jugendlichen, die sich drohend gegenüberstehen – hoffentlich gibt es keine Prügelei.
- In einer Ecke, halb verdeckt von einem Handwerkerfahrzeug eine Schüler und eine Schülerin, die sich wohl viel zu sagen haben. Es sieht so aus, als würden sie sich gleich in den Armen liegen.
- usw.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Kurzgeschichten interpretieren – Infos, Tipps und Materialien (Themenseite)
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