Worum es hier geht:
Es geht hier um ein Beispiel für politische Lyrik, das sich allerdings vor allem einer Fehlentwicklung des menschlichen Bewusstseins zuwendet.
Das Gedicht haben wir zum Beispiel hier gefunden.
https://www.deutschelyrik.de/grosse-zeiten.html
Anmerkungen zu Strophe 1
- Das Gedicht beginnt mit der resignierenden Feststellung, dass die „Zeit“ „viel zu groß“ ist.
- Das wird dann in Richtung Wachstum präzisiert
- Und mit der Prophezeiung verbunden, dass ihr das „schlecht bekommen“ werde.
- Leserlenkung: Was damit gemeint ist, bleibt erst mal offen.
Man muss auf weitere Signale achten
oder sich selbst Gedanken machen. - Am Ende dann der Hinweis, dass aktuell ein Wachstum der Zeit da ist, das es noch nie in der Größenordnung gegeben hat.
- Leserlenkung:
- Kästner lebte von 1899 bis 1974: Er hat also die Weltkriege mitbekommen – bis hin zur Atombombe. Das könnte ihm Angst machen.
- Aber auch vielleicht die Vielfalt der kulturellen Strömungen, die für den Einzelnen die Orientierung erschwert.
Anmerkungen zu Strophe 2
- In der zweiten Strophe geht das lyrische Ich dann noch mal auf das Wachstum ein
- Und stellt etwas Bedrohliches fest, die Zeit geht nämlich „aus den Fugen“.
- Die Zeilen 3 und 4 der Strophe deuten dann erstmals eine Richtung von Kritik an:
- Es ist von „Wasserköpfen“ die Rede, was mit steigender „Flut“ assoziiert wird. Gemeint sind damit in der Regel Leute, die zu viel denken. Das könnte sich auf die zunehmende Verwissenschaftlichung der Welt beziehen.
- Die letzte Zeit geht dann auf die Gegengruppe ein, nämlich die „Klugen“. Damit wird zugleich deutlich, dass die erste Gruppe mit Dummheit verbunden wird. Die kann natürlich verschiedene Dimensionen haben.
Anmerkungen zu Strophe 3
- Die dritte Strophe wendet sich dann anscheinend den Zeitungsmachern oder allgemein den Medien zu.
- Dort gibt es den „Optimistfink“, wobei hier der Vogellaut mit Optimismus verbunden wird.
- Dann zwei Zeilen mit einer sprichwörtlichen Wendung, die sich auf „die guten Leute“ bezieht, die mit den Zeitungen/Medien verbunden werden. Sie „haben einen Vogel“ – das passt zu der früher beschriebenen Gruppe, die entweder natürlich dumm oder so wasserköpfig ist, dass es von der anderen Seite her schon wieder an Dummheit grenzt.
- Am Ende dann die Sorge um die Zukunft – das scheint der Bereich der Zeit zu sein, der bedroht erscheint.
- Interessant die Verbindung von „sacht“ für langsame Entwicklung und „Füße“, die „kalt“ werden – das Gegenstück zu Gesundheit und Lebendigkeit.
Anmerkungen zu Strophe 4
- Die letzte Strophe bringt dann ein neues Problem auf den Tisch, nämlich die Chancenlosigkeit der Klugen. Denn sie werden „mit Verachtung“ gestraft. Das heißt wohl soviel wie, dass sie gar nicht beachtet werden.
- Die Folge ist dann eine „Dummheit“, die zur „Epidemie“ wird, also sehr viele Menschen erfasst.
- Am Ende dann die teilweise Auflösung des Größenrätsels im Hinblick auf die Zeit: Größe bedeutet hier eine Zunahme an „geistiger Umnachtung“
Das Gedicht zeigt:
- Eine bedrohliche Entwicklung,
- die auf eine Spaltung der Gesellschaft hinausläuft,
- bei der vereinfacht gesagt „die Dummen“ den „Klugen“ gegenüberstehen.
- Dummheit ist dabei anscheinend nicht unbedingt ein Zuwenig an Intelligenz, sondern auch deren falsche Anwendung.
- Das führt dann auch dazu, dass auf die „Klugen“ nicht mehr gehört wird, womit die Zukunft bedroht wird.
Deutungshypothese:
- Das Gedicht beschreibt eine Entwicklung, bei der ein Mangel an Verstand oder dessen falsche Verwendung die Zukunft in Gefahr bringt. Dazu kommt die Missachtung oder gar Verachtung derer, die noch im positiven Sinne bei Verstand sind.
- Es bleibt den Lesern überlassen, worauf sie das genau beziehen.
- Auf jeden Fall könnte dieses Gedicht denen entgegenkommen und sie bestätigen, die auch heute einen „wasserköpfigen“ Gebrauch der Wissenschaft zu sehen glauben. Und das Phänomen der „Verachtung“ Anders- und manchmal auch Besser-Denkenden gibt es ja zu allen Zeiten.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Infos, Tipps und Materialien zu politischen Gedichten
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