Schnell durchblicken bei: Hilde Domin, „Versprechen an eine Taube“ (Mat5756)

Worum es hier geht:

  • Die meisten Menschen kennen das:
    Wenn jemand die gewohnte Umgebung oder sogar seine Heimat verlassen muss, dann nimmt er irgendetwas mit, was ihn an die Vergangenheit erinnert.
  • So etwas ist dann manchmal mehr wert als vieles andere.
  • Hilde Domin hat ein Gedicht verfasst, das darauf Bezug nimmt. Allerdings geht es dabei nicht darum, etwas mitzunehmen, sondern dem Wertvollen, das man zurücklässt oder zurücklassen muss, ein Versprechen zu geben.

Anmerkungen zur Überschrift:

  • Die Überschrift nennt etwas, was dem lyrischen Ich wahrscheinlich viel wert ist. Deshalb wird ihm gegenüber ein Versprechen abgegeben.

Anmerkungen zu den Verszeilen

Um die Orientierung zu erleichtern, lassen wir hier bei jeder Zeile den Anfang stehen.

  1.   Taube,
  2.   wenn mein
  3.   wenn ich
  4.   wenn ich alles
  5.   dich
  • In den ersten fünf Zeilen wird dann deutlich, dass es sich hier nicht um einen Gegenstand handelt, sondern um ein Lebewesen.
  • Dann werden Situationen geschildert, die sich zumindest auf das Verlassen des Hauses, vielleicht sogar der Heimat beziehen.
  • Normalerweise ist Menschen in solch einer Situation wichtig, zum Beispiel ihren Hund oder ihre Katze mitzunehmen
  • In diesem Falle geht es um eine Taube. Man ist gespannt, welche Bedeutung dieses Tier, das ja mehr braucht als einen Käfig, dem lyrischen Ich bedeutet.

6.Taube aus

7.wegen des

  1. deines einzigen
  • Im zweiten Teil der Strophe wird dann deutlich, dass es sich gar nicht um ein Tier handelt, sondern um eine Tierfigur aus Holz. Sie ist anscheinend schon ziemlich alt, was man an den Wurmlöchern sieht.
  • Dann wird deutlich, was das lyrische ich an diesem Vogel so wertvoll oder faszinierend findet.
  • Und zwar ist es die Form des einzigen Flügels, den dieses Tier überhaupt noch hat.
    • Der Schwung und damit wohl seine Form wird als „sanft“ bezeichnet.
      Damit hat man ein erstes Signal einer Verbindung zwischen der Figur und wahrscheinlichen Fluchtsituation des lyrischen Ichs: Es wird sich dort gerne an die Sanftheit erinnern.
    • Zugleich aber dürfte der Flügel auch auf andere Art und Weise einen Kontrast zur Situation des lyrischen Ichs herstellen. Die Fortbewegung des Fliegens steht ja auch für Freiheit und das ist das, was die Emigranten zu allen Zeiten zunächst einmal brauchen.

Zusammenfassung

Das Gedicht zeigt

  • einen besonderen Umgang mit einer Situation des Verlassenmüssens.
  • Und zwar geht es nicht um etwas Wertvolles, das man materiell mitnimmt,
  • Sondern es ist ein inneres Bild – nämlich von einer alten und schon lädierten (beschädigten) Tierfigur.
  • Verbunden ist damit aber etwas Besonderes,
    • nämlich die Erinnerung an eine schöne Form
    • und an den Körperteil eines Vogels, der ihm das Fliegen ermöglicht.
  • Dass diese Taube „einflügelig“ ist, passt wahrscheinlich zu der Situation des lyrischen Ichs:
    • Es kann aktuell nicht mehr fliegen,
    • aber hat zumindest die Erinnerung an die damit verbundenen Möglichkeiten.

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