Schnell durchblicken: Heinrich Heine, „Die schlesischen Weber“ (Mat8480)

Worum es hier geht:

Vorgestellt wird eines der berühmtesten Gedichte, das die soziale Not im 19. Jhdt darstellt.

Gefunden haben wir es zum Beispiel hier.

Heinrich Heine

Die schlesischen Weber

  1. Im düstern Auge keine Träne,
    Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
    Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
    Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
    Wir weben, wir weben!

    • Das Gedicht beginnt mit einem kurzen Blick auf die Not der Weber, die für Fabrikanten in Heimarbeit arbeiten müssen. Deshalb sind sie von ihnen völlig abhängig. Besonders schlimm wird es, wenn immer mehr Maschinen ihre Arbeit schneller und billiger leisten.
    • Der zweite Teil der Strophe macht dann deutlich, dass die Vergrößerung ihrer Tod eigentlich auch den Untergang des eigenen Landes bedeutet – zumindest sehen die Weber das so.
    • Am Ende wird ihr Zorn deutlich, wenn sie für ihr Land sogar nur noch einen „dreifachen Fluch“ übrig haben.
  2. Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
    In Winterskälte und Hungersnöten;
    Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
    Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
    Wir weben, wir weben!

    • Der Beginn der zweiten Strophe macht deutlich, dass diese Menschen enttäuscht sind von Gott und damit allgemein der Religion.
    • Das hängt damit zusammen, dass die christlichen Kirchen sich damals zu wenig um die Not der Menschen gekümmert haben. Vor allem die höheren Vertreter des Christentums waren zu eng mit dem Staat und der Oberschicht verbunden.
    • In den nächsten Zeilen wird dann veranschaulicht, wie diese Enttäuschung konkret ausgesehen hat.
    • Gott selbst wird angeklagt, er habe sie eher verhöhnt als ihnen geholfen.
  3. Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
    Den unser Elend nicht konnte erweichen,
    Der den letzten Groschen von uns erpreßt
    Und uns wie Hunde erschießen läßt –
    Wir weben, wir weben!

    • Diese Strophe wendet sich dem König zu und macht deutlich, dass er nur die Interessen der Reichen vertritt.
    • Nach Meinung der Weber hat der König sich nicht für ihr Elend interessiert,
    • Stattdessen ihnen auch noch „den letzten Groschen“ abgenommen – durch Steuern und Abgaben.
    • Am Ende dann die Andeutung, dass bei Protesten oder gar Widerstand mit hemmungsloser Gewalt geantwortet wird.
    • Besonders deutlich ist der Vergleich mit Hunden.
  4. Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
    Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
    Wo jede Blume früh geknickt,
    Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
    Wir weben, wir weben!

    • Hier wird noch einmal der Fluch wiederholt und Deutschland als ein falsches Vaterland bezeichnet. Es sorgt eben nicht für seine Bürger wie ein guter Vater für seine Kinder.
    • In Bildern wird dann beschrieben, was falsch läuft.
      • Es gibt nur „Schmach und Schande“ – zum Beispiel, wenn jemand seine Arbeit verliert und vielleicht sogar seine Wohnung. Auch Betteln wurde damals sehr negativ gesehen.
      • Die früh geknickten Blumen können sich auf die Kinder, aber auch auf das Fehlschlagen von kleinen Verbesserungsbemühungen beziehen.
      • Insgesamt sieht man nur „Fäulnis und Moder“ – der Hinweis auf den Wurm bezieht sich wohl auf Leichen.
  1. Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
    Wir weben emsig Tag und Nacht –
    Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
    Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
    Wir weben, wir weben!

    • Die letzte Strophe betont dann nur noch mal das Missverhältnis zwischen dem Fleiß der Weber und ihrem tödlichen Schicksal, das ihrer Meinung nach auch ganz Deutschland betrifft.
    • Interessant ist hier, dass ein „Altdeutschland“ angesprochen wird – wohl das Deutschland vor der Industrie, als es vielen Menschen noch nicht so schlecht ging.

Sprachlich/rhetorische Mittel:

  • Die Wiederholungen
  • Dann der dreifache Fluch – die Zahl drei hat ja immer eine besondere Bedeutung
  • Die Betonung ihrer unendlichen Arbeit durch das „Wir weben, wir weben“. Selbst bei der Klage dieses Gedichtes müssen sie weiterarbeiten, sonst verhungern sie.
  • Die Bilder für das Elend, das dieses Deutschland auslöst.
  • Die Unterscheidung zwischen dem aktuellen Deutschland und einem „Altdeutschland“.

Rhythmus unregelmäßig: 1. Zeile vierhebiger Jambus, in der zweiten Zeile schon die eine Art Dakytlus mit Auftakt. Dann kein einheitlicher Rhythmus sehr. Das macht deutlich, dass hier keine Harmonie vorliegt.

Reimschema: Zwei Paarreime mit angehänger Refrain-Zeile

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