Schnell durchblicken: Mascha Kaléko, „Emigranten Monolog“ ( Im Exil) – mit Vergleichsmöglichkeit (Mat4933)

Worum es hier geht:

Es geht um ein Gedicht einer Autorin, die so ziemlich in letzter Sekunde der Nazi-Verfolgung entkam und jetzt über ihre Haltung zu ihrem einstigen Vaterland Deutschland nachdenkt.

Das Gedicht haben wir hier gefunden.

Anmerkungen zur Überschrift

Emigranten-Monolog

  • Die Überschrift macht schon zwei Dinge klar.
  • Es geht um die Situation und die Gefühle eines Menschen in der Emigration.
  • Diese werden in Form eines Monologs geäußert. Das versteht man am besten wie im Theater, als eine Selbstäußerung einer Figur, die sich über etwas klarwerden muss.
  • Und wie im Theater gibt es für diesen Monolog nur die Menschen, die diese Gedanken in einer Kunstform – auf der Bühne oder in einem Lyrikbändchen hören bzw. lesen und sich dann damit auseinandersetzen können.

Anmerkungen zu Strophe 1

  • Das lyrische Ich nimmt am Anfang ein Zitat des Dichters Heinrich Heine auf.
  • Es beschreibt dort aus der Rückschau die Schönheit eines verloren gegangenen Vaterlandes.
  • Das wird weitgehend gleichgesetzt der eigenen Situation.
  • Die unterscheidet sich nur, was den Ort in Deutschland angeht. Das Gefühl und die Situation des Verlustes erscheinen dabei als gleich.

Anmerkungen zu Strophe 2

  • Die zweite Strophe nimmt das Zitat noch einmal auf und verkürzt es auf einen knappen Hinweis.
  • Viel wichtiger erscheinen ihm zwei Dinge, die den Verlust näher kennzeichnen:
    • Das eine ist die Pest als Symbol für Krankheit,
    • das zweite ist ein Sturz, gemeint ist wohl in die Menschenfeindlichkeit.
  • Dann wird noch auf ein Gedicht von Goethe verwiesen und ironisch auf ein Programm der Nazis.
  • Mit dem Ferienprogramm „Kraft durch Freude“ suchten die Nazis die Menschen für ihre Idee der Volksgemeinschaft einzunehmen.
  • Gleichzeitig wurden Juden und politisch Andersdenkende im eigenen Vaterland verfolgt.

Anmerkungen zu Strophe 2

  • Die nächste Strophe wendet sich dann zwei Vogelarten zu.
  • Die eine ist mit ihrem schönen Gesang sogar Gegenstand der Literatur geworden. Jetzt ist sie verstummt.
  • Die zweite Art steht für Aasfresser und verweist damit auf die tödlichen Begleitumstände der scheinbaren Nazi-Idylle.

Anmerkungen zu Strophe 3

  • Die nächste Strophe betont die Unwiederbringlichkeit dessen, was verloren gegangen ist.
  • Allenfalls ist eine Veränderung denkbar, die zumindest ein bisschen positiv ist.
  • Die letzten beiden Zeilen der Strophe machen aber noch einmal deutlich, dass das Ertönen von Friedensglocken und das Verschwinden des Schwertgeklirrs nicht ausreichen.

Anmerkungen zu Strophe 4

  • Am Ende fasst das lyrische Ich seine Gefühle angesichts der Entwicklung noch einmal zusammen:
  • Es hat ein gebrochenes Herz.
  • Dazu kommt ein Heimweh, das noch da ist, Aber es hat keine Richtung mehr, es ist also nur ein Gefühl, dass da etwas fehlt.

Zusammenfassung

Insgesamt ein Gedicht,

  1. Das etwas bemüht locker-flockig beginnt, dabei aber immer wieder inhaltlich die brutale Realität durchscheinen lässt.
  2. Die wesentliche Aussage bezieht sich auf die Zukunft, die schon die Gegenwart bestimmt: Beherrschend ist die Einsicht, dass es nicht wieder so werden kann, wie es einmal gewesen ist.
  3. Allenfalls ist es möglich, dass es „anders“ wird. Gemeint ist wohl: positiver. Aber mehr als dieser Komparativ ist nicht drin.
  4. Zu stark ist das Gefühl, dass das Herz „in mir zerbrach“, also das Innerste auseinandergehalten ist, nicht mehr normal, harmonisch funktioniert.
  5. Das bedeutet letztlich – und das ist dann auch der Rückbezug zum Anfang – dass zwar noch ein Heimweh da ist – aber das hat kein solches Ziel mehr wie früher.
  6. Was den Monolog angeht, so bedeutet er im Rahmen der Fiktion des Gedichtes wohl, dass das lyrische Ich hier mit sich selbst ins reine kommen, sich Klarheit verschaffen will.
  7. Interessant wäre es, sich zu überlegen, ob es diese Sehnsucht nach Heimat ohne festen Bezugsort auch in einem normal-friedlichen Leben ohne Emigrationszwänge gibt.
  8. Angesichts der vielen Menschen, die heute in unserem Land in einer gespaltenen Situation zwischen Herkunftsland und Aufnahmeland leben, ergeben sich hier natürlich auch vielfältige Möglichkeiten des Austausches und damit auch der Horizonterweiterung.

Anregung

Man kann dieses Gedicht gut vergleichen mit:
Carl Zuckmayer, „Elegie von Abschied und Wiederkehr“
Näheres dazu auf dieser Seite:
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