Schnell durchblicken: Mascha Kaléko, „Weil du nicht da bist“ – ein Gedicht, in dem sogar Gegenstände die Einsamkeit verstärken (Mat4941)

Worum es hier geht:

Das Gedicht „Weil du nicht da bist“ von Mascha Kaléko präsentiert in allen möglichen Facetten die Gefühle, die ein Mensch hat, der seinen Partner schmerzlich vermisst.

Zu finden ist das Gedicht zum Beispiel hier.

Zu diesem Gedicht kann man übrigens ein ganz besonderes Gegengedicht schreiben.

Näheres dazu findet sich hier:

Allgemeines zum Gedicht

  • Das Gedicht besteht aus sechs Strophen, die bis auf die vierte alle mit den fünf Wörtern der Überschrift beginnen.
  • Die beschäftigt sich mit der Situation, dass ein bestimmter Mensch, der einem wichtig ist, nicht da ist.
  • Das Metrum ist ein fünfhebiger Jambus.
  • Das Reimschema wechselt:
    • Strophe 1 = Kreuzreim
    • Strophe 2 =  Paarreim
    • Strophe 3  = Kreuzreim

    •  Strophe 4 = umarmender Reim

    •  Strophe 5 = Kreuzreim

    •  Strophe 6 = Paarreim
      Es wäre ggf. zu prüfen, ob der jeweilige Reim eine Beziehung zum Inhalt hat, ihn also unterstreicht.

Anmerkungen zu Strophe 1

  • Die erste Strophe beschreibt als Konsequenz dieser Situation, dass das lyrische Ich sich ins Schreiben flüchtet.
  • Die zweite Hälfte der Strophe verstärkt dann das Gefühl der Einsamkeit, weil auch die Mainacht, also ein Teil des Frühlings-Wonnemonats, nicht nach dem lyrischen Ich ruft.

Anmerkungen zu Strophe 2

  • Die zweite Strophe bleibt dann bei der Natur und macht deutlich, dass die ganze Schönheit des Frühlings „vergebliches Bemühen“ ist. Alles Schöne zählt also aktuell nicht, weil eben der geliebte Mensch fehlt.
    Der schöne Gesang der Nachtigall wird als „in Musik gesetzte Ironie“, verstanden. Alles kommt dem lyrischen Ich also als unecht, als Gegensatz des Eigentlichen vor.

Anmerkungen zu Strophe 3

  • Die nächste Strophe geht dann noch einmal auf den Aspekt der Flucht ein, diesmal ins Dunkel. Die Stadt draußen wird personifiziert und dabei zu etwas Fremdem, das man als unangenehm empfindet.

Anmerkungen zu Strophe 4

  • Die vierte Strophe bringt dann Abwechslung. Statt weiter auszuführen, was alles fehlt oder unangenehm ist, wird jetzt vom lyrischen Ich die eigene Situation beschrieben. Das Gefühl der Einsamkeit wird deutlich gemacht an Jahreszeiten, die in unseren Breiten eher grau und ungemütlich sind. Selbst das Zimmer stimmt in das Klagelied über die Abwesenheit des Geliebten ein.

Anmerkungen zu Strophe 5

  • Das setzt sich dann in der fünften Strophe fort. Jetzt sind es auch Wand und Schränke und verstaubte Musiknoten, die das Gefühl der Einsamkeit verstärken. Auch der normale Entspannungsrhythmus bei unangenehmen Gedanken funktioniert nicht, weil alles um das lyrische Ich herum es an die Abwesenheit des geliebten erinnert.

Anmerkungen zu Strophe 6

  • In der sechsten Strophe versucht das lyrische Ich sein Leid dadurch zu verringern, dass es in Briefen blättert. Die Formulierung in der zweiten Zeile macht die komplexe Situation sehr deutlich: Es werden Träume geweckt, die schon schliefen, aber sie sind eben „vergilbt“ und nur ein Zeugnis der Vergangenheit.
  • Die letzten beiden Zeilen machen noch einmal die Zerrissenheit des lyrischen Ichs deutlich: Das Lachen ist dem Geliebten nachgereist, ist also in der aktuellen Situation nicht mehr möglich. Was zurückgeblieben ist, ist ein alleingelassenes Herz.

Zusammenfassung

Insgesamt ein Gedicht,

  1. das auf originelle Art und Weise die Situation die Gefühle beschreibt, in der ein Mensch sich befindet, der ständig an die Abwesenheit des Geliebten denkt, beziehungsweise durch alles daran erinnert wird, was ihn umgibt.
  2. Ein besonderes künstlerisches Mittel ist die Wiederholung des entscheidenden Nebensatzes, aus dem alles andere sich ergibt.
  3. Interessant sind zwei Varianten am Strophenanfang:
    1. Einmal scheint die quälende Frage vergessen worden zu sein.
      „Hier unterm Dach sitz ich beim Lampenschimmer;“
    2. Aber dann bringt die Umgebung sie wieder zurück:
      „»Weil du nicht da bist« rufen Wand und Schränke,“
  4. Diese besondere Konstruktion passt zu dem dann beschriebenen Empfinden: Man kann zwar kurzzeitig wohl aus Ermüdung oder Ablenkung sein Leid vergessen, aber dann wird man schnell wieder durch die Umgebung daran erinnert.

Kreative Impulse

  • Man kann die Grundidee und das Grundschema des Gedichtes aufnehmen und so abwandeln, wie es dem eigenen Gefühl gerade entspricht:
  • Zum  Beispiel ins Positive eines Liebesgedichtes:
    „Weil du jetzt da bist“ …
  • „Weil endlich Ferien sind …“
  • „Weil dieser Traum jetzt endlich wahr wird…“
  • „Weil du nicht da bist …“ -> kann ich jetzt endlich wieder „ich“ sein…

Wenn man mal kreativ provozieren will 😉

Dann wählt man einfach so eine Variante 😉
https://textaussage.de/das-schoenste-gegengedicht-zu-mascha-kaleko-weil-du-nicht-da-bist

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

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