Schnell durchblicken bei Rilke, „Der Panther“ (Mat4776b)

Worum es hier geht:

Rainer Maria Rilkes Gedicht „Der Panther“ ist eins der berühmtesten Tiergedichte, das auf fast unvergleichliche Weise versucht zu verstehen, wie es einem Raubtier geht, das sein Leben im Käfig verbringen muss.

Vor diesem Hintergrund ist natürlich ein Vergleich mit Wolfensteins Gedichte „Bestienhaus“ interessant.
Zu ihm gibt es hier Hinweise:
https://textaussage.de/schnell-durchblicken-wolfenstein-bestienhaus

Nun also zu dem zu Recht hochgelobten Gedicht von Rilke

Der Panther

 

Im Jardin des Plantes, Paris

 

01: Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe

02: so müd geworden, dass er nichts mehr hält.

03: Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

04: und hinter tausend Stäben keine Welt.

 

05: Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

06: der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

07: ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

08: in der betäubt ein großer Wille steht.

 

09: Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

10: sich lautlos auf — Dann geht ein Bild hinein,

11: geht durch der Glieder angespannte Stille —

12: und hört im Herzen auf zu sein.

Beobachtungen und Anmerkungen zum Gedicht – grafisch aufbereitet

Anmerkungen zum Gedicht

  1. Die Überschrift und der Hinweis auf den Ort macht gleich das Spannungsverhältnis deutlich, um das es anschließend geht.
  2. Die erste Strophe lässt vor allem die traurig einengende Umgebung deutlich werden – außerdem die Auswirkung der Monotonie auf das Tier.
  3. In der zweiten Strophe steht dann das Potenzial des Tieres im Vordergrund: Fast erscheint das alles positiv, wenn da nicht die Fesselung der Betäubung wäre.
  4. Die letzte Strophe spitzt die Situation noch einmal zu, weil zumindest kurzzeitig der Ausbruch aus der Monotonie gelingt – umso schmerzlicher ist dann, dass am Ende wieder nichts ist als ein Verdämmern.
  5. Insgesamt zeigt das Gedicht auf beeindruckende Weise, was mit einem wilden Tier passiert, das über sein ganzes Potenzial verfügt, aber es nicht ausleben kann.
  6. Was die künstlerische Eigenart angeht, so ist der Perspektivenwechsel in Zeile 1 sehr interessant, dann die Verstärkung durch die Wiederholung der Zahl der Stäbe mit ihrer Folge „keine Welt“.
  7. In der zweiten Strophe dominiert die Aufzählung vieler Eigenschaften und Verhaltensweisen, die Stärke und Größe zeigen – im Kontrast zum „allerkleinsten Kreise“ (06), der dem Tier geblieben ist.
  8. Beeindruckend dann auch das Schlussbild, wo man als Leser fast das Gefühl hat, das Verdämmern eines kleinen Glücksmoments persönlich mitzuerleben oder zumindest zu verfolgen. Das vergrößert natürlich noch Schmerz und Anteilnahme.

Weitere Infos, Tipps und Materialien 

https://textaussage.de/weitere-infos