Die drei „Großen K“: Das Leben beginnt schon vor dem Abitur (Mat6069)

Worum es hier geht:

Für viele Schüler ist es eine traurige Wahrheit: Als sie in die Schule kamen, waren sie begeistert und voller Vorfreude, hatten Lust, die Welt kennenzulernen.Dass sie dann  später in die Pubertät kamen und auf andere Dinge mehr Lust hatten als auf Schule, ließ sich nicht verhindern und war auch gut so.

Aber was passierte dann, als man langsam aus der Pubertät herauskam: Da freute man sich noch einmal: Man kam in die Oberstufe kam und konnte endlich ohne Erlaubnis den Schulhof verlassen und sich später selbst entschuldigen. Ansonsten machte man das mehr oder weniger gut, was einem die Lehrer sagten – und das war es dann.

Warum nicht schon vor dem Abitur mit dem „selbstständigen“ Leben beginnen?

Wir finden, das ist sehr schade  – einfach deshalb, weil wir viele Schüler nach dem Abitur gesehen haben – wie sie plötzlich aufblühten und ganz neue Fähigkeiten und Talente zeigten.

Warum damit nicht schon früher anfangen – und zeigen, was man schon vor dem Abitur mit dem wirklichen Leben anfangen kann?!

Unser Ansatz: Schon die „EF“ nicht nur als „Einführungsphase“ zum Abitur sehen!

Wir konzentrieren uns in diesem Lernkurs auf die sogenannte „Einführungsphase“ der Oberstufe, EF abgekürzt. So heißt das wenigstens in NRW.

Da dort zwei große „K“ im Deutschunterricht eine große Rolle spielen, nämlich „Kommunikation“ und „Kurzgeschichten“, hätten wir schon mal zwei Drittel unserer Überschrift erklärt.

Nur – wo ist das dritte „K“?

Es ist tatsächlich „Karriere“. Das ist natürlich ein Wort, das unterschiedliche Gefühle auslöst.

„Karriere“ muss nicht ein Weg in den Burnout sein

Darum haben wir im „Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache“
https://www.dwds.de/wb/Karriere
mal nachgeschaut – und damit konnten wir dann schon was anfagen:

Das Wort kommt aus dem Französischen und bedeutet soviel wie „Rennbahn“ – und das klingt schon ein bisschen wie „Burnout“.

Aber es heißt auch soviel wie „Laufbahn“ – da haben wir immer noch „laufen“ – aber man denkt schon eher an einen Weg, der einen auch nach vorne und nach oben bringt.

Dann wird uns noch eine Worterklärung angeboten, die endlich weg ist von allem, was nach „außer Atem“ o.ä. klingt: Es geht um das „berufliche Vorwärtskommen“ – und wer will das nicht auch.

Aber wir gehen in einer Zeit, in der es auch auf „work-life-balance“ ankommt, noch weiter und sprechen nur allgemein von „Vorwärtskommen“. Das kann dann auch in ganz andere Richtungen gehen. Wichtig ist einfach, dass man sich Ziele setzt und diese auch im Rahmen des Möglichen erreicht.

Es geht immer um das Finden und Nutzen von „Spiel-Räumen“

Nun gibt es sicherlich genügend „Karriere“-Ratgeber – mit denen wollen wir nicht konkurrieren. Wir konzentrieren uns auf einen Punkt, der kaum beachtet wird. Es geht darum, schon vor dem Abitur mit dem echten Leben anzufangen. Also einem, in dem man auch selbstständig um sich schaut, Ideen entwickelt und vielleicht auch schon mal Pläne macht. Natürlich ist man in der Schule vielerlei Zwängen ausgesetzt – aber das ist im späteren Leben auch so: Da hat man entweder einen Chef – oder man ist selbst Chef und stellt dann fest, dass es dann immer noch viele Faktoren gibt, die einem die Spielräume einengen und einen herausfordern.

Dazu vielleicht ein Beispiel:

Immer dann, wenn die Schule – für viele Schüler anscheinend völlig überraschend – mal Spielräume eröffnet, zeigt sich das Problem:

Da möchte man zum Beispiel ein Referat halten, um seine Note aufzubessern. Natürlich kann der Lehrer einem bei der Wahl des Themas helfen – er kennt sich schließlich in dem Bereich meistens sehr viel besser aus. Schöner ist es aber doch, wenn man einen Lehrer hat, der immer wieder Beziehungen zum normalen Leben auch der Schüler hergestellt hat. Und wer da „mit-gedacht“ hat, kommt vielleicht doch auf ein Thema, das ihn wirklich interessiert.

Oder: In der Oberstufe des Gymnasiums werden sogenannte Facharbeiten  geschrieben. Da darf man selbst mal ein bisschen was tiefer recherchieren und lernt eine Welt kennen, wo sich ständig Neues und manchmal Aufregendes auftut. Meistens ist die Themenwahl dann aber ziemlich quälend. Auch das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass „Mit-Denken“ in der Schule zu wenig gefördert wird. Und da es keinen Spaß macht zu warten, bis sich Schule ändert, kann man ja mal sein eigenes Verhalten ändern: Einfach im Unterricht auf „Andock-Punkte“ zum einen Leben, zu den eigenen Interessen achten.

So, nach diesem kleinen Ausflug in die Erfahrungswelt Schule kehren wir mal wieder zum Grundsätzlichen zurück und zeigen auf, wo überall Spiel-Räume zu finden sind.

Anmerkung zu diesem Schaubild:

  1. Ganz unten sieht man das, was Spielräume erst mal massiv einschränkt, nämlich die „Vorgaben“, die es etwa im Bereich der Themen gibt. Dazu kommen dann noch ganz bestimmte Regeln – zum Beispiel, welche Art von Klausur muss geschrieben werden – usw.
  2. Darüber haben wir die Bereiche aufgelistet, wo es Spielräume im System gibt:
    1. Bei den Fächern kann man in der Oberstufe zumindest etwas wählen – außerdem kann man selbst entscheiden, welche Fächer für einen in Frage kommen, wenn es schon um „Karriere“ in unserem Sinne geht.
    2. Ähnliches gilt für die Themen innerhalb der Fächer – und bei den Lehrern schaut man, welche offen sind für unseren Ansatz der „Lebensvorbereitung“.
      • So kann man etwa im Bereich der „Sozialwissenschaften“ bestimmte Themen stärker ausbauen, als der Lehrer es vielleicht vorgesehen hat. Auch bei den Mitschülern kann es gut ankommen, wenn man etwa in der Lage ist, die Besonderheiten der chinesischen Kultur vorzustellen.
    3. Gruppenarbeit sind eine gute Möglichkeit, seine Teamwork-Fähigkeiten auszubauen. Dazu gehört auch eine geschickte Kommunikation und die Nutzung der Möglichkeiten der Rhetorik.
      • Fast immer muss einer aus der Gruppe eine Art „informal leader“ werden. Das trainiert eine Menge Fähigkeiten: Zunächst muss man sich vielleicht geschickt ins Spiel bringen, ohne negativ aufzufallen. Dann muss man dafür sorgen, dass ein Arbeits- und Zeitplan aufgestellt und eingehalten wird. Da sind viel Einfühlungsvermögen und manchmal auch Überredungskünste nötig.
      • Dann braucht man einen, der die Ergebnisse zusammenfasst. Dies ist eine besonders wichtige Fähigkeit, das vorhandene Material zu sichten und dann in eine passable Form zu bringen.
      • Ein anderer stellt sie dann allein oder mit einem anderen Gruppenmitglied vor. Hier werden vor allem die rhetorischen Fähigkeiten geschult.
    4. Referate sorgen dann noch mehr dafür, dass man auch ganz alleine etwas zustande bringt – aber durchaus weiß, wie und wo man sich Hilfe holen kann.
      • Hier geht es vor allem darum, geschickt zu recherchieren, die Infos auszuwerten und dann in Richtung Zuhörer zusammenzustellen.
      • Wichtig sind die drei „Fesselfelder“: Einstieg, Schülerinteressen und Diskussionsvorschläge
        siehe dazu das Video:
        https://youtu.be/jLGsM8SPAn8
    5. Arbeitsgemeinschaften sind natürlich besonders interessant, wenn man etwa eine zusätzliche Fremdsprache freiwillig lernen will – oder man bereitet sich auf „Jugend forscht“ vor.
      • Hier ist es vor allem wichtig, rechtzeitig mit dem Lehrer Kontakt aufzunehmen und ihn möglichst für eigene Interessen zu begeistern.
      • Die müssen dann natürlich auch für die anderen AG-Mitglieder interessant gemacht werden.
    6. Neben den besagten Kompetenzen fügen wir noch „Organisation“ hinzu – die spielt sicher im Bereich der AG’s eine große Rolle – aber auch auf den anderen Feldern können entsprechende Talente nötig sein und dementsprechend auch trainiert werden.
      • Am aufwändigsten wird wohl die Organisationsarbeit im Bereich einer Theater-AG anfallen. Wenn man sich hier stark engagiert, ist man für vergleichbare spätere Veranstaltungen gerüstet. Dazu gehören auch neben vielen Herausforderungen im Bereich der Materialbeschaffung besonders Fragen der Werbung.

Vor diesem Hintergrund ist es auf jeden Fall gut, wenn man schon vor dem Abitur schaut, wieviel „Spiel-Raum“ es auch schon in der Schule gibt, den man mit eigenen Ideen füllen kann.

Damit dafür möglichst viel Platz ist, wollen wir beim „Pflicht-Programm“ des Deutschunterrichts in der EF behilflich sein. Und zwar geht es um zwei Themenbereiche, die mehr mit dem echten Leben zu tun haben, als viele Schüler denken.

Was „Kommunikation“ und „Kurzgeschichten“ mit dem wirklichen Leben zu tun haben

Es geht um „Kommunikation“ und die mir ihr verwandte „Rhetorik“. Die kommt leider in der Schule heutzutage viel zu kurz. Dabei ist sie es eigentlich, die einem hilft, andere Menschen zu überzeugen – und sie manchmal auch zu etwas zu überreden – hoffentlich zu etwas Gutem.

Und dann geht es um „Kurzgeschichten“ – die scheinen zwar mit dem  wirklichen Leben nicht viel zu tun zu haben – und schon gar nicht mit der Karriere. Aber diese Kurzgeschichten sind erstens kurz (kosten also nicht viel Zeit), zweitens zeigen sie Momente des Lebens, in denen es einen Wandel gibt – und drittens haben sie einen offenen Schluss und geben einem die Möglichkeit, die Geschichte weiterzudenken.

Und was die „Karriere“ angeht, das dritte „Große K“, da wollen wir wirklich nicht den Berufsberatern Konkurrenz machen. Uns geht es darum, eine Einstellung zu entwickeln, bei der man anfängt, das Leben um sich herum als „Spiel-Feld“ zu sehen, in dem man wirklich mitspielen kann und dabei auch weiterkommt.

Der Ausgangspunkt unserer Überlegungen – ein EBook

Die Idee der drei „Großen K“ verdanken wir einem E-Book, in dem wir 2014 erstmals diesen Ansatz vertreten haben. Wir werden immer wieder mal auf dieses Buch verweisen, die Idee aber auch weiterentwickeln.

Wer sich für unsere Ideen interessiert, die wir damals entwickelt haben und die immer noch eine große Hilfe zu Beginn der Oberstufe sein können, der kann das E-Book für wenig Geld zum Beispiel hier erwerben:

Einfach z.B. auf Amazon suchen unter dem Titel:

Helmut Tornsdorf, Zwischen Kommunikation, Kurzgeschichte und Karriere. Tipps und Infos zum erfolgreichen Einstieg in den Deutschunterricht der Oberstufe, München 2014 (ISBN 978-3-7380-0403-8)