Stellvertretendes Lesen als Hilfe bei Lektüren – Beispiel Roth, „Hiob“ (Mat8136)

Was ist stellvertretendes Lesen und wie nutzt man es am besten im Unterricht?

  1. Grundsätzlich ist das Lesen langer und vor allem auch anspruchsvoller Lektüren eine große Herausforderung für Schüler, die man zumindest beim ersten Zugriff etwas dadurch abmildern kann, dass man „stellvertretend lesen“ lässt.
  2. Gemeint ist damit, dass man eine Lektüre zwischen den Schülern des Kurses aufteilt und die entsprechenden Teile nacheinander vorstellen lässt.
  3. Dies setzt natürlich – je weiter man sich vom Anfang entfernt, voraus, dass die Bearbeiter späterer Teile sich über die Voraussetzungen ihres eigenen Textbereichs informieren können. Entsprechende Inhaltsübersichten lassen sich aber in der Literatur oder auch im Internet finden.
  4. Um gleich dem Einwand zu begegnen, hier würde das eigene Lesen ersetzt durch Reden über ein Werk, das man selbst gar nicht gelesen hat: Es geht nur um die Überwindung von Anfangshindernissen – die Erfahrung lehrt, dass eine solche gemeinsam fortgeführte Lektüre am Ende zu einer intensiveren Beschäftigung mit dem gesamten Text führt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt kann man dann festlegen, dass der gesamte Text von allen Schülern gelesen worden sein muss.
  5. Ein scheinbares Problem ist der Zeitaufwand, der mit einer diachronen (fortlaufenden) gemeinsamen Lektüre und Besprechung verbunden ist. Dem steht nämlich der Vorteil einer viel intensiveren selbstgesteuerten Auseinandersetzung der Schüler mit dem Text gegenüber: Es werden nicht vom Lehrer irgendwelche Themen vorgegeben, die standardmäßig abgehandelt werden (Figurenkonstellation, Sprache usw.), sondern die Themen ergeben sich direkt aus der Lektüre heraus – und müssen am Ende nur noch mal zusammenfassend besprochen werden.
  6. Wichtig ist, dass die Schüler eine klare Aufgabenstellunghaben. Die kann zum Beispiel aus den folgenden Elementen bestehen:
    1. Welche Voraussetzungen liegen vor, die für das Verständnis des Abschnitts von Bedeutung sind?
    2. In welche Sinnabschnitte lässt sich der eigene Textbereich einteilen? Wie kann man ihn mit Schlüsselwörtern und markanten Zitaten kennzeichnen?
    3. Welche Textstellen werfen Verständnisfragen auf?
    4. Wo ergeben sich im Textbereich Fragen, über die man diskutieren könnte.
    5. Welche Querverbindungen zu anderen literarischen Texten, zu anderen Fächern oder auch zu den eigenen Erfahrungen der Leser lassen sich herstellen?
    6. Unter welches Motto könnte man den Textbereich stellen?
  7. Machen wir uns das Verfahren mal an einem Textabschntit aus Joseph Roths Roman „Hiob“ klar. Es geht um das Kapitel III, nachdem die ersten beiden Kapitel zur Einführung gemeinsam im Kurs gelesen und besprochen worden sind. Die Zitate und Verweise orientieren sich an der „EinFach-Deutsch“-Ausgabe des Schöningh-Verlages, Braunschweig u.a. 2012.
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