Erörterung mit Video: Vergleich der Figuren der Marie in Büchners „Woyzeck“ und der Emilia in Lessings „Emilia Galotti“ (Mat4973)

Worum es geht:

Es geht um den Vergleich zweier Frauenfiguren aus verschiedenen Werken:

Das Folgende ist keine komplette Ausarbeitung, sondern nur ein Beispiel, wie man eine Frage kurz beantworten kann.

Uns kommt es dabei vor allem auf die Vorgehensweise an.

Das kann dann z.B. in der Abiturprüfung helfen, auch mit anderen Fragen dieser Art zurechtzukommen.

Hinweis auf ein Video dazu mit Dokumentation

Das Video ist hier zu finden:

Videolink

Dazu die Dokumentation

Mat4973 vf Marie aus Woyzeck und Emilia aus Emilia Galotti

Aufbau des Gedankengangs der Erörterung

Gedacht für eine mündliche Prüfung. Da muss man keine exakten Textstellen angeben.

Für die Vorbereitung auf eine schriftliche Prüfung sollte man einige Stellen ergänzen.

  1. Zunächst muss man schauen, in welchen Punkten es überhaupt Vergleichbarkeit gibt.
  2. Da kann man vom Ende ausgehen: Sowohl Marie in Büchners Drama „Woyzeck“ als auch Emilia in Lessings Theaterstück sterben am Ende gewaltsam.
  3. Marie wird Opfer der Eifersucht ihres Partners Woyzeck, der sie an einen einsamen Ort lockt und dort regelrecht abschlachtet.
  4. Bei Emilia ist die Situation komplizierter:
    Sie bittet nämlich ihren Vater, sie zu erstechen – eine auf den ersten Blick sehr ungewöhnliche Situation.
  5. Hintergrund dafür ist, dass sie in der Gewalt ihres Fürsten ist, der sie unter einem Vorwand in das Haus seines Kanzlers bringen lassen will. Emilia kennt dieses Haus als eins, in dem sie der Verführung erliegen könnte, und sieht deshalb nur noch die Möglichkeit der Flucht in den Tod.
  6. Damit ist man bei einem ganz entscheidenden Unterschied: Während Emilia alles tut, um ihre Unschuld zu bewahren, hat Marie sie im Laufe des Stücks verloren. Die Ursachen liegen bei ihr, weil sie sich über den Tambourmajor gesellschaftlichen Aufstieg erhofft. Für Emilia  kommt so etwas aber überhaupt nicht in Frage.
  7. Sie hat gewissermaßen die moralischen Forderungen (auch ihres Glaubens) fest im Kopf und handelt vorsorglich. Marie dagegen lässt sich erst mit dem Tambourmajor ein und blättert anschließend zwar in der Bibel. Der deutlichen Forderung: „Sündige hinfort nicht mehr“ kann sie aber nicht entsprechen. Deutlich wird hier der Fatalismus vor dem Hintergrund eigener Gefühle und Bedürfnisse als ein Grundzug des Dramas. Emilia dagegen hat einen festen Kompass, der zwar ihr Leben nicht rettet, wohl aber ihre Autonomie.
  8. Am Ende überlegt man noch mal kurz, ob es weitere Vergleichsmöglichkeiten gibt:
    Wenn man etwas Abstand von der jeweiligen Schluss-Situation der beiden Lebensläufe nimmt, kann man zu der These kommen:

    1. Emilia wird Opfer eines Verbrechens, an dem sie letztlich schuldlos ist. Ausgangspunkt ist die Begierde ihres Landesherrn, seitdem er sie zum ersten Mal gesehen hat.
    2. Marie dagegen löst durch ihr Verhalten ein Verbrechen aus. Woyzeck geht fortlaufend seinen gequälten Weg der Unterdrückung, Marie aber zeigt sich anfällig für Komplimente, eine Uhr und Ohrringe als mögliche Zeichen des Herauskommens aus ihrer sozialen Misere.
  9. Natürlich spielen neben der sozialen Herkunft auch mentale Einstellungen eine große Rolle:
    1. Emilia ist nicht nur in ihrer Familie und deren Umfeld fest verankert, sondern auch in ihrer Religion.
    2. Marie dagegen gehört in eine Zeit mehrere Jahrzehnte später und ist ohne einen hilfreichen sozialen Hintergrund und auch bei weitem nicht so fest verankert in der Kirche und ihren Anforderungen.
  10. Letztlich hat sich gezeigt, dass auch ein Vergleich über zunächst große inhaltlichen Entfernungen hinweg durchaus zu interessanten Einsichten führen kann.

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