Vorbereitung einer Klausur: Schiller, Kabale und Liebe, Akt 4, Szene 9 (Mat5955)

Worum es hier geht:

Wir zeigen hier, wie man in wenigen Tagen eine Klassenarbeite oder Klausur zu einem Drama vorbereiten kann.

Das Beispiel ist Schillers „Kabale und Liebe“.

Wir nehmen die 9. Szene des 4. Aktes. Die ist nämlich unter Kommunikationsgesichtspunkten sehr interessant.

Voraussetzung ist natürlich, dass man die ersten vier Akte „im Kopf“ hat.

Hilfen dazu gibt es auf unserer Themenseite zu diesem Drama:
https://textaussage.de/schiller-kabale-und-liebe-themenseite

Wir empfehlen, ggf. die Lösung an die Lehrkraft zu schicken, die die Arbeit stellt. Denn Ratschläge, die man vor der Klausur oder Klassenarbeit bekommt, sind natürlich viel besser als die, die man in roter Schrift unter der eigenen Lösung findet.

Aufgabe 1-1:

Verfasse einen Einleitungssatz, in dem du

Die Szene kurz vorstellst mit Angabe ihrer Position im Drama. Lasse etwas Platz frei, um später auch noch das Thema der Szene nennen zu können. Das kannst du nämlich erst, wenn du die Szene verstanden hast.

Wenn du möglichst viele Punkte in der Klassenarbeit bekommen willst, dann gehst du auch auf die Funktion des 4. Aktes in einem 5-Akte-Drama ein.

Wenn man sich da nicht so auskennt: Nähere Infos dazu findet man hier:
KUS-S: Aufbau eines „klassischen“ Dramas (nach Gustav Freytag)
https://textaussage.de/kus-s-aufbau-eines-klassischen-dramas-nach-gustav-freytag

Eine mögliche Lösung könnte so aussehen:

  1. Im vorliegenden Text handelt es sich um die neunte Szene des vierten Aktes.
  2. Damit steht sie am Ende des Aktes, der im klassischen Dramenschema eine Verzögerung des tragischen Endes darstellt.
  3. Thema ist die Entscheidung, der Lady, ihre Rolle als Mätresse aufzugeben.

Aufgabe 1-2:

Lies dir die Szene durch und verfasse eine kurze Inhaltsangabe:

Eine Lösung könnte zum Beispiel so aussehen:

  1. Inhaltlich geht es in der Szene um die Überbringung einer Frage des Herzogs, was die Abendveranstaltung angeht.
  2. Der Überbringer dieser Nachricht, der Hofmrschall ist erstaunt, die Lady in einer sehr auf aufgeregten Situation vorzufinden.
  3. Seine Bestürzung wird noch größer, als er den Abschiedsbrief an den Herzog lesen muss.
  4. Die Lady bleibt trotz seiner Warnungen bei ihrem Beschluss zur Abreise.
  5. Am Ende der Szene gibt sie gegenüber dem Personal eine Erklärung ab und verteilt Geld an die Bediensteten.

Aufgabe 1-3:

  1. Was das Verhältnis der beiden zentralen Figuren angeht,
  2. so ist die Lady immer noch voll Zorn über das Verhalten des Herzogs, was in dem Brief deutlich wird.
  3. Der Hofmarschall muss erkennen, dass hier von der Lady die gesamte, höfische Ordnung zerstört wird, ist entsprechend bestürzt und fürchtet auch für sich selbst.
  4. Neben dem Zorn wird bei der Lady aber auch deutlich, dass sie sich um ihre Bediensteten kümmert und sie im Rahmen des Möglichen versorgen will.

Aufgabe 1-4:

  1. Was die Sprache der beiden Figuren angeht,
  2. so ist sie bei der Lady geprägt von ihrem Zorn und der Verachtung für die höfische Welt und besonders ihren Vertreter, den Hofmarschall.
    1. Immerhin spricht die Lady von „Betrug“ und erklärt sogar im Hinblick auf Geschenke des Herzogs: „ich verabscheue Gunstbezeugungen, die von den Tränen der Untertanen triefen“.
    2. Und zum Hofmarschall fällt ihr ein: „Auftaumeln wird sie, die fürstliche Drahtpuppe! Freilich! der Einfall ist auch drollig genug, so eine durchlauchtige Hirnschale auseinanderzutreiben!
  3. Der Hofmarschall beginnt typisch für das Hofleben,  muss sich dann mühsam in die ungewohnte Situation zwingen.
    „Mylady scheinen etwas distrait zu sein – Ich werde mir wohl selbst die Kühnheit erlauben müssen“
  4. Schließlich überkommen ihn auch selbst Gefühle, vor allem der Sorge und sogar der Angst um sich selbst. So kommentiert er das Schreiben der Lady mit:
    „Behüte der Himmel, meine Beste und Gnädige! Dem Überbringer müßte der Hals ebenso jücken als der Schreiberin.“
  5. Bei der Lady wird am Ende eine Kombination von Entschlossenheit, Fürsorge für ihre Leute und Verachtung für die Vertreter des Hofes deutlich:
    1. „Ihr dientet mir redlich und warm, sahet mir öfter in die Augen als in die Börse, euer Gehorsam war eure Leidenschaft, euer Stolz – meine Gnade! – – Daß das Andenken eurer Treue zugleich das Gedächtnis meiner Erniedrigung sein muß! Trauriges Schicksal, daß meine schwärzesten Tage eure glücklichen waren! Mit Tränen in den Augen. Ich entlasse euch, meine Kinder“.
    2. Und abschließend zum Hofmarschall:
      „Mann des Erbarmens! zu höchsteigenen Händen, und sollst melden zu höchsteigenen Ohren, weil ich nicht barfuß nach Loretto könne, so werde ich um den Taglohn arbeiten, mich zu reinigen von dem Schimpf, ihn beherrscht zu haben.“

Aufgabe 1-5:

  1. Was die Veränderungen in der dramatischen Konfliktsituation angeht,
  2. so fällt hier endgültig die Entscheidung der Lady zum Verlassen des Hofes.
  3. Damit ist allerdings der viel größere Konflikt um die unstandesgemäße Beziehung zwischen Ferdinand und Luise noch nicht gelöst – mit samt den Todesdrohungen.

Aufgabe 2:

Nimm abschließend kurz Stellung zu der These, dass die Lady ihre Einstellung und ihr Verhalten im Verlaufe des Dramas grundlegend geändert hat.

  1. Was die Veränderungen bei der Lady im Laufe des Dramas angeht,
  2. so zeigt sie schon ganz am Anfang, dass sie dem Hofleben kritisch gegenübersteht.
  3. Das wird dann noch verschärft durch die Informationen des Bediensteten über den Soldatenverkauf des Herzogs.
  4. Im Gespräch mit Ferdinand macht sie ihre Situation und ihre vergeblichen Hoffnungen auf einen positiven Einfluss auf den Herzog deutlich.
  5. Sie denkt aber zunächst noch weiter wie ein Mitglied des Hofes und will anscheinend um ihre Position kämpfen.
  6. Das verändert sich im Gespräch mit Luise. Der Vergleich im Hinblick auf Haltung und Moral bringt die Lady dazu, nun auch ebenfalls ihr Leben grundsätzlich zu ändern. Sie ist am Ende bereit, sozial abzusteigen, um moralisch aufzusteigen.

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