Wie fängt man am besten eine Reportage an? (Mat6075)

 

Worum es hier geht:

In unserer Schreibwerkstatt ging es letztens um „Reportagen“. Das waren früher mal ganz besondere Artikel in Zeitungen, die auf einzigartige Weise Anschaulichkeit mit Sachlichkeit verbanden. Heute gibt es das immer noch, aber nicht mehr in der klaren Form wie früher.

In dem Zusammenhang tauchte die Frage auf, wie man am besten eine Reportage anfängt.

Wichtige Unterscheidung zwischen „echten“ und „schulischen“ Reportagen

Dabei muss natürlich unterschieden werden zwischen den „realen“ Reportagen, die in die Zeitung kommen. Hier muss der Verfasser selbst nah dran sein und sich ganz viele Eindrücke notieren und mit vielen Menschen sprechen und sich die schönsten Äußerungen auch notieren.

Im schulischen Bereich hat man diese Möglichkeit meistens nicht – da muss man also viel „herbeifantasieren“. Trotzdem sollte der Anspruch aufrecht erhalten bleiben, dass es real sein könnte.

Kurzer Exkurs zur Arbeit an einer Gesamt-Reportage

  1. Als erstes braucht man einen „Sachverhalt“, den man in einer Reportage darstellen kann. Dabei gibt es zwei Hauptvarianten:
    1. Zum einen besondere Ereignisse, wie sie etwa in Fußballreportagen präsentiert werden. Aber es kann sich auch um ein Schulfest handeln.
    2. Dann ein bestimmter Lebensbereich, in den man mal „eintauchen“ möchte. Zum Beispiel könnte man eine Reportage über das Schulsekretariat und die Arbeit dort schreiben.
  2. Dann sammelt man alle möglichen Eindrücke und besonders auch Zitate.
  3. Schließlich geht es um einen direkten Einstieg – siehe weiter unten.
  4. Von dort aus geht man auf verschiedene Aspekte des Sachverhalts ein, jeweils mit anschaulichen Elementen und dabei auch Zitaten.
  5. Am Ende kann man zum Einstieg zurückkehren oder aber einen Ausblick wagen – etwa auf das Schulfest im nächsten Jahr.

Was den speziellen Aspekt des Einstiegs angeht, haben wir hier ein paar Einstiegs-Varianten zusammengestellt, die einem helfen können, für sich selbst und sein Thema die beste Möglichkeit zu finden.

Später kommen vielleicht noch mehr dazu:

Einstieg über ein Zitat, Beispiel „Schöne Urlaubsgegend“

„Kann die Welt wirklich so schön sein?“ Dieser Stoßseufzer entfährt einem leicht, wenn man zum ersten Mal die Bucht von A. sieht, mit ihrem kristallklaren Wasser usw.

[Dann folgt eine nähere Beschreibung

und schließlich erweitert man den Gesichtskreis.

Schön wäre, wenn man am Ende wieder zum Anfang zurückkehrt]

Einstieg über ein Zitat, Beispiel „Sieg im Schreibwettbewerb“

„Als ich beim ersten Mal auf ungläubige Blicke stieß und einer sogar lachte, wollte ich eigentlich aufhören“, so der 17jährige Ben, der am Wochenende den ersten Preis beim stadtweiten Schüler-Schreibwettbewerb gewonnen hat.

[Dann geht man genauer darauf ein, wie er doch noch dabei geblieben ist und schließlich sogar erfolgreich wurde.]

[An diesem Einstieg kann man gut sehen, wie man reportagetypisch ein Zitat einbringt: Erst das Zitat, dann nachgeschoben der Hinweis auf den, der das gesagt hat, und seine Rolle in der Reportage.]

Einstieg über eine anschauliche Schilderung, Beispiel „Der letzte Fischer von xy“

Tausende Leute am Strand – die Strandliegen mit ihren Schirmen säuberlich aufgestellt. Bewegung zwischen den vielen braunen Körpern nur, wenn der Eismann versucht, Erfrischungen an den Mann und die Frau zu bringen.

usw.

[Und dann geht man über zu einem Fischer, der sich eine kleine Ecke für sein Boot in diesem ganzen Treiben erhalten hat und verteidigt.]

Einstieg über eine anschauliche Schilderung, Beispiel „Wer wirklich im Sommer auf der Autobahn leidet“

40 Grad im Schatten und endlose Kolonnen von Autos und hin und wieder einzelne Autofahrer, die es im Fahrzeug nicht mehr aushalten und draußen richtige Schimpfkanonaden loslassen. Keiner von denen macht sich dabei Gedanken, wie es den Straßenarbeitern in der Baustelle geht, die nicht nur die Sonne ertragen müssen, sondern auch noch den 70 Grad heißen Asphalt.

[Dann lässt man einzelne Straßenarbeiter zu Wort kommen.]

Einstieg über ein berühmtes Zitat oder eine sprichwörtliche Wendung

„Neapel sehen und sterben“ – hieß es mal und gemeint war damit, dass man diese besondere Pracht des Südens zumindest einmal ganz intensiv in sich aufnehmen wollte. Was dann noch kam, war eigentlich nicht mehr wichtig.

Heut hat man das Gefühl, dass in bestimmten Gegenden der Stadt gestorben wird, bevor man viel Schönes gesehen hat.

[Und dann geht man auf bestimmte Problemstellen ein und stellt die Menschen vor, die dort um ihr Lebensglück betrogen worde sind.]