Wie geht man am besten mit schwierigen Sachtexten um? (Mat4565 Lernkurs Sachtexte 10)

10: Umgang mit schwierigen Sachtexten

Im Folgenden zeigen wir mal an einem recht schwierigen Doppelzitat von Gustav Freytag, wie man einen solchen Sachtext

(Auszug aus: Gustav Freytag: Die Technik des Dramas, 1863, S. 93)

Zunächst der Original-Textauszug

„Das Drama stellt in einer Handlung durch Charaktere, vermittelst Wort, Stimme, Gebärde diejenigen Seelenvorgänge dar, welche der Mensch vom Aufleuchten eines Eindruckes bis zu leidenschaftlichem Begehren und zur Tat durchmacht, sowie die inneren Bewegungen, welche durch eigene und fremde Tat aufgeregt werden.

Der Bau des Dramas soll diese beiden Gegensätze des Dramatischen zu einer Einheit verbunden zeigen, Ausströmen und Einströmen der Willenskraft, das Werden der Tat und ihre Reflexe auf die Seele, Satz und Gegensatz, Kampf und Gegenkampf, Steigen und Sinken, Binden und Lösen.“

„Das Drama stellt in einer Handlung durch Charaktere,
- vermittelst Wort, Stimme, Gebärde
diejenigen Seelenvorgänge dar,
- welche der Mensch vom Aufleuchten eines Eindruckes bis zu leidenschaftlichem Begehren und zur Tat durchmacht,
sowie die inneren Bewegungen,
- welche durch eigene und fremde Tat aufgeregt werden.
Der Bau des Dramas soll diese beiden Gegensätze des Dramatischen zu einer Einheit verbunden zeigen,
- Ausströmen und Einströmen der Willenskraft,
- das Werden der Tat
  - und ihre Reflexe auf die Seele,
- Satz und Gegensatz,
- Kampf und Gegenkampf,
- Steigen und Sinken,
- Binden und Lösen.“

Was will Freytag damit also sagen – in heutigem Deutsch:

Ein Drama präsentiert eine Handlung, in der Charaktere (Figuren, Schauspieler)
zum Beispiel ein Mann oder eine Frau
zum einen das zeigen, was aus ihnen hinausgeht, vom Eindruck über das Begehren bis zur Tat,
die Begeisterung für einen anderen Menschen, den man dann begehrt und möglicherweise ihrem aktuellen Partner wegnimmt.
zum anderen das, was bei ihnen als innere Bewegung ausgelöst wird,
entweder durch diese eigene Tat
zum Beispiel Schuldbewusstsein
oder aber durch fremde Tat
zum Beispiel Racheaktion des verlassenen Partners
—–
Eine zweite Frage ist, wie man diese Möglichkeit des Dramas durch einen geeigneten Aufbau möglichst wirkungsvoll werden lässt.
Dazu bringt er vier Gegensatzpaare, die man gut an einem klassischen Drama zeigen kann.
1. Satz und Gegensatz: In Schillers Kabale und Liebe: Die Liebe des Majors und der Versuch des Verbots
2. Der Versuch der Verteidigung und die noch größere Intrige
3. Das Steigen der Liebe und das Sinken der Bereitschaft von Luise
4. Das Binden der Liebe und das Lösen im gemeinsamen Tod.